Gelsenkirchen. Die Reisebüros in Gelsenkirchen verzeichnen in den letzten Wochen einen leichten Nachfrage-Anstieg. Diese Destinationen sind gerade angesagt.
Mit Ausbruch der Corona-Pandemie waren Reise- und Urlaubsmöglichkeiten massiv eingeschränkt. Die Bundesregierung hat vor einigen Wochen die weltweite Warnung für touristische Reisen zum 15. Juni für zunächst rund 30 europäische Länder aufgehoben. Die Reisebüros in Gelsenkirchen verzeichnen seitdem ein leicht steigendes Interesse für Buchungen.
„Die Nachfrage steigt, aber es ist alles noch sehr zögerlich und abwartend. Die Leute warten oft noch auf ein Feedback von denjenigen, die im Juli verreist sind“, erzählt Nicole Barczik, Geschäftsführerin des Reisebüros Mengede in Buer. „Allzu viel Auswahl gibt es ja nicht“, ergänzt sie. Destinationen in Deutschland seien bei ihr weniger nachgefragt. Eher schon Griechenland und Spanien. Diese Länder haben einen Vorteil.
Gelsenkirchen: Reisebüros verdienen erst bei Urlaubsantritt
„An der Ostsee ist es gerade sehr voll. In Spanien ist nicht so viel los und wahrscheinlich angenehmer. Der Ballermann ist sogar ziemlich leer“, sagt Barczik. Auch wenn die Kunden ihr nicht die Tür einrennen, ist sie froh wieder Urlaube organisieren zu können - nach schwierigen Monaten, in denen es nur Stornierungen und Umbuchungen gab.
„Im Vergleich zum vergangene Jahr ist die Zahl der Buchungen bei uns um 90 Prozent zurückgegangen“, berichtet sie. Man habe quasi doppelt gearbeitet: „Erst den Urlaub gebucht und dann storniert. Für beides wurden wir nicht bezahlt.“ Denn Geld fließt für den Reisebüro-Betreiber nur, wenn eine bei ihm gebuchte Reise auch tatsächlich angetreten wird. Erst dann muss der Veranstalter eine Provision zahlen.
Im Norden ist viel los
Auch Maren Masjosthusmann schätzt, dass sich der Buchungsrückgang in diesem Bereich bewegt. „Bei uns sind derzeit Reisen in Deutschland und den Niederlanden angesagt“, sagt die Angestellte des Reisebüros Reckel in der Altstadt: „Nach Bayern oder ins Allgäu zieht es die Menschen nicht so sehr, eher an die Nord- und Ostsee.“ Dort kurzfristig etwas zu finden sei fast unmöglich.
„Es gibt diejenigen, die immer dorthin fahren. Jetzt kommen aber noch die dazu, die keine andere Option haben. Dementsprechend voll ist es“, erklärt sie. Masjosthusmann glaubt, dass viele entfernte Ziele meiden, weil die Versorgung vor Ort als nicht gut genug eingeschätzt wird: „Wahrscheinlich spielt auch die Angst vor einer neuen Infektionswelle eine Rolle. Da ist es leichter bei einem Trip in Deutschland mit dem Auto wieder nach Hause zu fahren. Und der ein oder andere denkt vielleicht, dass er bei der Rückkehr aus dem Ausland in Quarantäne muss.“
Frank Scholz blickt skeptisch in die Zukunft
Während die Nachfrage auch im Reisebüro Büssemeier in der Altstadt und im Reisebüro von Marion Klinke in der Markenstraße allmählich nach oben geht, kann Frank Scholz diesem Trend nicht folgen. „Die Auswahl ist einfach nicht da. Viele Hotels - zum Beispiel auf Ibiza oder Mallorca - sind noch geschlossen“, betont der Betreiber des Reisebüros in der Karl-Meyer-Straße in Rotthausen.
„Der Job war zuletzt etwas undankbar. Man arbeitet für den Kunden, ist für Rückfragen da und schaut, dass es für ihn das günstigste Angebot gibt“, klagt Scholz, der seit 24 Jahren mit seinem Geschäft im Gelsenkirchener Süden ansässig ist. Viele Absagen und Stornierungen habe er abwickeln müssen. Dass sich die Branche schnell von den Corona-Folgen erholt, denkt Scholz nicht: „Wenn es so schlepppend weitergeht, werden viele Reisebüros dicht machen müssen.“
>>>Info: Urlauber sollten Reisehinweise beachten
Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland - dazu gehören unter anderem Länder wie die Türkei oder Ägypten - warnt das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite. Dies gelte vorerst bis einschließlich 31. August 2020. Eine vorzeitige Aufhebung der Reisewarnung wird im länderspezifischen Einzelfall gesondert bekannt gegeben.
Auch wenn die Reisewarnung für einige europäische Länder am 15. Juni aufgehoben wurde, sei es ratsam, dass sich Reisende vor Reiseantritt informieren. Denn es könne auch weiterhin zu Beschränkungen kommen.
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