Gelsenkirchen. Anzeigen für besser Verkehrsfluss und freie Parkplätze, und das alles in Echtzeit. So will Gelsenkirchen bald digitale Verkehrstechnik einsetzen.

Zwei Pilotprojekte, mit denen Verwaltung und Politik auf Basis des Gelsenkirchener Green-City-Plans die Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung in der Stadt langfristig weiter reduzieren wollen, nehmen nun Gestalt an: Die Luft an der Kurt-Schumacher-Straße soll durch eine sogenannte umweltsensitive Verkehrssteuerung sauberer werden. In Buer soll ein intelligentes Parkleitsystem dafür sorgen, dass die Schadstoffbelastung langfristig sinkt. Der Startschuss für die Umsetzung beider Pilotprojekte soll Ende 2020/Anfang 2021 erfolgen, wenn die politischen Gremien grünes Licht für die Planungen erteilen.

Weitere Entlastung für die Problemzone Schalker Meile

Auch interessant

Auch wenn sich auf der Schalker Meile durch die bisherigen Maßnahmen (Begrünung, Verkehrslenkung, höhere Taktdichte beim Bahnverkehr) die Situation leicht entspannt hat und drohende Fahrverbote vorerst abgewendet sind, dringt die Verwaltung auf weitere Verbesserungen, auch weil es immer wieder Kritik an der Verkehrsführung gibt.

Die Schalker Meile bekam einen grünen Bereich fürs Gleisbett der Linie 302 – auch als Maßnahme gegen Feinstaub.
Die Schalker Meile bekam einen grünen Bereich fürs Gleisbett der Linie 302 – auch als Maßnahme gegen Feinstaub. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Auf der Kurt-Schumacher-Straße wollen wir die Verkehrsteilnehmenden zunächst mittels drei großer LED-Informationstafeln zum Beispiel über schnellere Alternativrouten informieren. Diese Informationen sollen später auch via Smartphone oder Tablet abrufbar sein“, so Christoph Neumann, Leiter des Referats Verkehr, „So sieht man sofort, ob beispielsweise der Weg in den Gelsenkirchener Süden über die Grothusstraße schneller oder ob ein Umstieg auf die Straßenbahn im Moment effektiver wäre.“

Infotafel vor der Nahverkehrsanlage an der Veltins-Arena

Die geplanten LED-Infotafeln sollen so installiert werden, dass Verkehrsteilnehmer direkt reagieren und ihre Routen bzw. die Wahl des Verkehrsmittels anpassen können. In südlicher Richtung soll eine Infotafel vor der Nahverkehrsanlage an der Veltins-Arena platziert werden. „Damit bietet sich die Chance, das Auto abzustellen und direkt auf die Straßenbahnlinie 302 umzusteigen“, erklärt Neumann. Eine zweite Infotafel soll vor der Uferstraße installiert werden, so dass die Autofahrer entscheiden können, ob sie die Alternativroute über die Grothusstraße wählen wollen. In Fahrtrichtung Buer soll die Infotafel vor der Vinckestraße anzeigen, ob eine Umfahrung des Zentrums über den Buerschen Ring effizienter wäre.

Die Verkehrssteuerung mittels LED-Infotafeln gilt als erster Baustein einer umfassenden lokalen Verkehrssteuerung. 1,4 Millionen Euro sind für die erste Ausbaustufe kalkuliert.

Eine flächendeckende Parkraumerfassung in Echtzeit

Datenerfassung an neuralgischen Punkten

Grundlage für die künftig auf den LED-Tafeln angezeigten Informationen bilden unter anderem die aktuellen Verkehrsdaten, die über lokale Verkehrsdetektoren gewonnen werden. Ergänzt werden sollen diese Daten um gemessene Reisezeiten.

„Die Erfassung dieser Reisezeiten, die auch parkende Fahrzeuge, Unfälle und gesperrte Fahrspuren berücksichtigen soll, soll mittels moderner Detektionsgeräte an verschiedenen neuralgischen Kreuzungspunkten erfolgen“, sagt Referatsleiter Christoph Neumann. „Auf Grundlage dieser Daten können wir Routenempfehlungen ausgeben, die auf den jeweiligen LED-Infotafeln angezeigt werden.“

Das zweite große Pilotprojekt ist in Buer geplant. „Durch ein intelligentes Parkleitsystem, das beispielsweise via App anzeigt, wo sich freie Parkplätze befinden, wollen wir erreichen, dass sich der Parksuchverkehr verringert und die Schadstoffbelastung sinkt“, sagt Neumann. Grundlage sei die flächendeckende Parkraumerfassung in Echtzeit.

Das Parkleitsystem für Gelsenkirchen-Buer soll optimiert werden.
Das Parkleitsystem für Gelsenkirchen-Buer soll optimiert werden. © FUNKE Foto Services | Thomas Schmidtke

„Mittels Über-Kopf-Sensoren zum Beispiel an Beleuchtungsmasten sollen die darunterliegenden Parkflächen analysiert werden. Mit dieser Technik können, im Gegensatz zu Bodensensoren, mehrere Stellplätze ohne zusätzliche Tiefbaumaßnahmen abgedeckt werden. Zudem sind die Wartung und Anpassung der Anlage weniger aufwendig“, so Neumann.

Sensoren erfassen, ob eine Parklücke frei oder besetzt ist

Die Sensoren sollen (nicht personenbezogen) erfassen, ob eine Parklücke frei oder besetzt ist und leiten diese Daten dann an eine zentrale Datenbank der Stadt weiter. Die Daten sollen dann verarbeitet und beispielsweise via App an die Verkehrsteilnehmer zurückgespielt werden. Neumann: „So könnte man dann in Echtzeit sehen, wo freie Parkflächen zur Verfügung stehen und die lästige Parkplatzsuche entfällt“.

Auch interessant

Das Areal, das so abgedeckt werden soll, umfasst die City von Buer, den Busbahnhof, das Rathaus sowie die angrenzenden Wohngebiete. Bei erfolgreicher Umsetzung des Pilotprojektes, kann das System schrittweise ausgeweitet werden. Die Stadt rechnet mit Gesamtkosten von rund 1,2 Millionen Euro. Beide Projekte werden weitestgehend durch den Bund gefördert.