Gelsenkirchen. 6 Millionen Euro nimmt die Stadt 2021 durch Elternbeiträge ein - kein Vermögen. Wäre da nicht auch denkbar, die Gebühren zu streichen? Durchaus.

Trotz der bekannten klammen Haushaltslage – die durch die Corona-Krise ja nur noch mal verschlimmert wird – bleiben die Gelsenkirchener Kitabeiträge seit über zehn Jahren stabil. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich. Viele Städte haben die Beiträge in diesem Zeitraum mehrmals erhöht. Und auch im NRW-weiten Vergleich sind die Gebühren in Gelsenkirchen einigermaßen fair. Wenn man bei den Elternbeiträgen überhaupt von Fairness sprechen kann.

Schließlich bestimmt die Stadtgrenze, ob man nichts oder mehrere hundert Euro für die Betreuung seines Kindes zahlt. Die Elternbeiträge sind damit für viele Familien nach der Miete damit oft der zweithöchste Anteil an den monatlichen Fixkosten, nicht selten fressen sie das Kindergeld fast komplett auf.

Kita-Gebühren decken bei weitem nicht die Kosten des Kita-Betriebes

Für Gelsenkirchen heißt das: Während Top-Verdiener mit einem Haushaltseinkommen von über 125.000 Euro die Kita-Kosten noch ohne großen Ärger verkraften können und für fast die Hälfte der Kinder der Stadt aufgrund der geringen Verdienste ihrer Eltern überhaupt keine Beiträge gezahlt werden müssen, ist es wieder mal die Mittelschicht, die hier am meisten an den Gebühren zu nagen hat.

Kann es, sollte es diesen Menschen nicht auch in Gelsenkirchen ermöglicht werden können, ihr Kind für die komplette Kita-Zeit kostenlos betreuen zu lassen? Oder ist das angesichts der Haushaltslage eine utopische Vorstellung? Fakt ist: Sechs Millionen Euro werden in diesem Jahr voraussichtlich durch Elternbeiträge in Gelsenkirchen eingenommen.

Das sind aufgrund des zweiten beitragsfreien Kitajahres noch mal rund 1,4 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Und mit Blick auf die Gesamtkosten des Kitabetriebes sind diese sechs Millionen nicht der Rede wert. Das bestätigt man auch bei GeKita.

Elternbeiträge zu streichen wäre so teuer wie ein infrastrukturelles Großprojekt

Sechs Millionen: Das ist in etwa so viel wie der geplante Brückenneubau über den Rhein-Herne-Kanal an der Uechtingstraße. Nun sollte man kein wichtiges Infrastrukturprojekt gegen die frühkindliche Bildung ausspielen.

Aber der Vergleich zeigt: Die Kitagebühren komplett zu streichen, würde die Stadtfinanzen nicht völlig zerschießen, in haushaltpolitischen Dimensionen sind sechs Millionen Euro kein Vermögen. Letztendlich bleibt es also eine Frage der Prioritätensetzung, wie sehr man als Kommune bereit ist, berufstätige Familien zu belasten. Ob ein Haushalt ohne Elternbeiträge von den Bezirksregierung genehmigt werden würde, steht natürlich auf einem anderen Blatt - ein Versuch aber wäre es Wert.