Gelsenkirchen. Krefeld und Warendorf impfen schon Grundschullehrer, Gelsenkirchen wollte auf klare Regeln warten. Jetzt soll es doch schon am 8. März losgehen.
Die Stadt Krefeld impft in einer Gemeinschaftsaktion mit dem DRK bereits alle Grundschullehrer, die eigentlich erst in der zweiten Prioritätsgruppe an der Reihe wären, mehrere Kreise im Münsterland, darunter Warendorf, haben ebenfalls begonnen. Geimpft wird mit Astrazeneca, damit dieser Impfstoff nicht verfalle. Beim Land habe man eine Anfraqe gestellt, die ausgebliebene Antwort sei als Zustimmung gewertet worden, heißt es vom Landrat. Das sieht man bei der Stadt Gelsenkirchen anders. „Die Impfung von Personen der Prioritätsgruppe 2 ist rechtlich gar nicht möglich. Bevor die Gruppe 1 nicht geimpft ist, dürfen wir das nicht“, versichert Stadtsprecher Martin Schulmann am Morgen. Mittags dann kündigt Familienminister Joachim Stamp (FDP) an, dass Lehrer an Grund- und Förderschulen sowie Erzieher ab 8. März geimpft werden sollen.
800 noch verfügbare Impfdosen werden sofort abgerufen
Krisenstabsleiter und Dezernent Luidger Wolterhoff nennt andere Gründe für das Abwarten in Gelsenkirchen. „So viele Impfdosen, um alle unsere Grundschullehrer und Erzieher impfen zu können, hätten wir gar nicht übrig gehabt. Wenn man nur Teile der Lehrergruppe zu impfen beginnt, muss es ein geregeltes Verfahren geben, wer das sein soll. Wir rechnen in diesen Tagen mit einer Klärung auf Landesebene, wie es weitergeht“, so Wolterhoff am Montagfrüh. Mittags kündigt der Minister dann bereits den Impfstart für Lehrer und Erzieher am 8. März an; die genauen Regeln und das Prozedere dafür stehen freilich noch nicht. Abgesehen von der Devise, die NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann Montag in seiner Pressekonferenz ausgibt: „Es wird geimpft, was das Zeug hält!“
Wolterhoff: „Es ist sportlich, aber wir kriegen das hin!“
„Inhaltlich ist das ein völlig richtiger Schritt! Wie das organisatorisch geht, müssen wir jetzt sehen. Es ist sportlich, aber wir kriegen das hin. Insgesamt stehen Gelsenkirchen noch 800 Astrazeneca Impfdosen zu, die haben wir aber bisher nicht abgerufen, um keine zu großen Reserven hier zu lagern. Die können wir jetzt aber sofort ordern und das tun wir auch“, verspricht Wolterhoff in einer ersten Reaktion.
Richtig, die Hausärzte so früh wie möglich einzubeziehen
Auch der am Montag ebenfalls von Laumann angekündigte Start der Impfungen von Risikopatienten (laut Laumann ab Ende März) in den Hausarztpraxen „ist genau richtig. Das habe ich immer gesagt: Wenn der Stoff zur Verfügung steht und gelagert werden kann, müssen wir die Hausärzte einbeziehen“, so Wolterhoff. Jetzt aber müsse man sich zunächst um Lehrer und Erzieher kümmern. Laut einem Erlass sollen landesweit vom 8. März bis Ende März 260.000 Impfdosen dafür verteilt werden, um Grundschullehrer und Erzieher bis Ende März versorgen zu können. Darauf konzentriere man sich nun zunächst. Die Absprachen mit der Kassenärztlichen Vereinigung und den niedergelassenen Ärzten auch für das weitere Vorgehen stünden jetzt im Vordergrund, betont Wolterhoff.
+++Verpassen Sie keine Nachrichten aus Gelsenkirchen. Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter+++
Auch interessant
Wolterhoffs Einschätzung nach wird es bei der Terminvergabe für die Altersgruppe der über 70-Jährigen ähnlich wie für die Gruppe 80 plus Anmeldungen über die Kassenärztlichen Vereinigungen geben, allerdings voraussichtlich jeweils nur für zwei oder drei Jahrgänge gleichzeitig, angefangen mit den ältesten, um zu großen Andrang und den Zusammenbruch von Systemen zu verhindern. Für die anderen Berechtigten der Gruppe wie Lehrer, Erzieher, Schwerkranke, Begleiter von Schwangeren und andere werde es ein gesondertes Anmeldeverfahren geben. Er geht von gruppenweisen Einladungen zur Impfanmeldung per Mail mit einem Link zur Anmeldung aus, die über die Stadt ausgegeben werden unter Einbindung von Impfzentrum und Hausärzten. Ein entsprechendes Tool für die Einladungen und Anmeldungen gebe es bei der Stadt bereits.
Eine Überlastung der Anmeldesysteme ist auch künftig vorübergehend möglich
Viele Lehrer im Präsenzunterricht an Berufskollegs
3200 Lehrkräfte arbeiten in Gelsenkirchen insgesamt, an Grund- und Förderschulen sind es rund 1000 Menschen, die in dieser ersten Runde mitgeimpft werden. Für Lehrer an weiterführenden Schulen gibt es noch keine Termine.
Allerdings sind auch an weiterführenden Schulen bereits Lehrer im Präsenzunterricht. An allen Abschlussklassen und vor allem an den Berufskollegs, wo besonders viele Schüler wieder vor Ort sind, besteht ebenfalls Bedarf.
„Auch hier kann es natürlich zu Überlastungen kommen, bei den großen Zahlen, die insgesamt zu impfen sind“, fürchtet Wolterhoff. Auch deshalb wollte er auf klare Ansagen nach den Beschlüssen der Ministerpräsidenten warten, um Chaos zu vermeiden. Wie klar die Regeln definiert werden, wie schnell sich wieder etwas ändert und vor allem, wie umfangreich die Impfstofflieferungen künftig wirklich ausfallen, bleibt abzuwarten.
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook