Gelsenkirchen. . Die Weichen für das Zechen-Aus wurden 1965 gestellt. Zuvor hatte es schon Rationalisierungen gegeben. Die letzte Schicht gab es am 31. März 1966.

Geleucht und Helm haben sie dabei, die Arbeitskluft der Kumpel ist von Kohlestaub gezeichnet. Die Leute aus den Büroetagen müssen an diesem Tag wohl nicht mehr in die Schwarzkaue. Ihre Kittel sind sauber. Vor der Gruppe auf dem historischen Foto stehen zwei gefüllte Loren: „Ich war bei den Ersten“ hat irgendwer auf den vorderen Wagen geschrieben, zum „Glückauf“ Schlägel und Eisen gezeichnet. Doch das dicke Ende folgt sozusagen gleich: „Ich bin der Letzte!“ steht auf der zweiten Lore. Und: „Wegen aktiver Mithilfe am deutschen Wirtschaftswunder zum Sterben verurteilt.“ Das Bild entstand am 31. März 1966 – und erinnert an die letzte Schicht auf Zeche Dahlbusch vor 50 Jahren.

Bankier Abs war entscheidend

Es ist ein Abschied auf Raten, den die Belegschaft durchleidet. Der Betrieb der Zeche war nicht mehr wirtschaftlich, Rationalisierungen hatten bereits die letzten Jahre geprägt. Nun also das endgültige Aus. Die Weichen dafür gestellt wurden rund ein Jahr zuvor. Der Aufsichtsrat traf sich am 30. Juli 1965 in der Deutschen Bank in Düsseldorf, um über „den Sozialplan, die Anmeldung der Stilllegungsabsicht und das Treuegeld“ zu verhandeln. „Für die Ermächtigung des Vorstandes zur Stilllegung der Zeche und der Kokerei stimmen schließlich Bankier Hermann Josef Abs (1901–1994) und die fünf Vertreter der Anteilseigner, dagegen die fünf Vertreter der Arbeitnehmer.“

Die letzte Verantwortung, stellt Karlheinz Rabas von der Bergbausammlung Rotthausen fest, „lag also beim elften Mitglied des Aufsichtsrates. Am 1. Dezember 1965 beschließt das Gremium schließlich die Stilllegung zum 31. März des Folgejahres. Schon im zweiten Halbjahr 1965 war die Tagesförderung wohl mit Blick auf das Ende stark gesunken. Im August auf 2970 Tonnen, danach überstieg sie nie mehr 3500 Tonnen. Im April 1965 lag sie noch bei 4000 Tonnen.

Nur noch 25 Angestellte

In den Hochzeiten der Förderung in den 1920er Jahren arbeiteten über 4000 Menschen auf Dahlbusch. Der Einschnitt vor 50 Jahren war radikal, so Rabas in der „Rotthauser Zeittafel A-Z“: Für den „Gewinnungsbetrieb blieben nur noch 25 Angestellte, für den Elektrobetrieb gar keine Aufsichtspersonen mehr und für den Maschinenbetrieb standen nur noch drei Maschinensteiger zur Verfügung.“ Verwaist sind da bereits Elektrobüro und Markscheiderei. Die Betriebsführer der Grube, des Tagesbetriebs und der Kokerei scheiden zum Stichtag 31. März aus. „Doch nicht nur viele Angestellte verlassen überraschend schnell Dahlbusch“, hält Rabas fest, „sondern auch Arbeiter können sehr bald neue, sichere Arbeitsplätze finden.“

Der weitgehende Teil der alten Zechenanlage wird nach 1966 abgerissen, die Schächte verfüllt, die Kohlehalden aufgelöst. Dahlbusch firmiert nun als „Dahlbusch-Verwaltungs-AG“. Im Juni 1967 sind noch 41 Arbeiter und 46 Angestellte beschäftigt. Sie haben geholfen, den Betrieb abzuwickeln.

Ende Februar 1967 zieht der Aufsichtsrat Bilanz. Die Liquidität der Gesellschaft ist auf 67,9 Millionen DM angestiegen – durch den Gewinn aus Beteiligungen, den Verkauf der Haldenbestände, durch Kapitalanlagen, aber auch durch die Stilllegungsprämie. Gezahlt wurden 15 DM je Jahrestonne.