Düsseldorf. . Milliarden-Investition in Kinder: Überraschend hat NRW-Familienminister Stamp angekündigt, dass ein zweites Kita-Jahr beitragsfrei bleiben soll.

NRW führt ein weiteres beitragsfreies Kita-Jahr ein. Familienminister Joachim Stamp (FDP) hat am Dienstag überraschend angekündigt, dass Eltern ab dem Sommer 2020 auch für das vorletzte Kindergarten-Jahr vor der Einschulung keine Betreuungskosten mehr tragen müssen. Das Land werde den Kommunen die Ausfälle von rund 240 Millionen Euro jährlich erstatten. Die gute konjunkturelle Lage mache es möglich, neben Investitionen in mehr Kita-Plätze und höhere Betreuungsqualität auch die Eltern zu entlasten, so Stamp. Rot-Grün hatte 2011 das letzte Kindergarten-Jahr vor der Einschulung beitragsfrei gemacht, was von CDU und FDP heftig kritisiert wurde.

Insgesamt sollen nun ab dem Sommer 2020 rund 1,3 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr in die Kindertagesbetreuung in NRW fließen. Das sieht ein „Pakt für Kinder und Familien“ vor, den die Landesregierung mit den Kommunalen Spitzenverbänden geschlossen hat. Den Löwenanteil übernimmt das Land mit rund 500 Millionen Euro. Die Kommunen müssen knapp 400 Millionen beisteuern. Der Rest speist sich aus Bundesmitteln des „Gute Kita-Gesetz“, das jedoch zunächst bis 2022 befristet ist.

„Meilenstein für die Qualitätsverbesserung“

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Stamp sprach von „einem Meilenstein für die Qualitätsverbesserung der frühkindlichen Bildung“. Zudem würden die unter der Vorgängerregierung in finanzielle Schieflage geratenen Kita-Träger deutlich entlastet. Die kommunalen Spitzenverbände lobten, dass nun alle Träger in die Lage versetzt würden, „die Qualität in der Kinderbetreuung tatsächlich zu verbessern“.

Konkret gibt Stamp eine „Garantie für den Kita-Ausbau“. Künftig will das Land für jeden beantragten neuen Betreuungsplatz mit 90 Prozent der Kosten aufkommen. Mit jährlich veranschlagten 115 Millionen Euro soll ein systematischer Anstieg der Betreuungsplätze in NRW um 8000 pro Jahr erreicht werden. Zudem sollen Steigerungen bei Personal- und Sachkosten der Einrichtungen erstmals über einen neuen „Index“ aufgefangen werden.

Die bisher fixen Steigerungsraten des Landes bei der Mittelzuweisung deckten nicht die realen Kostensteigerungen und hatten viele Kita-Träger in extreme Probleme gebracht. Extra-Mittel von 100 Millionen Euro stellt das Land künftig auch für die Ausweitung der Kita-Öffnungszeiten am Abend und frühen Morgen bereit.

Um ausreichend Erzieher für das massive Ausbauprogramm zu gewinnen, will das Land bei den Berufskollegs eine neue mit rund 1000 Euro monatlich vergütete „praxisintegrierte Ausbildung“ fördern. Bislang werden die landesweit rund 81.000 angehenden Erzieher noch zu 90 Prozent in einer vollschulischen und weitgehend unbezahlten Ausbildung mit weniger Praxisanteilen qualifiziert.