Gelsenkirchen-Buer. . Viertklässler-Eltern können sich stressfreier über die Profile der Gymnasien in Buer informieren: Die Tage der offenen Tür werden entzerrt.

  • Buers drei Gymnasien bieten erstmals drei unterschiedliche Tage der offenen Tür an
  • MPG, AvD und Leibniz wollen Eltern und Schülern stressfreiere Information ermöglichen
  • Künftige Fünftklässler werden wohl Abitur in neun Jahren machen können

Gymnasium oder nicht? Mit dieser Gretchenfrage ringen viele Eltern, kaum dass das vierte Schuljahr ihres Nachwuchses begonnen hat. Noten, Freundeskreis, Entfernung, Schulprofil: Vieles gilt es abzuwägen. Als Entscheidungshilfe gelten da die Tage der offenen Tür. Bislang bedeuteten sie freilich (zumindest auf dem Goldberg) durchaus Stress, fanden sie doch am Annette-von-Droste-Hülshoff- (AvD) und am Max-Planck-Gymnasium (MPG) immer zeitgleich statt. Bis jetzt: Erstmals öffnen sie und das „Leibniz“ ihre Räume an unterschiedlichen Samstagen – und bereits kurz nach den Herbstferien.

„Die Eltern fragen immer früher nach den Tagen der offenen Tür. Dem wollen wir mit den vorgezogenen Terminen Rechnung tragen“, so Leibniz-Leiter Konrad Fulst. Überdies wolle man den Besuchern mehr Zeit geben, sich vor Ort umzuschauen und mit Lehrern, Eltern und Schülern ins Gespräch zu kommen, begründen MPG-Leiter Thomas Henrichs und AvD-Chef Friedrich Schenk die Entzerrung der Termine. Inhaltlich sollen diese nicht gravierend umgestaltet werden, aber sehr wohl neue Akzente erhalten, etwa durch die Vorstellung von mehr Fächern als bisher oder weiterer Informationen zu Profilen und der Orientierungsstufe (Klassen 5 und 6).

Anliegen: Übergangsquote zum Gymnasium erhöhen

Will mit dem Leibniz-Gymnasium wieder zurück zu G 9: Leiter Konrad Fulst.
Will mit dem Leibniz-Gymnasium wieder zurück zu G 9: Leiter Konrad Fulst. © Frank Oppitz

Ein Schwerpunkt aller drei Gymnasien soll überdies die Qualität des gymnasialen Bildungsangebots am Standort Buer sein – auch vor dem Hintergrund, dass viele Eltern sich aus Sorge vor einer Überforderung ihrer Kinder für eine Gesamtschule entscheiden.

„Die Übergangsquote aufs Gymnasium liegt in Gelsenkirchen bei deutlich unter 25 Prozent, in anderen Ruhrgebietsstädten hingegen bei klar über 40 Prozent. Wir sind aber überzeugt, dass mehr Gelsenkirchener Kinder das Potenzial fürs Gymnasium haben. Womöglich sind einige Eltern zu vorsichtig, vielleicht auch, weil sie nicht um die individuellen Förderangebote an den Gymnasien wissen“, bedauert Schenk. „Das Bild von der Paukschule, die nach dem Prinzip ,Friss oder stirb’ unterrichtet, ist völlig antiquiert“, betont auch Henrichs.

In Sachen soziales Lernen weiterentwickelt

Betont die individuellen Förderprogramme von Gymnasien: Thomas Henrichs, Leiter des Max-Planck-Gymnasiums.
Betont die individuellen Förderprogramme von Gymnasien: Thomas Henrichs, Leiter des Max-Planck-Gymnasiums. © Frank Oppitz

Die Gymnasien hätten sich gerade in puncto soziales Lernen in den letzten Jahren weiterentwickelt. „Wir bieten Streitschlichterprogramme, Hausaufgabenhilfen, soziale Projekte und Hilfsaktionen, die ganz grundsätzliche Kompetenzen fördern“, stellt er heraus. Und empfiehlt unsicheren Eltern individuelle Gespräche mit Lehrern oder Schulleitungen („gerne auch jenseits des Tags der offenen Tür“) oder eine mehrtägige Hospitation der Viertklässler im 5. Jahrgang, um sich einen Eindruck zu verschaffen.

Letztlich sei aber – Grundschulempfehlung hin oder her – der Elternwille verbindlich, im Positiven wie im Negativen. „Es gibt natürlich Eltern, die ihre Kinder trotz Hauptschulempfehlung bei uns anmelden. Ablehnen dürfen wir sie nicht“, hält Fulst eine Aufnahme um jeden Preis für problematisch.

Buers drei Gymnasien wollen zurück zu G 9

Setzt auf ausführliche und individuelle Beratung von Eltern und Schülern bei der Schulwahl: Friedrich Schenk, Leiter des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums.
Setzt auf ausführliche und individuelle Beratung von Eltern und Schülern bei der Schulwahl: Friedrich Schenk, Leiter des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums. © Frank Oppitz

Dass die aktuelle Debatte um die Wiedereinführung des G-9-Abiturs die Schulwahl beeinflusst, wissen die Gymnasiums-Leiter sehr wohl. „Laut Koalitionsplan rutschen die kommenden Fünftklässler in G 9. Nur wenn zwei Drittel der Schulkonferenz-Mitglieder sich für G 8 entscheiden, bleibt alles beim Alten. Näheres erfahren wir aber erst Ende November von der Bezirksregierung“, erklärt Schenk.

Fest steht nur: MPG, AvD und Leibniz wollen zu G 9 zurückkehren – und deren Leiter sehen der Personal- und Raumnot mit Sorge entgegen. Schwierig dürfte auch das Unterrichten ohne G-9-Lehrplan werden, der in der Kürze der Zeit kaum erarbeitet werden könne, so Fulst. Aber das sind die Lehrer ja bereits gewohnt: Ins erste G-8-Schuljahr mussten sie ebenfalls ohne Lehrplan starten.