Mike Büskens kennt den FC Schalke und Gelsenkirchen sehr gut. Wie der Eurofighter durch die Pandemie kommt und worum er sich auf Schalke sorgt.

„Zum Laufen auf die Trasse gehen“, antwortet Eurofighter und Ex Schalke-Profi Mike Büskens, wenn man ihn fragt, was sein Rezept gegen den Corona-Blues ist. Und weil sich der 52-Jährige zu Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr dachte, das Laufen könnte vielleicht auch anderen guttun, und dass man im besten Fall damit sogar Gutes tun könne, zermarterte sich Büskens ein paar Tage den Kopf, bis er zusammen mit dem umtriebigen wie begeistertem Gelsenkirchener Olivier Kruschinski und der Stiftung Schalker Markt das Projekt „Mike macht Meter“ aus der Taufe hob.

Freiwillige sollen 04 Kilometer laufen, die Strecke in den sozialen Medien posten und im Anschluss 04 Euro an das Projekt spenden. „Wir wollen so viele Leute mitnehmen wie möglich und etwas Nachhaltiges schaffen“, sagt Büskens.

Kürzlich erst ging ein Scheck an die Flüchtlingshilfe der Caritas Gelsenkirchen, unterstützt wurden auch schon die Gelsenkirchener Werkstätten für Menschen mit Behinderung, das Frauenhaus, die Familientrauerbegleitung Lavia und die Obdachlosenhilfe „Warm durch die Nacht“. „Im Dezember folgt der nächste Scheck für ein soziales Projekt in Gelsenkirchen“, so der Ex Schalke-Profi.

Mike Büskens ist der Forrest Gump vom Emscherstrand

Und so läuft Büskens, der Forrest Gump vom Emscherstrand, wie der einstige Mittelfeldspieler inzwischen auch respektvoll gerufen wird, seither Meter um Meter. „Jedenfalls immer dann, wenn mein Knie es zulässt“, sagt er und fasst sich ans selbige.

Bis auf dieses „kleinere Wehwehchen“ seien er und seine Familie aber bisher gut durch die Pandemie gekommen. „Für uns hat sich nicht so wahnsinnig viel verändert, außer dass wir jetzt einen Hund haben, den keiner von uns mehr missen möchte“, sagt Büskens, der aber sehr wohl um die mitunter dramatischen Einschnitte wisse, die andere zu erleiden haben.

„Wenn ältere Menschen ihre Kinder und Enkelkinder nicht mehr sehen können, man sieht wie hochtourig die Menschen im Gesundheitswesen arbeiten und die Anerkennung dafür hoffentlich nicht abflaut, sondern sich dann auch in der Geldbörse bemerkbar macht und wenn man bedenkt, wie viele Menschen in Kurzarbeit waren oder sind, wie vielen Arbeitslosigkeit droht und wie viele Branchen vor dem Kollaps stehen, dann habe ich echt keinen Grund zu klagen“, unterstreicht Büskens mit ernster Stimme, was ihn umtreibt.

Das „Leid“ der Schalke-Fans

Obgleich angesichts dieser Herausforderungen Anderes dieser Tage vergleichsweise klein und unwichtig erscheint, hat Büskens ein feines Gespür für das, was seit Monaten in Gelsenkirchen zu spüren ist.

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Auf das „Leid“ der Schalke-Fans angesprochen, das sogar schon länger andauert als die Pandemie, erklärt der Ur-Schalker, dass er, als seit 28 Jahren in Gelsenkirchen wohnhafter Bürger, „immer wieder hört, dass sich Schalke-Fans abwenden und von unserem Verein entfremden. Das sehe ich mit großer Sorge, weil der Zusammenhalt auf Schalke für mich immer etwas Besonderes war. Deshalb finde ich es gut, wie Sportvorstand Jochen Schneider offen Fehler des Vereins eingeräumt und angesprochen hat.“

Und doch macht der einstige Eurofighter klar: „Wir müssen die Menschen wieder mitnehmen und dürfen sie nicht verlieren. Wir müssen den Leuten zuhören und nahbar sein. Schalke war und ist mehr als nur ein Fußballverein für die Menschen hier. Schalke ist der soziale Kitt, der kleinste gemeinsame Nenner, ist etwas, worauf die Leute stolz sind und was sie lieben.“

„Dürfen nicht Gefahr laufen, das Wichtigste zu verlieren, was Schalke hat“

Als er das erste Mal nach seiner Karriere als Fußballer auf der Gegengerade im alten Parkstadion gesessen und gespürt habe, wie der Wind über die Tribüne pfeift, da sei ihm erst richtig klar geworden, „was die Menschen alles auf sich nahmen und ertrugen, um zu sehen, wie wir den Ball verstolperten. Die Fans sind bei Wind und Wetter da, investieren manchmal ihr letztes Hemd, um uns hinterherreisen zu können“, sagt Büskens und betont: „Das müssen wir alle verstehen und dürfen nicht Gefahr laufen, das Wichtigste zu verlieren, was Schalke hat: Die Liebe und die damit verbundene Leidensfähigkeit der Gelsenkirchener und der Fans.“

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Büskens erinnert sich ans Frühjahr 2019 und gerät ins Schwärmen. Auch damals war Schalke in einer schwierigen sportlichen Phase, Jahrhunderttrainer Huub Stevens hatte von Domenico Tedesco übernommen, trotzdem begleiteten 12.000 Schalker die Mannschaft nach Hannover, wo sie euphorisch den Siegtreffer von Suat Serdar feierten. „Das erzeugt bei mir Gänsehaut. Wir sind anders, ich sage nicht besser, aber diese unfassbare Energie, die von Schalke ausgeht, müssen wir kanalisieren und in eine Richtung strömen lassen. In diesen sportlich wie wirtschaftlich schwierigen Zeiten geht es nur miteinander“, so Büskens.

Er habe Schalke sehr wertebasiert kennen und lieben gelernt, früher sei nicht alles besser gewesen, aber viele dieser Werte hätten auf Schalke auch heute noch Bestand, würden von den Fans weiterhin gelebt und erwartet. „Das sollten wir alle nicht vergessen“, mahnt Büskens.

Eurofighter macht Schalker mit Erinnerungen Mut

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Mut machen will der Uefa-Cup-Sieger von 1997 am Ende noch mit seiner Erinnerung an die Saison 1993/1994. „Damals sind wir auch desaströs in die Saison gestartet und hatten 20 Millionen Mark Schulden, was für Schalke extrem viel Geld war. Rudi Assauer hat an den richtigen Stellschrauben gedreht und dieses glückliche Händchen wünsche ich jetzt auch Jochen Schneider und Trainer Manuel Baum. Wir haben es damals geschafft, nur drei Jahre später haben wir in Mailand Geschichte geschrieben.“

Zusammen mit den Menschen, die Schalke lieben, „wird der Verein auch die aktuelle Krise überstehen, ist Büskens überzeugt, während er aus dem Redaktionsfenster auf die Statue der heiligen Barbara blickt, die Schutzpatronin der Bergleute. Na dann, Amen!