Essen. Die Hotline völlig überlastet, die Website kollabiert: Essener Senioren erlebten zum Start der Impftermin-Vergabe viel Ärger und Enttäuschung.

Viele Essener Senioren erlebten am Montag (25. Januar) den Versuch, einen Impf-Termin zu vereinbaren, als Nervenkrieg mit erfolglosem Ende: Mal stoppten "technische Probleme" den Registrierungsversuch, mal hieß es gar, dass alle Termine bereits vergeben seien - was für besondere Verunsicherung sorgte. Einige der über 80-Jährigen, die ab sofort impfberechtigt sind und große Hoffnungen auf die Impfung gegen Corona setzen, erlebten nun Ärger, Frust und Enttäuschung.

Website meldet, dass es keine Termine mehr gebe

"Wenn man alle Ü80 anschreibt, sollte man auch ausreichend Termine haben und nicht nach dem Motto arbeiten: Wer zuerst kommt mahlt zuerst!", findet etwa Frank Rosinger. Schon zum offiziellen Start um 8 Uhr sei die Website nicht erreichbar gewesen, dann sei das Bild eines älteren Herrn eingeblendet worden, versehen mit einem kurzen Text: "Leider sind derzeit alle Termine vergeben." So steht es unter dem Foto, das Rosinger von der Website gemacht hat. "Nicht auszudenken, was das mit Senioren macht die alleine sind."

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Ratlos ist etwa ein Essener, der die Registrierung für einen Impftermin schon vollständig ausgefüllt hatte. "Bis auf die Versicherungsnummer, weil ich als Privatpatient keine habe." Leider sei seine Anmeldung - möglicherweise wegen der fehlenden Angabe - nicht angenommen worden. "Was soll ich jetzt machen?", rätselt der Betroffene.

Nach zig erfolglosen Anrufversuchen gaben auch viele auf, die ihren betagten Eltern die Anmeldeprozedur hatten abnehmen wollen. Er habe über mehrere E-Mail-Adressen versucht, seine 86 Jahre alte Mutter anzumelden, berichtet etwa Stefan Rogal. Stets endete das Unterfangen mit dem Hinweis: "Es ist ein technischer Fehler aufgetreten." Gleichzeitig sei die Telefonnummer 0800/11611701 über eine Stunde besetzt, es laufe noch nicht mal eine Bandansage. "Wie sollen Über-80-Jährige auf diesem Weg einen Impftermin erhalten?", fragt Rogal.

Hotline und Online-Portal kollabierten wegen großen Andrangs

Essen sei ja nicht mal mit einem Impf-Zentrum aufgeführt, ärgert sich ein anderer Betroffener, der vergeblich versuchte, per E-Mail einen Impftermin zu erhalten: "Telefonisch ist schon kein Durchkommen und die Alternative hat sich auch als Schuss in den Ofen erwiesen. Können Sie sich den Stress von zig Personen vorstellen?" 

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) hat man zu diesem Zeitpunkt schon eine gute Vorstellung vom Stress der Senioren und verweist darauf, dass man "mit Hochdruck an der Beseitigung der Engpässe" arbeite und um Geduld bitte. Die aktuell impfberechtigte Gruppe umfasse landesweit fast eine Million Menschen; ihnen stünden 1200 Mitarbeiter an der Termin-Hotline gegenüber. "Wir haben daher vielfach davon abgeraten, sich gleich heute zu melden", sagt Heiko Schmitz von der KVNO.

Angesichts dennoch "extrem hoher Zugriffszahlen" seien Hotline und Online-Portal zeitweilig kollabiert. Bis 11.15 Uhr habe man jedoch immerhin fast 50.000 Termine für 25.000 Impfberechtigte vergeben. Und: "Das Onlineportal termin.corona-impfung.nrw läuft  inzwischen störungsfrei", versichert Schmitz.

Jeder bekomme einen Termin - vielleicht aber erst Ende April

Der missverständliche Hinweis, dass es keine Termine mehr gebe, sei lediglich "ein Schutzmechanismus für die Seite" gewesen: Weil das zu Irritationen führte, sei der Hinweis entfernt worden. "Es wird für alle Impfwilligen Termine geben, die man auch in den kommenden Wochen noch vereinbaren kann", betont Schmitz. Es werde bis Ende April dauern, bis in der Gruppe der über 80-Jährigen alle die erste Impfung erhalten haben.

Aktuell sei der Mangel an Impfstoff der limitierende Faktor. Dagegen gebe es genug Fachpersonal, die Impfzentren seien einsatzbereit - natürlich auch das in Essen. Der Nutzer könne es auf dem Online-Portal nur nicht selbst auswählen, "sondern man bekommt es nach der Eingabe der Postleitzahl zugewiesen". Auch das Problem mit den Versicherungsnummern von Privatversicherten sollte inzwischen behoben sein; die Angabe der Nummer sei übrigens optional gewesen. 

Wer noch nicht 80 Jahre alt sei, möge übrigens bitte davon absehen, die Hotline jetzt anzurufen.

+++ Hotline ist von 8 bis 22 Uhr besetzt +++

Grundsätzlich ist die Hotline (0800 116117-01) von 8 bis 22 Uhr besetzt, Online können rund um die Uhr Termine vereinbart werden.

Sollte dabei der Hinweis "Technischer Fehler“ erscheinen, sei die Seite überlastet, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), Heiko Schmitz: "Dann muss man es später nochmal probieren."  

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