Düsseldorf. Die Telefon-Hotline war überlastet, die komplizierte Anmeldung im Internet lief oftmals ins Leere. Viele Bürger reagierten verärgert.

Der Start der Vergabe von Impfterminen für Senioren ab 80 Jahren verlief in NRW zum Teil chaotisch. Am Montag scheiterten Tausende Bürger bei dem Versuch, per Telefon oder Internet Termine in ihren örtlichen Impfzentren zu buchen. Viele blieben in der Telefon-Warteschleife hängen. Bei der komplizierten Online-Terminvergabe stießen Nutzer vor unzählige Fehlermeldungen und mussten am Ende den frustrierenden und offenbar falschen Hinweis lesen: „Zurzeit sind alle Termine ausgebucht“.

Fast eine Million ältere NRW-Bürger dürfen ab sofort Impf-Termine vereinbaren. Die dafür verantwortlichen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) sprachen schon am Mittag von „erheblichen Verzögerungen“ wegen „extrem hoher Zugriffszahlen“ und baten die Bürger um Geduld: Termine sollten möglichst zu einem späteren Zeitpunkt gebucht werden. Niemand müsse sich Sorgen um seine Impfung machen, beteuerten Frank Bergmann (KV Nordrhein) und Dirk Spelmeyer (KV Westfalen-Lippe).

Falscher Hinweis ärgerte die Impfwilligen: "Termine ausgebucht"

Der Hinweis, die Termine seien schon ausgebucht, sei auf technische Probleme zurückzuführen. „Es gibt noch Termine“, versicherte eine Sprecherin der KV Westfalen-Lippe. Am Montag seien Termine bis einschließlich 21. März vergeben worden. Ab Dienstag komme dann der 22. März hinzu, ab Mittwoch der 23. März und so weiter. „Jeder wird einen Termin bekommen“, versicherten die KV.

SPD-Landtagsfraktionsvize Lisa-Kristin Kapteinat sprach dennoch von „Impfchaos“ und beantragte eine Aktuelle Stunde in der Plenarsitzung des Landtags.

Grüne halten Impfungen bei Hausärzten für möglich

Die NRW-Grünen forderten von der Landesregierung einen „Strategiewechsel“. Die Fokussierung auf 53 Impfzentren mit zentraler Terminvergabe sei ein logistischer Fehler, kritisierte Grünen-Landeschefin Mona Neubauer am Montag in Düsseldorf. Gerade für ältere Menschen bedeuteten etwa „Impf-Nachmittage beim Hausarzt mehr Sicherheit und Vertrauen“, so die Politikerin. Lieferung und kurzzeitige Lagerung der Dosen in dezentralen Praxen seien sehr wohl machbar. Die Landesregierung lasse stattdessen Senioren „in der Abenddämmerung mit dem Rollator zum Impfzentrum stolpern“, prophezeite Neubaur.

"Da wird mit der Geduld und der Hoffnung der Menschen gespielt", kritisierte Horst Vöge (73), Landesvorsitzender des Sozialverbandes VdK wegen des Rumpelstarts am Montag. Die Terminvergabe sei zum Glücksspiel geworden. "Man kann die Menschen nur um Geduld bitten, auch wenn es sie wahnsinnig macht, weil die Sorge mitschwingt, dass man mit seinem Termin nach hinten rutscht und noch krank wird." (mk, tobi, a.b., hw)