Gelsenkirchen. OB-Kandidatin Susanne Cichos wird die neue Ratsfraktion der FDP in Gelsenkirchen anführen. Was die Liberalen in Opposition erreichen wollen.
„In Gelsenkirchen reagieren jetzt die beiden Parteien, die am Niedergang der Stadt mitgearbeitet haben. Eine Veränderung ist leider nicht zu erwarten“, sagt die ehemalige OB-Kandidatin der Gelsenkirchener FDP im WAZ-Gespräch und macht aus ihrem Ärger über die geplatzten Ampel-Koalition-Gespräche kein Geheimnis. Und doch, so Susanne Cichos, freuen sich die Liberalen „wahnsinnig“ auf die Arbeit im neuen Rat der Stadt, in den sie zwar mit weniger Stadtverordneten als erhofft, aber immerhin als Quartett eingezogen sind.
„Es ist höchste Zeit, dass einige Themen in der Stadt anders und besser gelöst werden“, sagt die 52-Jährige und meint: „Ordnung, Sauberkeit, Bürgerbeteiligung, Wirtschaftsförderung“. Konkret wollen die Liberalen in der neuen Ratsperiode daher dafür Sorge tragen, dass in Gelsenkirchen „Park Ranger“ eingeführt werden, die auf der Straße und in Parks Müllsünder auf frischer Tat ertappen können und „dann aber auch den Bußgeldkatalog durchsetzen“, so die Bueranerin. Denn eines sei im Wahlkampf unmissverständlich klar geworden: „Wilder Müll und Dreck ärgert sehr viele Gelsenkirchener ungemein, und sie haben das Gefühl, dass zu wenig dagegen unternommen wird.“
Auch die FDP fordert Rats-TV in Gelsenkirchen
Zu passiv sei die Stadt bisher auch in Sachen Bürgerbeteiligung. „Wir haben in der WAZ natürlich gelesen, dass Grünen-Fraktionschef Peter Tertocha fordert, die Ratssitzungen endlich live im Internet zu übertragen. Dem schließen wir uns an. Die Aufzeichnungen sollten darüber hinaus auch in einer Mediathek abrufbar sein“, so Ralf Hundt, den die FDP-Mitglieder zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt haben.
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Dem Betriebswirt und Immobilienmakler liegt überdies besonders am Herzen, dass es „endlich einen übergeordneten Ansprechpartner für die Wirtschaft in der Stadtverwaltung gibt“. Seiner Erfahrung nach müssten Investoren in Gelsenkirchen viel zu lange auf Genehmigungen warten und sich zuerst durch ein Dickicht von Anträgen kämpfen, ehe sie loslegen können. Ähnliche Kritik hatte auch der neue CDU-Fraktionsvorsitzende Sascha Kurth im Gespräch mit unserer Redaktion an der Stadtverwaltung geübt. „Wir werden sehen, ob die CDU nun ihren Worten auch Taten folgen lässt“, sagt daher Ralf Hundt.
FDP will „Upbusse“ für Gelsenkirchen
Näher dran sein und ein Ohr haben für die die Belange der Bürger will die FDP im Übrigen auch selber. „Wir werden auf die Marktplätze gehen und Kontakt zu den Vereinen suchen“, sagt Cichos. Der Kritik, „im Wahlkampf seid ihr hier und dann sieht man euch das ganze Jahr nicht mehr“, wollen die 102 FDP-Mitglieder in Gelsenkirchen auf diese Weise begegnen. Damit, und von einem Praktikum für Mädchen beispielsweise, erhofft sich die 52-Jährige eine Brücke zwischen der Kommunalpolitik und den Gelsenkirchenern zu bauen.
Apropos bauen: Um Gelsenkirchens „schlechter Außendarstellung“ etwas entgegenzusetzen, werde ihre Fraktion alsbald auch eine Idee in den Rat einbringen, von der Cichos schon zu Jahresbeginn begeistert war: dem „Upbus“. Eine Mischung aus selbstfahrendem Elektrobus und Seilbahn oder eine futuristische Variante der bekannten Wuppertaler Schwebebahn: So kann der sogenannte „Upbus“ beschrieben werden. „Für die Stadt Gelsenkirchen wäre es ein enormer Image-Gewinn, wenn man dieses Pilotprojekt hier realisieren könnte.“ Die Gefährte, die dank eines abkoppelbaren Fahrgestells sowohl als Bus auf der Straße fahren, als auch als Seilbahn darüber schweben können, „könnten Nordsternpark und Zoo miteinander verbinden und eine touristische Attraktion werden“, so Cichos. Der Großteil der Kosten würde über Förderungsmaßnahmen finanziert.
Ob es dem vierköpfigen Team der FDP im Rat gelingt, eine Mehrheit für dieses Thema zu organisieren, bleibt abzuwarten. „So oder so, wir freuen uns auf die politische Arbeit“, so Cichos und Hundt.
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