Gelsenkirchen. 650.000 Euro hat die Stadt Gelsenkirchen zur Sicherung des Sozialdienstes Schule im Etat eingeplant. Ganzheitliche Hilfe für Familien seit 2012.

Wenn Kinder häufig in der Schule fehlen oder Probleme haben, liegt die Ursache oft in der Familie. Hier setzt Sozialdienst Schule (SDS) an, dessen 20 kommunale Mitarbeiter in Absprache mit Schulen und an den Schulen angesiedelter Sozialarbeit in die Familien gehen und nach Lösungen suchen, die dem betroffenen Schüler den Schulbesuch und das Lernen erleichtern beziehungsweise ermöglichen.

„Oft sind es die Eltern, die Stärkung brauchen. Bei Hausbesuchen können wir Ursachen erkennen und Unterstützung anbieten. Häufig fehlt einfach eine klare Struktur. Wir begleiten Eltern dann bei Bedarf auch zu anderen Unterstützungsdiensten aus unserem dichten Netzwerk“; erklärt Eva Kleinau, die seit der Gründung des Sozialdienstes Schule 2012 den Aufbau begleitet hat und nun die ganze Abteilung Jugendhilfe/Schule leitet.

Um diese Arbeit langfristig zu sichern, hat die Stadt Gelsenkirchen erneut 650.000 Euro an Eigenmitteln im aktuellen Haushalt eingeplant.

OB: Wichtiges Standbein der Bildungsoffensive

Für Oberbürgermeisterin Karin Welge ist der SDS „ein wichtiges Standbein unserer Bildungsoffensive. Eine gute Bildung unserer jungen Menschen ist und wird künftig noch mehr das Fundament für eine gelungene Zukunft Gelsenkirchens. Wir müssen diese optimal fördern.“ Weshalb seit 2019 Eigenmittel der Stadt die Landesförderung ergänzen, die Verträge der Mitarbeiter wurden entfristet, um die nachhaltige Arbeit zu sichern. Auch für Bildungsdezernentin Anne Heselhaus ist die Arbeit des SDS ein „wesentlicher Bestandteil für eine gelingende Bildungsbiografie“ und mehr Bildungsgerechtigkeit.

500 Grundschulkinder mit Eltern im Jahr 2020 unterstützt

Eva Kleinau leitet seit 2018 die Abteilung Jugendhilfe/Schule in Gelsenkirchen. Sie hat den Aufbau des Schulsozialdienstes entscheidend mitgeprägt und ist froh über die dauerhafte Perspektive für die Arbeit des Teams.
Eva Kleinau leitet seit 2018 die Abteilung Jugendhilfe/Schule in Gelsenkirchen. Sie hat den Aufbau des Schulsozialdienstes entscheidend mitgeprägt und ist froh über die dauerhafte Perspektive für die Arbeit des Teams. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Tatsächlich sind die Bildungsvoraussetzungen in Gelsenkirchen besonders ungleich. Rund 42 Prozent der Kinder unter 15 Jahren erhalten Sozialleistungen, rund ein Drittel der Eltern sind alleinerziehend und fast jedes zweite Schulkind weist einen Migrationshintergrund auf.

Die Stadt Gelsenkirchen hat im Rahmen ihrer Präventionskette „Jedem Kind seine Chance!“ bereits im August 2012 den Sozialdienst Schule mit den Bundesmitteln aus dem Bildungs- und Teilhabepaket eingerichtet und seitdem zum Teil mit eigenen Mitteln ausgebaut.

Landesförderung geht an freie Träger

Die 719.369 Euro Landesförderung wird direkt an die freien Träger weitergeleitet, zur Finanzierung der elf Stellen für den Grundschulbereich. Eine Hälfte des kommunalen Beitrags wird für die Einrichtung von fünf Stellen für die Sekundarstufe I zur Verfügung gestellt. Die übrigen 324.600 Euro werden für vier Stellen des Sozialdienst Schule, Sachmittel, IT-Ausstattung, Netzwerk „Soziale Arbeit an Schulen“ und Fachtage genutzt.

Die Kooperation mit freien Trägern wie Awo, Caritas, Bauverein Falkenjugend, ev. Kirchenkreis ist seit Jahren eingespielt. Zuständig ist das Gesamtteam für 39 Grundschulen, drei Förderschulen und 22 Schulen der Sekundarstufe I.

In 2020 wurden rund 500 Grundschulkinder und ihre Familien vom SDS unterstützt und begleitet. In der Sekundarstufe I haben 50 Prozent der so unterstützten Jugendlichen, deren Schulabschluss gefährdet war, ihren Abschluss geschafft. 65 Prozent der Jugendlichen, die durch den Sozialdienst Schule betreut wurden, konnten ihre Fehlzeiten reduzieren. Diese Erfolge zeigten, wie wichtig es ist, das Angebot zu verstetigen „und langfristig verbindlich durch das Land und den Bund auskömmlich“ abzusichern, so OB Karin Welge.

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Schon beim Start war die Stadt in Vorleistung gegangen, um die Arbeit längerfristig zu sichern. Das hatte in der Folge zu geringerer Unterstützung durch das Land geführt. Doch dies soll sich nun ändern. Ab 2022 will das Land die Schulsozialarbeit über Bildung und Teilhabe dauerhaft über Landesmittel finanzieren. Es besteht laut OB nun die berechtigte Hoffnung, mehr als die bisherigen Fördermittel zu erhalten, da die Mittel künftig an der Situation vor Ort orientiert sein soll. Bis dahin springt die Stadt weiterhin selbst ein.