Gelsenkirchen. Karin Welge heißt die neue Oberbürgermeisterin von Gelsenkirchen. Jörn Stender sagt, worauf es für die Sozialdemokratin jetzt ankommt.

Die große Überraschung ist ausgeblieben. Es hat für einen klaren Favoritinnen-Sieg in der Stichwahl gereicht. 15 Prozentpunkte lag Karin Welge vor 14 Tagen vorn. Den Vorsprung hat sie noch ausgebaut. CDU-Herausforderer Malte Stuckmann hat ein respektables Ergebnis in der einstigen SPD-Hochburg Gelsenkirchen erzielt. Mehr war für ihn nicht drin.

Karin Welge wird also Oberbürgermeisterin und tritt die Nachfolge von Frank Baranowski an. Die erste Frau in diesem Amt – zumindest das ist ein Novum für die Stadt. Welge, Juristin mit großer Verwaltungserfahrung, hat als versierte Kämmerin, als ehemalige Gelsenkirchener Sozialdezernentin und aktuell als Leiterin des Corona-Krisenstabs gezeigt, dass sie „Rathaus“ kann, dass sie gut vernetzt ist, dass sie mit lauter Stimme für die Sache der Stadt einsteht und streitbar ist – und dass sie, da hatten die vergangenen Wochen einiges zu bieten, subtile wie unverhohlene Angriffe – wegsteckt und ihren Weg geht.

Gelsenkirchen wird den Gürtel noch einmal enger schnallen müssen

Nehmerqualitäten wird Welge für ihre Arbeit weiterhin brauchen. Die Herausforderungen sind nicht geringer geworden, der Rat der Stadt wird bunter, die künftigen Mehrheiten sind noch nicht klar. Gräben zuschütten und Gespräche suchen, um ein stabiles politisches Fundament für die kommenden Jahre zu erarbeiten, ist jetzt die Aufgabe der demokratischen Parteien.

Hinzu kommen die anhaltenden Herausforderungen der Integration, die Einbrüche bei den Steuereinnahmen im Zuge der Corona-Krise. Gelsenkirchen, im Sparen geübt, wird den Gürtel nochmal enger schnallen müssen. Da wird es viel zu erklären geben. Auch unangenehme Botschaften. Dass sie Menschen mitnehmen kann, hat Welge im Wahlkampf bewiesen. Bei enttäuschenden 26,6 Prozent Wahlbeteiligung wird auch sie gefordert sein, neue Nähe zu den Enttäuschten, zu den Wahlverweigerern herzustellen.