Gelsenkirchen. Sollten auch in einer armen Stadt wie Gelsenkirchen die Kita-Gebühren gestrichen werden? Darüber lohne es sich nachzudenken, meinen die Grünen.

Die Gelsenkirchener Grünen halten eine komplett beitragsfreie Kinderbetreuung für eine Option, um die Stadt familienfreundlicher zu machen. Die Einnahmen durch die Kitagebühren würden sich ohnehin in Grenzen halten, „sodass der Image-Gewinn für den Zuzug einkommensstärkerer Familien Gelsenkirchen nachhaltiger stärken könnte“, argumentiert der bildungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, David Fischer, und reagiert damit auf eine WAZ-Berichterstattung zu den Elternbeiträgen.

„Für viele Familien sind die Kita-Gebühren eine große Belastung und zusätzlich zu den Gebühren muss ja auch noch ein Verpflegungsgeld für ein warmes Mittagessen gezahlt werden“, betont der kinder- und jugendpolitische Sprecher der Grünen, Stephan Tondorf. Eine Gebührenfreiheit würde Eltern deshalb spürbar entlasten.

Grüne: Erhöhte Kaufkraft könnte finanzielle Lücke durch Gebührenfreiheit schließen

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Hoch hinaus mit den Elternbeiträgen: Der Kita-Besuch ist für viele eine kostspielige Angelegenheit. Im Revier gibt es in Gelsenkirchen, Hagen, Herne, Recklinghausen, Mülheim und Bochum überdurchschnittliche Höchstgebühren.
Von Gordon Wüllner-Adomako und Nikolina Miscevic

Die Grünen machen darauf aufmerksam, dass Städte wie Berlin und Düsseldorf schon die ersten Schritte zur beitragsfreien Kita unternommen hätten. Ein Vergleich mit dem reichen Düsseldorf sehe auf dem ersten Blick zwar völlig unsinnig aus, gibt David Fischer zu. „Wenn man sich in Gelsenkirchen jedoch mehr einkommensstärkere Familien wünscht, erhöht eine beitragsfreie Kinderbetreuung in den Kitas die Attraktivität unserer Stadt enorm.“ Zum Beispiel würden sich junge Lehrkräfte wohl eher für Gelsenkirchen als Arbeits- und Lebensmittelpunkt entscheiden, wenn sie hier familienfreundliche Lebensbedingungen vorfänden.

Das verschuldete Gelsenkirchen benötige zwar jeden Cent auf der Einnahmenseite und müsse als Kommune im Stärkungspakt einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen. „Eine Kaufkraftsteigerung und höheres Einkommensteueraufkommen könnte diese Lücke jedoch nicht nur schließen, sondern könnte Gelsenkirchen auf Dauer finanzstärker werden lassen“, glaubt Fischer.

Stadt Gelsenkirchen nimmt durch Kita-Gebühren sechs Millionen Euro ein

Die Stadtverwaltung rechnet 2021 mit Elternbeiträgen in Höhe von insgesamt rund sechs Millionen Euro. Für den Großteil der Kinder muss allerdings bereits nichts gezahlt werden - entweder, weil die Eltern aufgrund eines geringen Einkommens von den Gebühren befreit sind, weil sich die Kinder im zweiten oder dritten beitragsfreien Kita-Jahr befinden oder bereits Geschwister in Betreuung haben. Die Kita-Gebühren sind je nach Kommune sehr unterschiedlich und ergeben sich neben dem Brutto-Jahreseinkommen der Eltern auch aus dem Betreuungsumfang und Alter der Kinder. (gowe)