Gelsenkirchen-Feldmark. Der Gottesdienst christlicher Biker weicht in der Pandemie in den Revierpark Nienhausen zum Zirkus Probst aus. Thema ist „Trotzdem“.

Diese Gottesdienstbesucher werden wohl die wenigsten Schwierigkeiten mit der Maske haben. Für Motorradfahrer ist die Mund-Nase-Bedeckung eher Standard. Dass sie für den 3. Essener Motorrad-Gottesdienst am Sonntag, 27. September, zum Revierpark in Nienhausen abbiegen werden, ist schon ein bisschen Fügung. Denn in der Friedenskirche in Essen-Dellwig musste der erst einmal wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Die „Umleitung“ führt nun über Biker-Kontakte sogar ins Zirkuszelt zur Familie Probst und wird damit Teil des „Kultursommers im Revier“.

Die Motorradfahrer hatten nach dem Auftakt im Reformations-Jubiläumjahr 2017 auf dem Katernberger Markt und 2018 in der Friedenskirche in Steele den 5. Juli 2020 schon fest im Kalender, erneut in Dellwig. Schon in der Vorbereitung wurde klar, dass unter Corona-Auflagen zu viele Biker zu erwarten wären. Nun aktivierten Tanja Todtberg, Kirchmeisterin in der evangelischen Gemeinde Katernberg, und Petra Wagner, Vorsitzende des dortigen Presbyteriums, den Kontakt zu Brigitte Probst. Denn die hatte mit ihrer Zirkusmannschaft in Essen schon mehrmals das Winterquartier aufschlagen können.

Für Bodo Gierke soll die Tour zum Motorradgottesdienst die letzte sein. Mit 81 will er aus dem Sattel seiner 1200er steigen. Den Führerschein hat er seit 1957, im Club ist er eine Legende.
Für Bodo Gierke soll die Tour zum Motorradgottesdienst die letzte sein. Mit 81 will er aus dem Sattel seiner 1200er steigen. Den Führerschein hat er seit 1957, im Club ist er eine Legende. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Dass der Zirkus nun schon aus der Not eine Tugend gemacht und im Revierpark Nienhausen ein Corona-Notprogramm auflegen konnte, ist die „Starthilfe“ für die evangelischen Kirchenkreise Essen und Gelsenkirchen mit Wattenscheid. Denn das Hygienekonzept für den Betrieb im Zirkuszelt steht ja bereits, und der Kultursommer mit Künstlern verschiedener Sparten läuft erfolgreich.

400 Plätze mit viel Frischluft im Zelt

400 durchnummerierte und überdachte Plätze kann der Zirkus mit viel Frischluft den Bikern bieten. Sie können sich ab 9.30 Uhr registrieren lassen, um 11 Uhr beginnt der Gottesdienst. Pfarrer Rolf Zwick vom Weigle-Haus in Essen, selber Biker, wird zum Thema „Trotzdem“ sprechen. An der Vorbereitung sind erneut mehrere Essener Gruppen wie die „Flying Angels“, „Christliche Motorrad-Gruppe Königssteele“, „Biker aus dem Weigle-Haus“ und weitere Motorradfahrer und Motorradfans beteiligt.

Predigt, Fürbitte und Segen

Für die Musik sorgt wieder die Jordan-Wells-Band. Die Biker-Fürbitte ist bestimmt für alle Opfer des Straßenverkehrs, „und auch für die Biker, die im Verkehr geblieben sind“, erinnert Rolf Zwick, außerdem wird es einen Biker-Segen geben. Ab 13.45 Uhr führt dann ein Motorrad-Korso auf schönen Strecken durch die Umgebung; Das Catering übernimmt das Team des Circus Probst.

Rock und Blues am Abend

Im „Kultursommer im Revier“ sorgt ab 19 Uhr im Zirkus Probst dann mit „Jimmy Cornett and the Deadmen“ ein Bluesrock-Highlight aus Hamburg für Stimmung in der Manege. Cornett, selbst leidenschaftlicher Motorradfahrer, setzt sich seit vielen Jahren für die Szene ein. Tickets (25 Euro) unter jimmy-cornett.de. „Mit einem Gottesdienst haben wir hier angefangen, jetzt hören wir auch mit einem auf“, zeigt sich Brigitte Probst glücklich über diesen Segen.

Der Parkplatz „3“ im Revierpark Nienhausen, Feldmarkstraße 201, wird am Sonntag, 27. September, für Autos gesperrt, damit die Motorräder genügend Platz haben. Weitere kurzfristige Informationen werden in der Facebook-Gruppe „Essener Motorradgottesdienst“ geteilt.

Der Korso und die geführten Touren sind im Raum Gelsenkirchen sogar einfacher möglich als in Essen, wissen die Biker. Überhaupt, zeigte sich beim „Abbiegen“ Richtung Nienhausen, konnten sie mit Gesundheitsamt und Polizei schon gute Gespräche führen. Die beiden evangelischen Kirchenkreise betonen wie die Biker, dass es sich um eine ökumenische Veranstaltung handelt.

Aber wenn schon die Grenzen der Landeskirchen, Kirchengemeinden und Kommunen keine Rolle spielen, bringt es Volker Mendorf von der Christlichen Motorrad-Gruppe Königssteele auf den Punkt: „Das zeigt, dass uns Corona noch nicht ganz ausgebremst hat.“