Gelsenkirchen. Voraussichtlich am Montag, 17. Mai, öffnen Schulen und Kitas in Gelsenkirchen wieder. Die Lollitests sind da, die Logistik aber ist kompliziert.

Die Inzidenzen sinken, auch in Gelsenkirchen. Die für Schulen entscheidende Marke von 165 ist bereits seit Freitag unterschritten, voraussichtlich am kommenden Montag, 17. Mai, ist entsprechend den Landesregeln wieder Wechselunterricht möglich. An Förderschulen ist dies bereits erlaubt, auch als vollständiger Präsenzunterricht. Wie es gehandhabt wird, dürfen die Schulen selbst entscheiden.

Albert-Schweitzer-Förderschule ist schon gestartet

An der Albert-Schweitzer-Förderschule hat der Unterricht auch bereits begonnen, allerdings nur als wöchentlicher Wechselunterricht nach Beschluss der Schulkonferenz. „Wir haben uns für Wechselunterricht entschieden, weil unter unseren Kindern auch Risikopatienten sind. Außerdem sind die Klassen nicht so klein, wie das das Ministerium glaubt, sodass die volle Gruppenstärke in unseren kleinen Räumen riskant erscheint“, erklärt Jan Klug, Vorsitzender der Schul- sowie der Stadtschulpflegschaft.

Die Lippen sollten die Lollis beim rausnehmen aus dem Mund nicht berühren, ansonsten ist der Test selbst kindgerecht. Die Logistik für die Pooltestungen ist allerdings sehr anspruchsvoll.
Die Lippen sollten die Lollis beim rausnehmen aus dem Mund nicht berühren, ansonsten ist der Test selbst kindgerecht. Die Logistik für die Pooltestungen ist allerdings sehr anspruchsvoll. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Transport zu Testlaboren in Düsseldorf und Leverkusen

Die für den 10. Mai angekündigten Lolli-PCR-Tests für Grund- und Förderschulen sind indes auch in Gelsenkirchen angekommen. Mit diesen kindgerechteren Tests wird an Grundschulen allerdings nur gruppenweise getestet. Die Pooltests werden in einer komplizierten Logistik zu festen Uhrzeiten an den Schulen abgeholt und über feste Routen in Labore in Düsseldorf und Leverkusen transportiert, wo sie bis 14 Uhr gelandet sein müssen.

Bis zum nächsten Morgen um sechs Uhr spätestens sollen die Ergebnisse den Schulen gemeldet sein. Diese müssen, falls eine Gruppe positiv getestet wurde, die Eltern informieren. Die Eltern wiederum bekommen bereits am ersten Unterrichtstag einen weiteren Lolli-Test mit nach Hause, um dort in solchen Fällen einen individuellen Test zu machen. Dieser Einzeltest muss am gleichen Morgen – je nach Kurier-Abholzeit an der Schule – zur Schule gebracht werden. Wie das aber etwa Alleinerziehende, deren Kinder ja wegen des positiven Pooltests unter Quarantäne stehen und somit nicht mit zur Schule dürfen, bewältigen sollen, erklärt das Ministerium nicht. Fest steht aber: An Grundschulen wird es zunächst nur Unterricht im täglichen Wechsel geben, um das Testsystem durchhalten zu können.

Strenger Zeitplan für die Fahrer

„Es ist ein strenger Zeitplan einzuhalten beim Transport der Tests, die Fahrer haben je Schule nur 15 Minuten Aufenthaltszeit. Die Touren mit bis zu neun Anlaufstellen sind 70 bis 107 Kilometer lang und die Tests müssen verlässlich um 14 Uhr in den Laboren sein. Das ist eine Herausforderung, und wir sind für das Funktionieren der Kette verantwortlich“, erläutert Bildungsdezernentin Anne Heselhaus das Verfahren. Für die Transportkosten muss die Stadt in Vorleistung gehen, soll das Geld aber erstattet bekommen laut Ministerium.

In Kitas gibt es weiter nur Nasen-Schnelltests

In den Gelsenkirchener Kitas, die ebenfalls ab 17. Mai voraussichtlich wieder in den eingeschränkten, zeitreduzierten Regelbetrieb gehen können, werden weiterhin die Nasen-Schnelltests genutzt. Die Logistik wäre für die vielen Einrichtungen zu kompliziert gewesen, heißt es.

Die Kommunen haben sich laut Bildungsdezernentin Anne Heselhaus beim Städtetag gewünscht, das Lolli-Testsystem in Grund- und Förderschulen auch mindestens im ersten Halbjahr 2021/22 fortzuführen, da bis dahin die Kinder voraussichtlich nicht geimpft sein werden.

Christiana Kraska, Leiterin der Don-Bosco-Grundschule und Schulformsprecherin, hofft, dass die Rückmeldungen der Labore noch am gleichen Tag eintreffen, um die Information der Eltern zu erleichtern. „Ich rechne damit, dass wir beim Testen daheim manchen Eltern helfen müssen. Beim QR-Code-Übermitteln etwa. Und ja, es kann für manchen schwierig werden, die Tests morgens zur Schule zu bringen. Wir werden jeweils die Elternsprecher informieren, wenn es eine positive Testgruppe gibt“, erläutert Kraska. An ihrer Schule ist sie selbst als Corona-Beauftragte damit betraut.

Zu kompliziert für viele Eltern

Thorsten Seiß, Leiter der Grundschule Kurt-Schumacher-Straße, ist wenig begeistert von der Einführung der Lolli-Tests. „Das Modell funktioniert vielleicht in bürgerlichen Zusammenhängen. Aber bei unseren Eltern, bei denen es Sprachprobleme gibt, die die komplizierten Beschreibungen zur Übermittlung der QR-Codes nicht verstehen, denen es an technischen Möglichkeiten fehlt, von denen einige sogar Analphabeten sind: Da funktioniert das nicht. Und wenn das so ist, dann müssen die Kinder wieder 14 Tage im Distanzunterricht bleiben wegen Quarantäne, die werden damit quasi wieder bestraft“, fürchtet er. Er selbst wird nun morgens um sechs Uhr die Ergebnisse abrufen und an die Klassenlehrer weiterleiten, die dann ab 6.30 Uhr parat stehen müssen, falls Eltern wegen positiver Tests erreicht werden müssen. „Die Stäbchentests haben mittlerweile funktioniert. Ich hätte mir gewünscht, dass wir damit weitergemacht hätten“, bekennt der Schulleiter.