Im Bemühen, sich skandalträchtige Verfehlungen vorzuwerfen, haben CDU und SPD ein schlechtes Bild abgegeben. Ein Kommentar von Jörn Stender.
Zu frühes Plakatieren, die Auto-Spionage-Posse, Anfeindungen nach wahlkampfträchtigen Hausbesuchen, Facebook-Checks über Jahre auf der Suche nach verdächtigen Inhalten – die Parteien gruben tief, um sich für gegenseitige Angriffe zu munitionieren. Zum Finale liegen dann doch offenbar noch die Nerven blank, der Ton in den vergangenen Tagen wurde zunehmend schriller, wobei sich SPD und CDU in der Heftigkeit verbal kaum nachstanden, während sich alle anderen entspannt zurücklehnen konnten. Der vermeintlich israelfeindliche Post des OB-Kandidaten der CDU lieferte zuletzt die Vorlage für einen heftigen Schlagabtausch.
Die CDU bemüht die Fakenews
Im Bemühen, das Verhalten der anderen Seite zu skandalisieren, haben sich beide Seiten im Ton vergriffen. Dass die CDU allerdings von Fakenews spricht, die die SPD verbreite, ist dennoch ein starkes Stück. Belege dafür, dass der Beitrag auf Malte Stuckmanns Seite stand, gab es durchaus. Dass der OB-Kandidat nicht glücklich agierte und sich auf Erinnerungslücken berief, half auch nicht wirklich. So ließ sich eine Mücke zum Elefanten aufblasen.
Deutlich macht all das: Es geht um viel, das Machtgefüge in Gelsenkirchener wird sich verschieben. Wie weit an den rechten Rand, bleibt die bange Frage. Auch wenn die lokale AfD weniger durch aktive, konstruktive Politik als durch verbales Zündeln und oft auch rassistische Untertöne auffiel, zählte sie bei vergangenen Wahlen zu den Krisengewinnlern. Das darf sich Sonntag nicht wiederholen.