Gelsenkirchen-Buer/Hassel. In der Kirche soll eine Kita entstehen, gleich daneben ein Supermarkt. SPD und Grüne in Gelsenkirchen wollen lieber eine grüne Oase.
Die Pläne für den Umbau der Kirche St. Theresia an der Polsumer Straße haben für hitzige Diskussionen in der Bezirkspolitik gesorgt. In der denkmalgeschützten Kirche soll ein Kindergarten entstehen, gleich daneben ein Supermarkt mit einer Fläche von rund 1500 Quadratmetern und 100 Parkplätzen.
„Das Vorhaben, einen Kindergarten in der Kirche zu schaffen, ist natürlich zu begrüßen“, sagt Dominic Schneider, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der BV Nord. Kritischer sieht er, wie viele andere Kommunalpolitiker, den Neubau eines Supermarktes. Zumal gerade an dieser Stelle der Polsumer Straße Lebensmittelmärkte vorhanden seien. „Ich hatte mir eigentlich eine Stadtteiloase für die Menschen in Hassel gewünscht.“
„Mir blutet das Herz“ - Harte Kritik von den Grünen
Zumal die Fläche durch Wiesen und etliche Bäume aktuell recht grün sei. Das gelte es zu schützen. „Wir haben einen Klimanotstand in Gelsenkirchen. Wenn dort gebaut wird, muss das ein ganz intelligentes Bauvorhaben sein“, sagt Schneider und denkt etwa an begrünte Dächer. Er selbst habe, wie die Mehrheit der BV-Mitglieder, dem Aufstellungsbeschluss zwar zugestimmt, aber der Verwaltung schon jetzt einige Kritikpunkte mit auf den Weg gegeben.
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Harsch hingegen fällt die Kritik von Karl Henke von den Grünen aus: „Das Angebot, einen Kindergarten in die Kirche zu verlegen, das finde ich hervorragend. Aber aus dieser wunderschönen Idylle eine Fläche zu machen für einen Vollsortimenter, das ganze Gelände platt zu machen, da habe ich kein Verständnis für.“ Intensiv habe er sich den Standort noch am Morgen angeschaut. „Der Baumbestand ist beispiellos. Mir blutete das Herz!“
Zuschüsse für Veranstaltungen
Einstimmig beschlossen wurden in der Sitzung der BV Nord am Donnerstag (7.5.) auch die Zuschüsse von 2.500 Euro für Stadtbezirksveranstaltungen im laufenden Jahr – unabhängig davon, dass zumindest das Frühkonzert bereits dem Corona-Virus zum Opfer gefallen ist.
Jetzt sei das Geld erst einmal freigegeben, urteilt Dominic Schneider (SPD). Nun müsse man schauen, was realisiert werden könne. Eines stehe jedoch bereits jetzt fest: „Kulturell wird es ein armseliges Jahr werden.“
Besonders kurios aus seiner Sicht: In ihrer Einschätzung stuft die Verwaltung das Vorhaben als nicht klimaschädlich ein. Es diene „der Wiedernutzung einer bereits baulich vorgeprägten Fläche“. Auch hier übt Karl Henke Kritik: „Wie kommt die Verwaltung dazu, das als nicht klimaschädlich zu verkaufen? Sicher, einige Flächen sind schon jetzt versiegelt. Aber das Maß an Flächenversiegelung, was man jetzt plant, das sprengt den Rahmen.“Karl Henke stimmt dem Aufstellungsbeschluss nicht zu – und kündigt Widerstand an. „Ich bin wild entschlossen, etwas zu unternehmen. Diese Messe ist nicht ohne Widerstand gelesen.“
Streit um Gutachten für neue Straßenplanung
Diskussionsstoff bietet auch der Auftrag an die Verwaltung, ein Gutachten erstellen zu lassen für die Verlagerung vom Durchgangsverkehr auf der De-La-Chevallerie-Straße hin zum Buerschen Ring. Hier geht es darum, die vielbefahrene Straße langfristig zu entlasten und durch die Ausweitung des eingerichteten Radstreifens die Fahrbahn nur noch einspurig von Autos befahren zu lassen.
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„Da sind wir uns einig, dass wir ein intelligentes Verkehrskonzept brauchen – vielleicht sogar digital gesteuert“, so SPD-Mann Dominic Schneider. „Wir werden den Verkehr verlagern. Der nimmt dann an Stellen zu, wo zuvor weniger Verkehrsaufkommen war.“ Dennoch halte man an dem Konzept fest, den Radstreifen au feine ganze Fahrspur zu vergrößern.
Wann mit dem Gutachten für das Vorhaben zu rechnen ist, wird in der Sitzung nicht deutlich. Karl Henke von den Grünen sorgt sich vor allem, dass damit bereits getroffene Entscheidungen in Frage gestellt würden. Ein weiterer Kritikpunkt: die Kosten des Gutachtens von rund 150.000 Euro. „Davon können wir einen Mitarbeiter in der Verwaltung zweieinhalb Jahre beschäftigen.“