Gelsenkirchen. Gelsenkirchen debattiert über eine autofreie City. Aber gegen den komfortablen Online-Einkauf wird sich so ein Konzept schwer behaupten können.
Eine Wohlfühl-City ohne Motorenlärm. Asphalt, auf dem Kreidebilder von Kindern und keine Reifenspuren zu sehen sind. Entspanntes Flanieren statt nervige Parkplatzsuche. Statt Abgase nur leckere Gerüche aus den Restaurantküchen. Klingt einladend, oder?
Die Idee einer autofreien Innenstadt, die jetzt mit einem Bürgerantrag erneut angeschoben wird, lädt in der Tat zur Träumerei ein. Wer erwacht, wird dann aber feststellen: Privatfahrzeuge aus Gelsenkirchens Zentrum zu verbannen, zieht noch keine Kundschaft an. In Zeiten, in denen sich der Einzelhandel gegen das komfortable Einkaufen per Klick im Netz behaupten muss, wird eine Innenstadt keine Pluspunkte gewinnen, indem sie den Menschen zusätzliche Anstrengung abverlangt.
Ein-Euro-Shops in einer Wohlfühloase? Das passt nicht zusammen
Man wird von den Leuten wohl noch erwarten können, ein paar Meter zu Fuß zu gehen, wird jetzt der eine oder andere sagen. Aber: Bequemlichkeit gewinnt am Ende. Die Realität ist wohl eher, dass viele Menschen lieber 15 Minuten einen Parkplatz suchen, statt 500 Meter zu laufen. Oder vielleicht gar nicht anders können, weil sie eine Gehbehinderung haben.
Von den Autositzen holen würde man uns Bewegungsfaule nur durch Erlebnisse. Wenn die Innenstadt eben wirklich ein Paradies wäre, mit guter Gastronomie mitten im Grün. Aber in einer solchen urbanen Oase könnten nicht, wie aktuell, Discounter und Schnellimbisse das Sagen haben. Heißt: Bevor nicht die großen Probleme in Gelsenkirchen gelöst werden, die enorme Arbeitslosigkeit und die geringe Kaufkraft, kann man es sich auch sparen, für eine autofreie Innenstadt zu kämpfen.
Ohne kreative Ideen kann sich Gelsenkirchens Innenstadt gleich aufgeben
Gesagt sei auch, dass es eher Nebenstraßen wären, die innerhalb der vorgeschlagenen autofreien Zone lägen. Dort schleichen Wagen vielmehr auf Parkplatzsuche anstatt im Raser-Modus eine Bedrohung für Fußgänger darzustellen. Ob diese Zone einen Unterschied machen würde? Dennoch: Ohne Kreativität kann sich die City gleich aufgeben, unorthodoxe Zukunftsvisionen und große Ideen sind gefragt. Hierfür ist der autofreie Innenstadtring zumindest ein Beitrag.