Gelsenkirchen-Rotthausen. Rotthauser Raritäten: Gelsenkirchener Hobbyhistoriker widmen sich Notgeld oder dem Rotthauser Urnenhain. Ihr Themenquell: das Stadtteilarchiv.

Bei der Heftenreihe des Gelsenkirchener Heimatbunds waren Hans-Joachim Koenen und Karlheinz Rabas bislang bereits ein eingespieltes Texter- und Redaktionspaar. Die beiden passionierten Hobby-Historiker zeichnen für etliche der bislang 24 Hefte der Reihe „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“ verantwortlich. Doch damit schien der Publikationsdrang nicht befriedigt. „Raritäten aus dem Stadtteilarchiv Rotthausen“ gibt es jetzt in Heftform – Nummer drei liegt bereits vor.

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Diese Summen sind schwindelerregend: Gutscheine über 20 Milliarden Mark gab die Bergwerksgesellschaft Dahlbusch im September 1923 aus, im Oktober bereits über 100 Milliarden und im Dezember gar 200 Milliarden Mark. Eisen und Alu ersetzten bei den Münzen Silber und Nickel, die Reichsbank druckte Banknoten im Akkord, aber auch Unternehmen oder lokale Sparkassen wie die in Rotthausen gaben Geld heraus. Die rasende Inflation und der Verfall des Geldes prägten den Alltag.

Zwei Autoren für den Heimatbund Gelsenkirchen

Karlheinz Rabas hat im Heft über das Rotthauser Notgeld die„währungspolitische Situation im Deutschen Reich 1914 bis 1923“ nachgezeichnet. Die Grundlagenarbeit leistete er vor rund 35 Jahren zusammen mit dem mittlerweile verstorbenen Ulrich Spiegelberg. In Text und Bild konnte er dabei auf die Sammlung des Stadtteilarchivs zurückgreifen, die vom 50-Pfennig-Gutschein bis zur Milliarden-Note reicht.

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Dem „Urnenhain“ auf dem Rotthauser Friedhof ist Heft zwei gewidmet, die Entwicklung der (Hand)-Schriften zeichnet das bislang dritte Heft reich bebildert am Beispiel einer Essener Schulfibel nach – von Karolingischer Minuskel über Fraktur und Deutsche Kurrentschrift bis zu lateinischer Schreibschrift und schließlich vereinfachter Ausgangsschrift.

Archivbestände werden digital zugänglich

Karllheinz Rabas hat „Raritäten aus dem Stadtteilarchiv Rotthausen“ zusammengetragen.
Karllheinz Rabas hat „Raritäten aus dem Stadtteilarchiv Rotthausen“ zusammengetragen. © Funke Foto Services | Martin Möller

Für Rotthausen und den angrenzenden Essener Raum (zu dem der heutige Gelsenkirchener Stadtteil früher gehörte) „gibt es eine Anzahl Themen“ die durchaus von sublokalem Interesse seien, glaubt Rabas. So entstand die Idee, mit Informationen aus dem Stadtteilarchiv und der Bergbausammlung Rotthausen eine eigene Heftereihe zu erstellen. Größte Herausforderung war im Vorlauf, die Archivbestände zugänglich zu machen. Nach und nach wurden und werden „nach jahrelanger Vorarbeit“, so Rabas, alle Altbestände in eine moderne Datenbank überführt und sind nun leicht abrufbereit.

Kleinere Sammlungen oder Nachlässe landen im Archiv

Ein Ende ist nicht abzusehen: Die beiden Archive in Rotthausen wachsen ständig weiter. Im Stadtteilarchiv und in der Bergbausammlung, schätzt Rabas, „haben wir allein über 5000 Bücher und rund 2500 Pläne. Immer wieder bekommen wir auch mal kleinere Nachlässe oder Sammlungen. Das sind dann mal auf einen Schlag zehn, 15 Ordner, die wir unterbringen und auswerten müssen.“

Mit den Heftveröffentlichungen in kleiner Auflage (und zum Stückpreis zwischen 3 und 7,50 Euro, auch im lokalen Buchhandel) hofft Rabas auf eine erweiterte Leserschaft. „Früher war der Druck so teuer, da hätte sich das absolut nicht gerechnet. Aber heute ist das kein Thema mehr.“

Der Stoff wird ihm und Koenen nicht so schnell ausgehen. „Wir haben sicher noch 20, 30 Themen, die wir zum Teil noch ein wenig recherchieren müssen. Aber das ist ja der Reiz an der Sache.“