Gelsenkirchen. Susanne Cichos geht für die FDP ins Rennen um den Posten der Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin. Ein wichtiger Rat kam von ihrer Mutter.
Die FDP hat in ihrer Geschichte einige bemerkenswerte Politikerinnen hervorgebracht – von der großen Hildegard Hamm-Brücher bis hin zu Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Doch keine der beiden – noch irgendwen sonst aus der Politik – würde Susanne Cichos als „Vorbild“ bezeichnen. „Ich mache Politik doch nicht, weil ich so werden will wie jemand anderes“, sagt die 52-Jährige. Bei der Kommunalwahl am 13. September bewirbt sie sich für die FDP um das Amt der Oberbürgermeisterin von Gelsenkirchen.
Vorbilder: Das sind für Susanne Cichos dann eher Menschen wie ihre Mutter Heidemarie. „Das war eine richtig coole Frau“, sagt sie. „Sie war die erste Tankwartin in Gelsenkirchen, in der Nähe des damaligen Ruhr-Zoos hat sie eine Tankstelle betrieben. Schon mit 16 Jahren hat sie sich selbstständig gemacht.“ Ihre Mutter habe ihr auch einen Rat gegeben, den sie bis heute befolgt: „Wichtig ist, dass Du mutig bist und Dir von niemandem etwas sagen lässt.“
Dieses Thema liegt der Gelsenkirchenerin besonders am Herzen
Als Ort für das Gespräch mit der WAZ im Vorfeld der Kommunalwahl hat sich Susanne Cichos das Eiscafé Dellnitz am Lohmühlenpark in Buer ausgesucht. Das hat gleich mehrere Gründe. „Zum einen bin ich ganz in der Nähe aufgewachsen“, erzählt sie, „und hier kann man wunderbar im Grünen ein Eis essen oder einen Kaffee trinken.“ Darüber hinaus fühle sie sich aber auch Inhaberin Bärbel Dellnitz sehr verbunden. „Sie ist eine echte Powerfrau, die sich in einer absoluten Männerdomäne durchgesetzt hat“, sagt sie. Es sind solche Biografien, solche Geschichten, die Susanne Cichos wichtig sind.
Die Freiheit sei ihr großes Thema, sagt sie. „Freiheit ist ja der eigentliche Sinn von Politik“. Und, an dieser Stelle kommt wieder der Ratschlag ihrer Mutter ins Spiel: „Freiheit und Mut gehören für mich zusammen.“ Leider sei die Freiheit in der Politik zurzeit keine Selbstverständlichkeit. Vor allem, und dieser Aspekt liegt ihr besonders am Herzen, was die Rolle der Frau angeht.
Ihr Blick auf die Politik wurde schon im Elternhaus geschärft
„Frauen müssen sichtbarer in der Politik sein“, fordert sie. Dass Frauen sich im gleichen Maße politisch betätigen wie Männer, sei leider immer noch nicht selbstverständlich. Dabei täte das der Politik gut. „Wir brauchen den weiblichen Blick“, sagt sie.
Ihr eigener Blick auf die Politik hat sich schon im Elternhaus geschärft. „Wenn man’s genau nimmt, bin ich sozialliberal geprägt“, sagt sie und lacht. Ihr Vater Ulrich Brune, Inhaber der Firma Brune Busse, habe immer der CDU nahe gestanden – ihre Mutter der SPD: „Da habe ich mich dann irgendwann für die Mitte entschieden, und das war eben die FDP.“
Nach dem Abi in Buer ging es zum Studium nach Marburg
Bis sie sich aber tatsächlich für die Partei engagierte, dauerte es noch eine Weile. Zunächst stand die Ausbildung im Fokus: Nach dem Abitur am Leibniz-Gymnasium in Buer zog es sie nach Marburg, dort studierte sie Wirtschaftswissenschaften. 1994 schloss sie das Studium als Diplomkauffrau ab, das Thema ihrer Diplomarbeit war der „Mittelstand in Deutschland“.
Nach dem Studium arbeitete Susanne Cichos für verschiedene Unternehmen, unter anderem für die Firma Roller. Sie lernte ihren zukünftigen Mann Thomas kennen, die beiden heirateten und bekamen zwei Kinder: Hannah und Anton, die mittlerweile auch schon erwachsen sind.
Plädoyer gegen einen Politik aus dem Elfenbeinturm
Im Jahr 2004 wurde dann aus dem längst vorhandenen Interesse für Politik aktive Mitarbeit: Sie beschloss, sich in der Gelsenkirchener FDP zu engagieren. Zwischen 2009 und 2014 war sie Mitglied der Bezirksvertretung West, 2015 wurde sie von den Mitgliedern des Kreisverbandes zur stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt, ein Amt, das sie bis heute innehat.
Sich in der Politik zu engagieren: Das ist für Susanne Cichos selbstverständlich. „Das ist keine Frage, ob man sich das zutraut“, schüttelt sie energisch den Kopf. „Viel mehr Menschen sollten sich politisch betätigen – jeder mit einem gesunden Menschenverstand kann Politik machen.“ Demokratie müsse von unten kommen: „Es hilft überhaupt nichts, in einem Elfenbeinturm weit weg von den Menschen zu sitzen“, ist sie überzeugt.
Das hat sich Susanne Cichos für die Wahl vorgenommen
Ihr Ziel bei der Kommunalwahl am 13. September sei der Einzug in die Stichwahl, sagt sie selbstbewusst. In dieser Aussage schimmert wieder ein wenig der Mut durch, der ihr so wichtig ist. Und wenn das nicht klappt? Susanne Cichos zuckt mit den Schulter: „Weitermachen, natürlich, und gute Arbeit im Rat leisten.“
Für die Stadt, die ihr ans Herz gewachsen ist, und die sie als Wohnort gegen keine andere eintauschen möchte. „Was soll ich denn beispielsweise in Düsseldorf?“, sagt sie, schaut auf den Lohmühlenpark und nimmt einen letzten Schluck von ihrem Kaffee.
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