Gelsenkirchen. In Zeiten von Corona verzeichnen Gelsenkirchener Ärzte bei der Grippeimpfung eine hohe Nachfrage. Der Impfstoff ist bei einigen bereits knapp.

Es ist noch nicht allzu lange her, da war es draußen sommerlich warm und die Temperaturen bewegten sich um die 30-Grad-Celsius-Marke. Nun ist endgültig der Herbst eingekehrt - mit ihm regnerisches und stürmisches Wetter sowie die Grippe-Saison.

Im Zuge der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden erhöhten Vorsicht der Menschen sind auch die Grippeschutzimpfungen wieder verstärkt in den Blickpunkt geraten. Die Nachfrage ist derzeit sehr hoch, berichten Gelsenkirchener Hausärzte.

Gelsenkirchen: Corona führt zum Umdenken bei der Grippeimpfung

„Es kommen vermehrt Leute, die sich gegen die Grippe impfen lassen wollen“, sagt Günter Wagner, der in Horst eine Praxis betreibt. Er zeigt aber Verständnis für die Patienten in der aktuellen Lage: „Es hat definitiv seine Berechtigung. Corona hat bei vielen zu einem Umdenken geführt.“ Hat man sich gegen die Influenza impfen lassen, kann man sich damit schon einmal nicht infizieren, das sei bei vielen die Denkweise.

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Wagner empfiehlt vor allem chronisch kranken Menschen und über 60-Jährigen den Besuch beim Arzt. Gerade Herz- und Lungenkranke seien bei einer Infektion besonders gefährdet: „Aber auch Jüngere, die viel Publikumskontakt haben, sollten darüber nachdenken.“

In weiser Voraussicht mehr Impfdosen bestellt

Doch daraus entstehen auch Probleme. „Ich habe momentan eine Warteliste von 30 Personen, da die Vorräte fast weg sind. Da muss man natürlich eine Auswahl treffen, mit den Patienten reden und beispielsweise einen 30-Jährigen davon überzeugen für einen 70-Jährigen zurückzustecken“, erklärt Wagner. 100 Impfdosen seien in seiner vergleichsweise kleinen Praxis immer genug gewesen, nun ist unklar, ob er noch an weitere herankommt.

Heva Yilmaz-Akkana dagegen hatte schon eine Vorahnung, als es in Richtung Herbst ging. „Wir haben mehr bestellt als im vergangenen Jahr“, sagt die Ärztin. Ihre Praxis im Stadtteil Erle sei in Sachen Grippeschutzimpfung stärker frequentiert als im Vorjahr. Viele, die bei diesem Thema vor zwei Jahren noch abgewunken hätten, seien nun vorsorglich vorbeigekommen.

Der Impfstoff wird knapp

„Es waren viele junge Menschen dabei und auch Familien“, sagt sie. Noch habe sie Impfstoff auf Lager. Allerdings sei es schwierig, an eine zweite Bestellung zu kommen, da nur eine im Jahr möglich ist, so Yilmaz-Akkana. „Mit Glück gibt es vielleicht Nachbestellungen“, ergänzt Nicole Twiehoff, Arzthelferin in der Praxis von Gabriele Tannhof in Ückendorf. Im vergangenen Jahr sei man jedoch leer ausgegangen.

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Die Praxis sei derzeit mit einem „Run“ auf die Grippeschutzimpfung konfrontiert, erzählt Twiehoff. Corona habe den allerdings nicht befeuert, glaubt sie: „Das war schon im letzten Jahr so. Unsere 300 Dosen neigen sich jetzt langsam dem Ende.“

Von den Testversuchen in Städten wie Essen, Oberhausen oder Mülheim hält sie wenig. Hier dürfen nicht nur Ärzte, sondern auch Apotheker bei Patienten die Grippeimpfung durchführen. „Ich bin ein Gegner davon“, so Twiehoff, „es kann danach immer zu einer allergischen Reaktion kommen. Und uns fehlen natürlich dann die Patienten.“ Bis dahin bleibt der Zulauf in der Praxis aber unverändert hoch.