Gelsenkirchen. Müllentsorgung, Friedhöfe, Straßenreinigung - 2021 werden mehrere Gebühren in Gelsenkirchen wieder steigen. So hoch ist die Mehrbelastung.

Das kommende Jahr wird für Gelsenkirchener Haushalte wieder teurer: Die Abfall- und Straßenreinigungsgebühren steigen 2021 genauso wie die Kosten für bestimmte Bestattungsarten. In vereinzelten Bereichen allerdings gibt es auch Entlastung.

Wie aus den neuen Gebührensatzungen hervorgeht, denen der Rat der Stadt am Donnerstag (17.12.) zugestimmt hat, gibt es bei den Müllgebühren die größte Mehrbelastung. Bei der am häufigsten verwendeten 120-Liter-Tonne mit wöchentlicher Leerung steigt die Jahresgebühr um 11,90 Euro auf 225,35 Euro. Als Gründe dafür werden insbesondere höhere Personal- und Entsorgungskosten angeführt.

Gelsenkirchen kann Kosten nicht einfach beliebig erhöhen

Bei den Gebühren für die Biotonne gibt es – wie bereits im letzten Jahr - keine Änderungen. So kostet die braune Tonne mit 120 Litern Volumen und 14-täglicher Leerung weiterhin 37,15 Euro im Jahr. Die blaue Tonne ist kostenlos, die gelbe Tonne gehört zum dualen System und wird privatwirtschaftlich über Lizenzgebühren aus Handel und Industrie bezahlt.

Trotz der jährlichen Steigerungen betonen die Gelsendienste stets, dass Gelsenkirchen im NRW-weiten Vergleich weiterhin zu den Kommunen mit den günstigsten Abfallgebühren zählt. In der Tat liegt Gelsenkirchen unter den Kosten anderer Ruhrgebietsstädte, wie etwa der Vergleich mit Essen (349,20 Euro für die 120-Liter-Tonne) oder Bottrop (276,60 Euro) zeigt. Der Bund der Steuerzahler sah Gelsenkirchen 2020 damit sogar landesweit auf Platz 1 bei den günstigsten Gebühren. Nur: Warum erhöht eine klamme Kommune wie Gelsenkirchen die Kosten dann nicht, um die Stadtfinanzen zu entlasten?

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„Abfallgebühren sind immer kostendeckend, andernfalls nicht rechtens“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. „Daran kann eine Kommune nichts verdienen.“ Dass man die Gebühren gering halten kann, führt Schulmann unter anderem auf „einen guten Vertrag mit der Müllverbrennungsanlage in Essen-Karnap zurück.“ Eine eigene Anlage müsse man nicht refinanzieren und dennoch nur kurze Wege für die Müllverbrennung in Kauf nehmen.

Musterhaushalt zahlt 9,15 Euro mehr für Straßenreinigung und Winterdienst

Abwassergebühren steigen

Auch die Abwassergebühren steigen in Gelsenkirchen im kommenden Jahr.

Die Schmutzwassergebühren steigen von 2,59 Euro je Kubikmeter auf 2,71 Euro. Die Niederschlagsgebühren steigen von 1,24 Euro je Kubikmeter auf 1,28 Euro und die Grundwasserkosten von 1,55 Euro je Kubikmeter auf 1,60 Euro.

Steigende Gebühren gibt es in Gelsenkirchen 2021 auch für die Straßenreinigung, während es beim Winterdienst sogar eine Entlastung gibt. Der Musterhaushalt – das ist laut Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne vereinfacht gesagt ein klassisches Einfamilienhaus in einer Anliegerstraße und wöchentlicher Reinigung – muss damit im nächsten Jahr insgesamt 148,65 Euro im Jahr zahlen. Das sind 9,15 Euro mehr als 2020, was auch hier vor allem auf Personalkosten zurückgeführt wird.

Bei den Friedhofsgebühren ergeben sich je nach Bestattungsart größere Unterschiede. Während zum Beispiel die gesamte Gebühr für eine Sarg-Wahlgrabbestattung um 202 Euro auf 3377 Euro steigen wird, sinkt sie 2021 bei einer Urnenbestattung im Gemeinschaftsgrabfeld sogar um 809 Euro. Dort hat die Bestattung 2020 insgesamt 3129 Euro gekostet, 2021 werden es nur 2320 Euro sein.

Bestattung im Kolumbarium ab 2021 möglich

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Anfang 2021 wird es auch möglich sein, im neuen Kolumbarium auf dem Hauptfriedhof bestattet zu werden. Die Kosten hierfür: 1900 Euro für die Bestattung in einer Urne in einer Einzelkammer, 2800 Euro für zwei Urnen in einer Doppelkammer und 1350 Euro für die Bestattung in einem Urnenfach.

Im Stadtrat sorgten vor allem die Friedhofsgebühren für Widerspruch. „Der Tod ist in Gelsenkirchen zu teuer“, sagte etwa FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Cichos und machte auf einen Vergleich vom Bund der Steuerzahler NRW aufmerksam, der Gelsenkirchen 2020 in der Tat überdurchschnittliche Bestattungskosten attestierte. Ein Sargwahlgrab ist hier etwa um 540 Euro teurer als im Landesschnitt.

Ein Kritikpunkt der Opposition: Man müsste einen größeren Teil der Kosten – vor allem für die Pflege der Grünflächen – auf den Stadthaushalt umlegen, weil Friedhöfe auch Grünanlagen für die Allgemeinheit seien. Für diese und andere öffentliche Funktionen der Friedhöfe übernehme die Stadt bereits jährlich eine Summe von rund einer Million Euro, betont Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne. Zusätzlich trage die Stadttochter selbst weitere 555.000 Euro bei, die andernfalls in der Gebührenberechnung noch mit hätten einfließen müssen. „Damit ist der städtische Anteil im Vergleich mit anderen Kommunen eher hoch.“