Gelsenkirchen-Ückendorf. Die Initiative „Rheinflanke“ ist jetzt in Gelsenkirchen-Ückendorf aktiv. Mit diesem Angebot richtet sie sich an Jugendliche aus dem Quartier.

„Ückendorf“ steht da in riesigen Lettern auf der alten, halb zerfallenen Mauer, deutlich sichtbar ist der Schriftzug, wenn man von der Gelsenkirchener Innenstadt kommend in Richtung Bochumer Straße fährt. Etwas kleiner ist auch das Wort „Go-In-Area“ zu lesen. Entstanden sind die Graffiti an den vergangenen Tagen. Sie sollen zum einen ein Zeichen für den Stadtteil setzen, sollen aber auch auf eine neue Initiative hinweisen, die jetzt im Quartier aktiv ist: die „Rheinflanke“.

Dabei handelt es sich um ein Projekt, das, wie der Name schon vermuten lässt, in Köln entstanden ist. Anfang 2006 hatte Christoph Bex die Idee zu einer interkulturellen Straßenfußball-Liga in Köln, die über den Ligabetrieb hinaus pädagogische Maßnahmen in so genannten städtischen Brennpunkten umsetzt. Aus dem Projekt „Köln kickt“ entwickelte sich schnell die „Rheinflanke“, eine gemeinnützige GmbH, die im Frühsommer 2007 gegründet wurde. Die Idee dahinter: Jugendliche, die sonst nur schwer erreicht werden können, sollen über niedrigschwellige Angebote wie Sport angesprochen werden, um ihnen dann dabei zu helfen, im Beruf und im Leben erfolgreich zu sein.

So kam es zu dem Engagement in Gelsenkirchen

Inzwischen ist Rheinflanke auch über die Grenzen von Köln hinaus aktiv, fast 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen Projekte in Düsseldorf, in Bonn, in Berlin – und neuerdings eben auch in Gelsenkirchen. „Der Kontakt zu Gelsenkirchen kam über ,Schalke hilft’ zustanden“, erklärt Christoph Bex. An diesem Freitag ist er nach Ückendorf gekommen, um das Projekt vorzustellen. „Wir haben uns mit Gelsenkirchen beschäftigt und schnell gemerkt: Hier passen wir hin.“

In Gelsenkirchen ist Martin Weijers der zuständige Projektleiter – zunächst schultert er die Arbeit alleine mit einem Praktikanten. Das ist noch der Corona-Pandemie geschuldet: „Wenn die Beschränkungen wieder gelockert werden, werden wir auch mit mehr Mitarbeitern aktiv sein“, sagt er. Ihr Büro hat die Organisation im Herzen von Ückendorf bezogen, an der Bochumer Straße 139, direkt über der „Trinkhalle am Flöz“.

Die Angebote reichen von Fußball bis zum Boxtraining

Wie genau wird die Arbeit vor Ort aussehen? Weijers setzt vor allem auf niederschwellige Angebote: „Wir gehen auf die Straße, sprechen dort die Jugendlichen an und fragen sie zunächst mal nur, ob sie Lust auf Fußball haben.“ Ist der Kontakt erst einmal hergestellt, vermittelt „Rheinflanke“ weitere Beratungs- und Hilfsangebote. „Uns geht es auch darum, die Softskills der Jugendlichen zu verbessern“, erklärt Weijers. Neben Fußball wird auch Boxtraining angeboten – „eine gute Gelegenheit, Aggressionen loszuwerden“, erläutert der Sozialpädagoge.

Das Graffiti soll auf die Initiative „Rheinflanke“ aufmerksam machen.
Das Graffiti soll auf die Initiative „Rheinflanke“ aufmerksam machen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Das Angebot konzentriert sich zunächst auf Ückendorf: „Das ist ein extrem spannender Stadtteil, hier ist gerade ganz viel im Wandel“, sagt Christoph Bex. Es soll sich aber auch nicht auf Ückendorf beschränken, Bismarck und Schalke-Nord haben die Projektmacher bereits ins Auge gefasst. Und, auch das passt gut zur Situation in Gelsenkirchen: „Wir haben in Köln viele Erfahrungen mit Jugendlichen südosteuropäischer Herkunft machen können“, berichtet Bex. „Das kommt uns hier zugute“.

Das passiert mit den Graffiti auf der alten Lagerhalle

Die Arbeit der Projektmitarbeiter soll nicht nur auf der Straße stattfinden, auch Kooperationen mit Schulen strebt „Rheinflanke“ an. Wegen der Coronalage ist das derzeit natürlich nicht möglich, soll aber spätestens mit Beginn des neuen Schuljahres starten.

„Rheinflanke“: Zentrale in Köln

Die „Rheinflanke“ ist als gemeinnützige GmbH freier Träger der Jugendhilfe. Ihren Sitz hat die Organisation in Köln, ein Hauptstadtbüro befindet sich in Berlin, weitere Standorte gibt es im Rheinland. Mit Gelsenkirchen weitet die Organisation ihre Arbeit zum ersten Mal auch auf Westfalen aus.

Ansprechpartner vor Ort ist Martin Weijers, zu erreichen ist er unter 0160 8572876. Mehr Infos gibt es im Netz unter www.rheinflanke.de.

Das neue Graffito an der Mauer der alten Lagerhalle soll ein Ausrufezeichen setzen, soll zeigen, dass „Rheinflanke“ im Stadtteil angekommen ist. Eigentlich hatte Martin Weijers geplant, gemeinsam mit Jugendlichen den Schriftzug anzubringen, Corona machten diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. Von Dauer wird das Kunstwerk ohnehin nicht sein: Mila-Marie Est von der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) bestätigte, dass die Lagerhalle in den nächsten Monaten abgerissen wird. Auf dem Gelände entsteht dann ein Parkplatz, der von Besuchern der zum Veranstaltungszentrum ausgebauten Heilig-Kreuz-Kirche benutzt wird – ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr sich der Stadtteil wandelt.

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