Gelsenkirchen-Horst. Als der Gelsenkirchener Heinz-Wilhelm Gruber die Diagnose Blasenkrebs bekommt, schließt er mit dem Leben ab. Doch es gibt Therapiemöglichkeiten.

Das Schicksal von Heinz-Wilhelm Gruber ist eines, das jeden von uns ereilen könnte. Vor zehn Jahren erkrankt der heute 76-jährige Gelsenkirchener an Krebs. Seine Geschichte zeigt, wie einem die Diagnose aus dem Nichts den Boden unter den Füßen wegreißen kann. Sie zeigt aber auch, dass Krebs im Jahr 2021 kein Todesurteil sein muss - und dass es sich lohnt zu kämpfen.

Jedes Jahr erkranken nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums etwa 492.000 Menschen neu an Krebs: Eine Volkskrankheit, die nicht wenige Patienten das Leben kostet. 2019 erlagen laut Statistischem Bundesamt 231.000 Menschen ihrer Krebserkrankung. Das entspricht einem Viertel aller Todesfälle. In der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen war Krebs sogar die häufigste Todesursache. Der Weltkrebstag am 4. Februar will auf die Krankheit und ihre Folgen aufmerksam machen.

"Da habe ich eigentlich schon mit meinem Leben abgeschlossen"

Heinz-Wilhelm Gruber geht im Jahr 2010 zu seinem Hausarzt, weil er ohne erkennbaren Grund massiv abgenommen hat. Der Mediziner überweist ihn zu dem Gladbecker Urologie-Spezialisten Prof. Dr. Bernhard Planz. Kurz darauf zeigt ein MRT: In Grubers Blase hat sich ein Krebsgeschwür gebildet. Für den damals 65-Jährigen ein Schock. "Da habe ich eigentlich schon mit meinem Leben abgeschlossen", erinnert er sich.

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Doch Gruber hat Glück im Unglück. Obwohl er neben der Gewichtsabnahme keine anderen Symptome wie etwa Schmerzen hat, ist er rechtzeitig zum Arzt gegangen. Der Krebs hat noch nicht gestreut, hat sich noch nicht auf andere Organe ausgeweitet. Ob ein Betroffener überlebt, hängt häufig vom Zeitpunkt der Entdeckung seiner Erkrankung ab. Bei 75 Prozent der Blasenkrebs-Patienten wird der Tumor laut Internetportal der Deutschen Krebshilfe in einem frühen Stadium entdeckt.

Komplizierte OP: Gelsenkirchener bekommt eine künstliche Blase

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"Als mein Arzt mich darüber aufgeklärt hat, dass sich der Krebs gut behandeln lässt, konnte ich neuen Mut fassen", sagt Gruber. In einer komplizierten Operation wird seine Blase entfernt und durch eine künstliche Blase, hergestellt aus Teilen seines eigenen Darmes, ersetzt. Danach ist keine Chemotherapie oder Bestrahlung mehr nötig.

OP, Krankenhausaufenthalt danach fünf Wochen Reha: So lange unpässlich zu sein, das ist für einen Selbstständigen auch in beruflicher Hinsicht nicht einfach. In Grubers Radio- und Fernsehgeschäft übernimmt nun seine Frau das Ruder. "Das war eine enorme Belastung für sie, zumal sie selbst nicht gesund ist. Aber als es mir schlecht ging, ist für sie alles andere in den Hintergrund gerückt", erzählt der 76-Jährige. Generell sei seine Familie in der schweren Zeit seine größte Stütze gewesen.

Fünf Jahre Unsicherheit - heute geht es dem Gelsenkirchener gut

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Die nächsten fünf Jahre sind von Unsicherheit geprägt. Fünf Jahre deshalb, weil nach dieser Zeitspanne das Risiko eines Rückfalls deutlich gesunken ist. Die sogenannte "Fünf-Jahres-Überlebensrate" - die angibt, wie viel Prozent der Erkrankten nach Ablauf dieses Zeitraums noch leben - liegt bei Blasenkrebs zwischen 20 und 80 Prozent. "Nach den fünf Jahren bin ich ruhiger und entspannter geworden", sagt Gruber.

Heute geht der Gelsenkirchener zwar immer noch im Jahresrhythmus zur Kontrolle beim Arzt. Große Einschränkungen im Alltag hat er aber nicht. Er sagt sogar: "Ich denke häufig überhaupt nicht mehr an die Krankheit." Was er anderen Krebspatienten raten würde? "Man sollte sich nicht sofort einen riesigen Kopf machen, sondern sich auf die Auskünfte seines Arztes verlassen", findet Gruber. "Optimismus ist die halbe Miete."