Gelsenkirchen. Tausende freie Impftermine gibt es im Gelsenkirchener Impfzentrum im April, aber buchbar sind sie nicht: Warum Bürger so viel Geduld brauchen.
2400 freie Impftermine für April gebe es in Gelsenkirchen, verkündete der organisatorische Leiter des Impfzentrums in der Stadt in einer Pressekonferenz am Montag. So mancher Senior, der zur Gruppe der Berechtigten gehört und noch keinen Impftermin ergattern konnte, schöpfte aus dieser guten Nachricht Hoffnung und versuchte sein Glück erneut – doch ohne Erfolg. In der WAZ-Redaktion meldeten sich am Dienstag zahlreiche Leserinnen und Leser, die beklagten, immer wieder die Aussage am Telefon der Kassenärztlichen Vereinigung zu bekommen, dass keine Termine im Impfzentrum Gelsenkirchen frei seien.
81-Jähriger versucht es seit dem 25. Januar täglich mehrfach – ohne Erfolg
Unter ihnen war auch Johann Woldinga. Der 81-jährige versucht es seit dem 25. Januar jeden Tag mehrfach; vergeblich. „Am Anfang kam man ja gar nicht durch am Telefon, das klappt jetzt immerhin meistens. Aber ich bekomme dann immer die Antwort, dass es leider keine freien Termine in Gelsenkirchen gibt. Eine Mitarbeiterin am Telefon sagte mir auf Nachfrage, sie habe es nur ein einziges Mal erlebt, dass in Gelsenkirchen ein Termin frei war und vergeben werden konnte. Eine andere sagte auch, das sei nur ganz selten der Fall. Einmal sah es so aus, als wäre es machbar, da wurde mein Name aufgenommen und ich sollte abends nochmal anrufen. Aber abends hieß es dann nur: Tut uns leid, alles vergeben. Einer gab mir den Tipp, es mittags zu versuchen, wenn andere Mittagschlaf halten. Wieder jemand anders – man kriegt ja immer andere ans Telefon – meinte, früh morgens wäre es vielleicht am besten. Geholfen hat alles nichts. Ich rufe seit dem ersten Tag mindestens zweimal am Tag an“, schildert der Haverkämper Senior seine vergeblichen Bemühungen.
Ermutigt durch die Ansage freier Termine
Iris Mariak hat ebenfalls mehrfach versucht, einen Impftermin für ihre 90-jährige Schwiegermutter zu buchen. Auch sie war ermutigt worden, es erneut zu versuchen durch die Ansage, es gebe noch tausende freier Termine. Doch auch sie hatte kein Glück. „Wir versuchen es also weiter. Meine Schwiegermutter geht ja kaum noch raus, da ist die Gefährdung nicht so extrem. Aber ihre Kinder versorgen sie, wir haben daher auch Kontakt. Beruhigend wäre der Impfschutz schon.“
Computer gibt die Termine selbstständig frei
Stadtsprecher Martin Schulmann sieht dabei keine Eingriffsmöglichkeiten der Stadt: „Die Terminvergabe läuft ausschließlich über die Kassenärztliche Vereinigung KVWL.“ Was die Sprecherin der KVWL, Vanessa Pudlo, auch bestätigt. Das Problem an der Sache ist: Generell werden die Termine durch das digitale Vergabesystem gesteuert. Das bedeutet, dass nicht Menschen die Termine frei geben, sondern der Computer. Auch die KVWL-Mitarbeiter wissen nicht, wann für das Impfzentrum Gelsenkirchen neue Termine freigegeben werden. Der Rat von Vanessa Pudlo: „Am besten versucht man es zu den Randzeiten. Die Telefone sind von acht bis 22 Uhr täglich erreichbar, die Online-Anmeldung sogar rund um die Uhr.“
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Bisher sind laut KVWL von den 350.000 Bürgern der Region, die zur Gruppe der über 80-Jährigen gehören, ins Impfzentrum kommen können und nicht in einer Einrichtung leben, bereits annähernd 305.000 mit je zwei Impfterminen versorgt, versichert Pudlo. Wie viele von den 45.000 verbliebenen Unversorgten (Stand Dienstag früh) aufs Gelsenkirchener Impfzentrum entfallen und wie viele sich gar nicht impfen lassen mögen, wisse man leider nicht. Man könne nur um Geduld bitten. Der Computer, so Pudlo weiter, vergebe die Termine immer nur über einen Zeitraum von sechs beziehungsweise neun Wochen (letzteres für den Zweittermin). Entsprechend werde täglich freigeschaltet. In dieses System könne nicht mehr eingegriffen werden. Die KVWL bitte daher um Geduld.
Schon vor dem Geburtstag Terminbuchung möglich
Bei der Pressekonferenz am Montag war von 17.000 vergebenen Terminen (also rechnerisch für 9.500 Menschen wegen der zwei nötigen Termine) im Impfzentrum bis Ende Mai die Rede. Insgesamt hat die Stadt 17.083 Menschen über 80 Jahren angeschrieben mit dem Hinweis auf ihre Impfberechtigung. Übrigens: Wer noch 79 Jahre alt ist und keine Einladung bekam, aber etwa im April 80 Jahre wird, kann sich ebenfalls jetzt schon für einen Impftermin ab April bei der KVWL bewerben. Genug Vorlaufzeit gibt es ja.
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