Gelsenkirchen. . Bei Städte-Rankings schneidet Gelsenkirchen schlecht ab. Olivier Kruschinskis will mit der Kampagne #401GE zeigen, wie wunderbar die Stadt ist.
„Wat haben wir hier für Schätze im Ruhrgebiet!“ Und erst in GE! Diese von ihm zitierten Schätze will Olivier Kruschinski zu heben helfen. Auf seine ganz eigene, besondere Weise, mit der gehörigen Portion Selbstironie des überzeugten Gelsenkircheners und einem Schlag Sarkasmus extra.
Die Steilvorlage zur jüngsten Kampagne aus dem schier unerschöpflichen Ideen-Potenzial des blau-weiß getauften Gästeführers, Buchautors, Meilen-Motors, Supporters (und mehr) lieferte das ZDF mit einer Studie, die der Frage nachging: „Wo lebt es sich in Deutschland am besten?“ Wir kennen das Ergebnis: Schickeria-München auf Platz 1 – die Heimatstadt des geilsten Fußballclubs vonne ganzen Welt auf dem letzten Platz. Zack, rote Laterne. Wieder mal.
Kampagne zieht weite Kreise
Olivier Kruschinski, im Privatleben Familienvater mit Wohnsitz in Ückendorf, drehte den Spieß um. „Auf Veränderungen zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie anne Köttelbecke zu stehen und auf die Queen Mary 2 zu warten“, postete er etwa auf Facebook. Immer mit der neuen Marke #401GE gezeichnet.
Und diese Kampagne zieht ihre Kreise, seit Kruschinski damit vor zwei Wochen den Weg in die Öffentlichkeit suchte: Schalke-Quatscher Dirk Oberschulte-Beckmann bekennt sich im #401GE-Shirt zur Stadt der tausend Feuer in der hoffnungslosen Finsternis; SPD-Landtagsabgeordneter Sebastian Watermeier begrüßte NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) dieser Tage im „Emscherloch“ mit #401GE-Shirt. Unterirdisch quasi – und damit irgendwie passend. Gelsenkirchener posten Urlaubsbilder mit #401GE, die Kommentatoren in den sozialen Netzwerken überschlagen sich wie die Bestellungen der neuen T-Shirt-Kollektion mit Hashtag Gelsenkirchen.
Das ganze Ruhrgebiet im Blick
Und was sagt Kruschinski? „Die Menschen, die hier leben, haben was Besseres verdient als den letzten Platz.“ Dabei begrenzt er „hier“ nicht auf die Stadt, sondern hat das ganze Ruhrgebiet und dessen Vergangenheit im Blick. „Wir haben mal ganz Deutschland am Kacken gehalten“, spricht der Ruhri eingedenk der Kohlevergangenheit des Reviers. Die Menschen hätten sich den Allerwertesten abgearbeitet. Sein Wunsch: Das Ruhrgebiet solle seine Kräfte bündeln und gemeinsam die Zukunft anpacken.
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Den Gelsenkirchener freut’s, dass die Leute anfangen, mit #401GE zu spielen und dabei vielleicht auch anfangen, die Heimat neu zu entdecken. „Man muss das weiter füttern“, meint er. Und setzt gleich einen nach: „#401GE – wir sind das Letzte, GErne!“ Für ihn ist das Ergebnis der vom ZDF in Auftrag gegebenen Studie vergleichbar mit einem geschenkten Elfmeter – ohne Torwart vor dem gegnerischen Netz. „Den müssen wir jetzt bloß noch verwandeln.“
„Macht euch selbst ein Bild!“
Und auch das ist Ziel der Kampagne: Den Menschen in Gelsenkirchen und anderswo zu sagen, „hey, glaubt doch nicht jeden Scheiß. Erkundet diese wunderbare Stadt, macht euch selbst ein Bild!“ 20 Jahre Erfahrung als Gästeführer würde er beim ZDF-Besuch einsetzen und ganz dick auftragen, „um uns von unseren allerscheußlichsten Seiten zu zeigen“. Sagt’s – und lacht.