Wie wäre es denn mal mit einer Kult-Runde auf der Kulturmeile in Gelsenkirchen-Buer? Kira Schmidt führt vom „Blobster“ bis zum „Bügeleisen-Haus“.

Freiluft-Kunst

Die buersche Kulturmeile ist in aller Munde. Nur, fragen sich viele, wo ist die ganze Kultur? Die Antwort birgt so manch eine Überraschung. Doch von vorne: Unsere erste Station ist eindeutig die streitbarste. Seit 2013 steht der „Blobster“ auf dem Goldbergplatz – und manch einer hat sich noch immer nicht an den Anblick der eigenwilligen Skulptur gewöhnt. Geht es nach dem Schöpfer selbst, ist das kein Problem: „In unserer Gesellschaft formuliert Kunst häufig etwas, das man nicht spontan anerkennen möchte – sondern vielleicht erst dann, wenn man sich damit auseinander gesetzt hat. Deshalb soll sich der Blobster gerade nicht harmonisch und dekorativ in das Stadtbild in Buer einfügen. Er soll ein Fremdkörper sein. Ein Gebilde, das erst mal stört“, erklärt Gereon Krebber. Der Kunstprofessor lädt jedoch ein, sich auf sein Werk einzulassen. Und vielleicht bringen ja einige ungestörte Minuten der Konzentration gerade in diesen Tagen für den einen oder anderen den tieferen Sinn der Arbeit ans Licht.

Freiluft-Schau

Am meisten sticht der „Elastic Cube“ des Künstlers HD Schrader vor dem Kunstmuseum ins Auge.
Am meisten sticht der „Elastic Cube“ des Künstlers HD Schrader vor dem Kunstmuseum ins Auge. © FFS | Martin Möller

Für viele ist das Museum ein paar Meter weiter der Ort für Kunst schlechthin. Doch ist sie nicht nur in dessen Räumen zu erleben, sonder auch drum herum. Am meisten sticht der „Elastic Cube“ des Künstlers HD Schrader ins Auge. Die aus kantigen Stahlprofilen bestehende Skulptur steht vor dem Museum, gleich an der Horster Straße. Sie bietet ein wahres Erfahrungsfeld der Sinne, verändert ihre Optik, sobald der Betrachter seinen Standpunkt wechselt. Dabei wirkt sie wie ein aus der Form geratenes geometrisches Objekt, irgendwie immer in Bewegung und alles andere als statisch – jedoch ist das Kunstwerk mehr als stabil. Mancher mag es vielleicht nicht glauben, aber auch die drei Steine am Aufgang zum Museum sind Kunst. Das namenlose Objekt des Essener Künstlers Rolf Jörres besteht aus drei Steinblöcken unterschiedlicher Form. Die besondere Oberflächenbehandlung verleiht jedem der drei Steine einen eigenen Charakter, den es zu erfahren, ja zur begreifen gilt. Die natürliche, ursprüngliche Wirkung, die viele dieses Kunstwerk gar nicht wahrnehmen lässt, gehört zum Konzept. Allerdings sollte man sich doch im Vorbeigehen wundern, dass solch keltisch wirkende Objekte ausgerechnet vor dem Museum Gelsenkirchen stehen. Da liegt doch der Verdacht nahe, es handelt sich um Kunst.

Poetische Installation

Auf der Skulpturenwiese in Buer: die Skulptur „Rolling Sun“ von Sandro Antal.
Auf der Skulpturenwiese in Buer: die Skulptur „Rolling Sun“ von Sandro Antal. © FFS | Heinrich Jung

Ein geradezu poetischer Ort liegt ein paar Meter weiter gen Westen entlang der Horster Straße. Was der Bueraner als „Skulpturenwiese“ kennt, ist Ausstellungsfläche für Sandro Antals Arbeit „Rolling Sun“. Flache, runde Metallkörper, die auf unterschiedliche Art und Weise arrangiert sind, bilden eine Reminiszenz an den Himmelskörper im Zentrum unserer Galaxie und zugleich ein spielerisches Szenario, in welchem die Sonne als recht flache Scheibe nahezu über die Wiese zu rollen scheint. Antal arbeitete viel mit Stahl, ließ sich von diesem so wichtigen Werkstoff des Reviers inspirieren zu seinen gleichsam poetisch-sinnlichen wie leichten und fast humorvollen künstlerischen Statements.

Haushaltsgerät im Bau

Spitz wie ein Bügeleisen: Das sehenswerte Haus an der Horster Straße 22.
Spitz wie ein Bügeleisen: Das sehenswerte Haus an der Horster Straße 22. © Hans Blossey | Hans Blossey

Noch ein paar Meter westlich, an der Horster Straße 22, steht ein Gebäude, das durch seine Form besticht. Es ist ein wundervolles Beispiel für ein so genanntes „Bügeleisen-Haus“. Dessen Grundform erinnert stark an solch Haushaltsgerät und verlieh diesem Baustil, der ganz ideal bestimmte Flächen auszufüllen vermag, das von zwei Straßen, die im spitzen Winkel aufeinander treffen, eingegrenzt wird, seinen humorvollen Namen verlieh. Diesen „Trick“ nutzen Architekten schon recht lange. Dennoch sind „Bügeleisen-Häuser“ etwas Besonderes, ein echter Blickfang. Unser spezielles wurde 1910 erbaut und ist heute ein Wohn- und Geschäftshaus. Schon seit Ende der 1980er Jahre steht es unter Denkmalschutz. Hier endet unsere kleine Tour entlang der Kulturmeile. Nun kann man gemütlich zum Ausgangspunkt schlendern oder auch an der „Skulpturenwiese“ auf einer Bank rasten – aber bitte immer mit Abstand zu seinem Nächsten.