Gelsenkirchen-Bismarck. Im Streit zwischen RVR und Bahnfreunden vermittelte der Gelsenkirchener Bürgermeister Wöll. Er bekam Antworten zu offenen Fragen zum Sachstand.
Im Clinch liegen die Bahnfreunde Bismarck seit Jahren mit ihrem Vermieter, dem RVR, dem Regionalverband Ruhrgebiet. Der in der Vergangenheit höchst aktive – und durchaus streitbare – Vorstand um Paul Lindemann verweigert sich aktuell Mietzahlungen. Die Bahnwerkfreunde haben seit 1994 als „Mieter mit Duldung“ ihren Sitz in dem Gebäude und haben viel Zeit, Engagement und auch Geld in den Erhalt historischer Bahnfahrzeuge und des Komplexes investiert.
Seit 2002 ist der RVR Eigentümer des Bahnwerks. Nun droht dem Verein, der große Pläne für den Standort als „Bahnpark Bismarck“ (mit Gastronomie, Veranstaltungen, Ausstellung) rund um Ringlokschuppen, Mittelhalle und Drehscheibe schmiedet, das Aus vor Ort. CDU-Bürgermeister Werner Wöll hat sich zuletzt als Vermittler eingeschaltet und zunächst mit einem Fraktions-Fragenkatalog beim RVR den Status quo abgefragt.
Gespräche mit dem Verein „Historische Eisenbahn Gelsenkirchen“
Mit welchen Akteuren befindet sich die RVR-Verwaltung zurzeit in Gesprächen über eine Nutzung des ehemaligen Bahnbetriebswerks Bismarck und des dortigen Ringlokschuppens? Das wollte die CDU wissen. Mit Lindemanns Verein „Freunde des Bahnbetriebswerkes Gelsenkirchen-Bismarck e.V.“ war der direkte Gesprächsfaden zuletzt gerissen. Man verkehre über einen Anwalt, der die rund 25 Bahnfreunde anwaltlich vertrete. Gespräche würden auch mit dem Verein „Historische Eisenbahn Gelsenkirchen“, mit der Stadtverwaltung Gelsenkirchen sowie mit dem „Wettbewerbssteuerer für den Ideenwettbewerb für die Nachfolgenutzung des Bahnbetriebswerkes“, geführt, teilt der RVR mit.
Ideenwettbewerb für das Gelände und das Baudenkmal wird vorbereitet
Bauwerk aus den 1920er Jahren
In Backsteinbauweise wurde das Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen-Bismarck zwischen 1924 und 1926 zusammen mit einer Ausbesserungswerkstatt errichtet. Bekannt wurde Gelsenkirchen-Bismarck als Auslauf-Betriebswerk für die schweren Dampflokomotiven der Baureihe 44, die bis 1977 und damit bis zum Ende des Dampfbetriebs mit kohlegefeuerten Lokomotiven bei der Deutschen Bundesbahn im Einsatz waren.
Am 1. Januar 1982 wurde der Standort an der Grimbergstraße als eigenständige Dienststelle aufgelöst und an das Bahnbetriebswerk Oberhausen-Osterfeld Süd angegliedert. Lediglich Werkstattarbeiten wurden noch bis 1988 durchgeführt.
Neben Diesel- und Dampfspeicherlokomotiven und einigen Wagen gehören zum Bestand der Bahnfreunde zwei Schienenkrane und Kleindieselloks.
Im Gegensatz zum Verein „Historische Eisenbahn Gelsenkirchen“ wollen die Bahnfreunde keinen Nutzungsüberlassungsvertrag mit dem RVR abschließen. Aus „haushaltsrechtlichen Gründen“, hat ihnen die RVR-Verwaltung mitgeteilt, könne nicht vollständig auf ein Nutzungsentgelt verzichtet werden. Dem finanziell klammen Verein sei nahe gelegt worden, sich um eine Förderung zu bemühen. Laut Wöll geht es um eine Pacht von unter 300 Euro pro Monat.
Kosten in Höhe von rund 155.000 Euro für die Instandhaltung
Dem RVR sind in den vergangenen beiden Jahren Kosten in Höhe von rund 155.000 Euro für die Instandhaltung des Bahnbetriebswerkes entstanden. Der Aufwand für die reine Erhaltung, rechnet man in Essen, werde sich in den kommenden Jahren „infolge des zunehmend schlechter werdenden Zustandes des Gebäudes voraussichtlich erheblich erhöhen“. Der Regionalverband bereitet derzeit einen Ideenwettbewerb für das Gelände und das Baudenkmal vor, „um nachhaltig tragfähige Nutzungskonzepte für das Bahnbetriebswerk Bismarck zu ermitteln“, teilen Sachbearbeiter Tobias Brill und die Beigeordnete Nina Frense mit. Die Realisierungsschritte seien letztlich abhängig vom Wettbewerbsergebnis, Fördermitteln und der Eigentümerfrage. Sollte der Wettbewerb eine fortdauernde Eigentümerrolle des RVR vorsehen, werde der Verband wohl der Verbandsversammlung die Generalsanierung des Objektes vorschlagen.
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