Gelsenkirchen-Buer. Friedrich Schenk wechselt zum 31. Juli in den Ruhestand -- nach 16 Jahren als Leiter des Bueraner AvD-Gymnasiums. Es waren turbulente Jahre.
Zum Abschied vom Schuldienst wollte Friedrich W. Schenk sich und seiner Frau eigentlich eine Südamerikareise nach Peru und Ecuador im Oktober schenken. Daraus wird in diesem Jahr wohl nichts, und auch sonst hat Corona dem Oberstudiendirektor einen mehr als turbulenten Abschluss beschert. Dabei waren auch die 16 Jahre davor am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium für den überzeugten Ruhrgebietler alles andere als langweilig.
Profil mit Bläserklasse und bilingualem Abitur
In seiner Zeit gab sich das AvD ein Profil mit einer bilingualen Klasse und einer Bläserklasse; ein Kontrapunkt zum benachbarten Kooperationspartner Max-Planck mit seinem MINT-Schwerpunkt. Schon im zweiten Jahr führte Schenk die offene Ganztagsbetreuung für die Jahrgänge fünf und sechs ein, die dafür eingerichtete Mensa erwies sich bei der Umsetzung von G8, also der Umstellung der Gymnasialzeit bis zum Abitur von neun auf acht Jahre, als sehr hilfreich. Überhaupt: G8. Argumente gegen die die Verkürzung der Schulzeit gab es von Anfang an genug, "und genau diese Argumente haben dann auch dazu geführt, dass wieder auf G9 gewechselt wurde", erinnert er sich. Die Argumente seien nicht falsch gewesen, aber die Rolle rückwärts kam, als es gerade recht gut gelaufen sei, alle Lehrpläne umgeschrieben waren. Auch der Doppel-Abiturjahrgang war gestemmt.
Eine Rolle rückwärts hatte NRW auch zu Schenks Start in Buer bei den Naturwissenschaften gemacht. Erst hieß es, die Einzelfächer sollten abgeschafft werden zugunsten von einem Gemeinschaftsfach. Doch wenig später schwenkte das Land wieder um auf Einzelfachunterricht. Absurd nennt Schenk die unveränderten Unterschiede zwischen den Bundesländern im Bildungssystem: "Ich bin Förderalismusfan, aber wenn Schüler so viele Probleme haben, weil sie aus einem anderen Bundesland zu uns wechseln, ist das nicht in Ordnung."
Gymnasium wird wieder voller
Große Schülerzahlen wird es auch geben, wenn die neuen G9-er in die Oberstufe kommen. "Dann wird es wieder eng, vor allem beim Sportunterricht. Nicht nur, weil es schwer ist, Sportlehrer zu bekommen, sondern weil die Turnhallenkapazitäten für uns und unseren Kooperationspartner Max-Planck-Gymnasium dann nicht mehr ausreichen werden. Da muss jetzt etwas geschehen", fordert Schenk die Politik und Verwaltung zum Handeln auf. Ansonsten allerdings lobt er die Stadt als Schulträger ausdrücklich. "Wir sind digital sehr gut ausgestattet, freuen uns auf die Arbeit mit IServ, für die wir uns im letzten Sommer entschieden haben. Allerdings hat es bis zum Lockdown nicht mit der Installation im Haus geklappt. Wir mussten auf digitale Alternativen zurückgreifen, viel Fantasie entwickeln, weil manche Schüler nur ein Smartphone haben. Aber das hat in den meisten Fällen gut funktioniert und seit Mai haben wir auch das virtuelle IServ als Plattform", versichert Schenk.
Die Abiturprüfungen -- darunter erstmals eine Klasse mit Englisch als Verkehrssprache -- sind nun so gut wie durch, "sein" letzter Jahrgang wird in der kommenden Woche die Zeugnisse in Gruppen zu 15 plus je zwei Begleiter in der Cafeteria bekommen, um den Corona-Regeln gerecht werden zu können. Der übliche Abiball muss ausfallen, ebenso wie die große Verabschiedung für Friedrich Schenk.
Stationen im Ministerium und als Schulrat
Friedrich Schenk machte selbst 1974 sein Abitur am Leibniz-Gymnasium in Buer -- wo heute eine seiner beiden Töchter unterrichtet. Nach dem Referendariat an einer Berufsschule in Krefeld -- katholische Religion und Geographie waren seine Fächer -- hat Schenk das Schulsystem aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt.
Er arbeitete im Schulministerium, an einem Wülfrather Gymnasium und als erzbischöflicher Schulrat, wo er für 15 katholische Schulen zuständig war. "Dass ich von dort nach Buer wechselte, haben die Kollegen in Köln kaum verstanden. Gelsenkirchen..." Dabei seien die Schüler am AvD nicht weniger respektvoll im Umgang als an den katholischen Schulen, versichert er.
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