Gelsenkirchen-Altstadt. Die Strahlentherapie von Dr. Hepp de Los Rios an den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen ist internationales Referenzzentrum. Was das bedeutet.
Neu im Haus ist Dr. Rodrigo Hepp de Los Rios nicht. Der erfahrene Strahlenexperte ist allerdings neu in der Position des Chefarztes an der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie an den Evangelischen Kliniken an der Munckelstraße. Als Oberarzt begleitete er die Einführung der bildgeführten Hochpräzisions-Strahlentherapie und gestaltete die 3D interstitielle (zu deutsch: in den Zwischenräumen liegende) Brachytherapie im Haus entscheidend mit. Bei diesem ebenso komplexen wie gewebeschonenden Verfahren werden Tumore von innen heraus mit Strahlentherapie bekämpft. Die radioaktive Quelle wird über kleine Schläuche direkt in den Tumor gefahren.
Kürzere Therapie und weniger Nebenwirkungen
Die Dosis kann dank der Direktbestrahlung im Tumor selbst und millimetergenauer Platzierung erhöht werden. Die Nebenwirkungen werden drastisch reduziert und auch der Therapiezeitraum selbst verkürzt sich dadurch in vielen Fällen. Auch ist die Heilungschancen bei verschiedenen Tumorerkrankungen erhöht.
Diese Brachytherapie kommt vor allem bei Brustkrebs, gynäkologischen Tumoren sowie Prostatakarzinomen zum Einsatz. Direkt benachbarte Organe, Gewebe und auch die Haut werden dabei geschont. 800 Brachytherapien führt die Klinik im Jahresschnitt durch. Übrigens auch jetzt, in Zeiten von Corona, werden die allermeisten Brachytherapien bei nicht infizierten Patienten fortgeführt, wie Dr. Hepp de Los Rios auf Nachfrage betont.
Besuch von internationalen Expertenteams
Aktuell hat der Strahlenexperte seine Klinik als Referenzklinik für Brachytherapie positionieren können. Sie ist damit eine von insgesamt bundesweit vier „Brachy-Academy“-Standorten der Firma Elekta, als einzige ohne den Status einer Universitätsklinik. Als Referenzklinik wird sie regelmäßig von internationalen Expertenteams besucht, um die eigenen Expertise bei der Brachytherapie weiter zu geben.
Klinische Workshops und wissenschaftliche Publikationen gehören zum Academy-Programm. Eigentlich war in diesen Tagen Besuch aus einer Klinik in Südafrika angekündigt, der sich gezielt über den Einsatz der Therapie bei der Behandlung von Prostata- und Mammakarzinomen informieren wollte – dieser entfällt zunächst freilich corona-bedingt.
Neben der Brachytherapie kommen an der Klinik von Hepp de Los Rios auch weiterhin – abhängig von der Erkrankung – andere Therapieverfahren zum Einsatz wie etwa Teletherapie, bei der der Patient von außen mit Hilfe eines energiereichen Röntgenstrahlers aus einem Linearbeschleuniger der aktuellen Generation behandelt wird.
Stationen in Chile und Paris und am Universitätsklinikum Essen
Der gebürtige Chilene Hepp de Los Rios absolvierte Studium und Facharztausbildung in Chile, arbeitete zwischenzeitlich in Essen, Paris und Erlangen. Am Westdeutschen Protonenzentrum an der Universitätsklinik Essen und der Klinik für Strahlentherapie dort promovierte er 2011. Ein Jahr später schließlich wechselte er an die Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen, wo er mit dem damaligen Chefarzt Privat-Dozent Dr. Razvan Galalae die moderne Strahlentherapie und Radioonkologie ausbaute.
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Das Team
Zum Team der Klinik zählen sechs Mediziner, fünf Physiker sowie mehrere Medizinisch Technische Assistenten.
Die Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie/Nuklearmedizin gehört zwar ebenfalls zu den Evangelischen Kliniken, ist jedoch eine eigene Abteilung unter Leitung von Chefarzt Dr. Ulf Laufer.