Schalke-Nord. Die Stadt Gelsenkirchen lud ein zum Forum über die Zukunft des Stadtteils Schalke-Nord. Wie das „neue Schalke“ aussehen soll.
Marode Häuser, erheblicher Verkehrslärm, verschmutzte Quartiersbereiche, fehlende Aufenthaltsqualität – das sind einige der Mängel, die Bürger in Schalke-Nord beklagen. Sie sehen ihren Stadtteil als Stiefkind. Mit einem integrierten Handlungskonzept will die Stadt im Rahmen eines Erneuerungsprozesses den Stadtteil attraktiver und wohnlicher gestalten. Bei einer Bürgerversammlung in der St. Anna-Kirche stellte sie ihre Partner vor, mit der das „neue Schalke“ entstehen soll.
Vor allem herunter gekommene und nicht mehr sichere Wohnhäuser sind Bewohnern ein Dorn im Auge, stören das soziale Gefüge. Unterschiedliche Vorstellungen über Grundregeln rund um den Wohnbereich zwischen neuen Nachbarn und der heimischen Bevölkerung erschweren mitunter den Aufbau sozialer Kontakte. Einige Schrottimmobilien hat die Stadt bereits erworben. „In bestimmten Quartieren“, räumt Janine Feldmann, Abteilungsleiterin Stadtplanung, ein, „müssen wir noch mehr reglementieren.“ Das kann bis zur Enteignung gehen, wenn Gebäude zum Sanierungsobjekt erklärt werden.
Feldmann: Stadt Gelsenkirchen hat die Probleme auf dem Schirm
Feldmann versichert, dass sowohl die soziale Schieflage als auch die Verkehrsprobleme, die Umweltbelastung neben Problemhäusern zu den Handlungsfeldern von Stadt und deren Partnern gehöre. Sie warb um Geduld bei den Bewohnern, denn Stadterneuerung sei kein Sprinter, sondern ein Dauerläufer. Über Mittel aus der Städtebauförderung sollen soziale Strukturen gestärkt, das Wohnumfeld verbessert, die Umweltbelastung minimiert werden. Die Stadt will die Bewohner mitnehmen, Hauseigentümer über Quartiersarchitekten beraten, Zuschüsse an Eigentümer in Aussicht stellen. Feldmann: „Wir wollen, dass Eigentümer ihre Immobilien halten können.“
„Schalke braucht ein Leitbild“, sagt David Froessler, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Urbano. Dazu müssten die wohnlichen Voraussetzungen, der Freizeitwert, das Stadtteilklima verbessert werden, um Investments aktivieren zu können.
Berliner Planungsbüro Stern ist nun mit an Bord
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Als einen der Partner hat die Stadt das Berliner Planungsbüro Stern an Bord geholt. Es sieht sich als Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung. Bei ihrer ersten Bestandsaufnahme haben die Fachleute die Defizite im Wohn-, Umwelt-, Bildungs- und Erwerbsbereich, gleichzeitig auch die kulturelle Vielfalt ausgemacht. Im Austausch mit den Bürgern wollen die Planer im April ihre Vorschläge vorlegen, mit welchen Projekten sich das Gesicht des Stadtteils verändern sollte.
Man habe verlernt, Potenziale zu entdecken, sagt Olivier Kruschinski, Vorstandsmitglied der Stiftung Schalker Markt. Er empfiehlt, den Stadtteil mit Mut und Vision zu entwickeln. Die Stärken müssten weiter ausgebaut und die Schwächen abgebaut werden. Kruschinski: „Um den Stadtteil wieder liebenswert zu machen, müssen wir Tradition bewahren und Zukunft gestalten.“
Stadt sieht sich auf dem richtigen Weg
So geht’s weiter
Im Mai wollen sich Projektbeteiligte erneut treffen und über die Ergebnisse beraten. Der Rat beschließt am 25. Juni das Konzept.
Im Juli/August werden die Konzepte zur Förderung eingereicht, im Oktober Startermaßnahmen beantragt. Im Januar 2021 soll über die Anträge vom Land entschieden werden. Im Mai steht dann fest, welche der sieben städtischen Projekte wie gefördert werden. Im Frühsommer 2021 wird die Bewilligung erwartet, im Herbst soll mit ersten Maßnahmen begonnen werden.
Am 26. Februar soll in der Gaststätte Bosch um 18 Uhr der Präventionsrat Schalke-Nord gegründet werden. Am selben Tag wird auch das sanierte Eingangsportal zur Glückauf-Kampfbahn eingeweiht. Ein Stadtteilfest mit Bühnenprogramm findet am 14. Juni auf dem Gelände der Schalker Kultstätte statt.
Thomas Richter, Abteilungsleiter im Referat Sicherheit und Ordnung, sieht die Stadt auf dem richtigen Weg. Er verweist auf einige Maßnahmen, die die Verwaltung präventiv ergriffen habe. So seien Mülldetektive eingestellt, die Öffentlichkeit zusätzlich informiert, der Streifendienst verstärkt worden. Vor Ort weisen Sozialarbeiter auf Fehlverhalten bei der Müllentsorgung hin. Ständig im Austausch ist die Stadt mit dem neu gegründeten Verein „Runder Tisch“. Viele Projekte initiiert hat auch die Koordinierungsstelle Kommunale Prävention, die Kinder als Zielgruppe sieht und mit Verbänden, Kita und der Grundschule Kurt-Schumacher-Straße zusammenarbeitet.
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Zum Abschluss des ersten städtischen Aufschlags schreiben Anwohner Stadt und den Projektbeteiligten ihre dringlichsten Wünsche für eine bessere Zukunft ihres Stadtteils auf ein Pinnwand: Weniger Leerstände, Verkehrsberuhigung, mehr Treffpunkte für Jugend und Senioren, Spielplätze für Kleinkinder, Inliner-Park, mehr Grün- und Freiflächen, verbesserte Nahversorgung, Routen für Spaziergänge steht dort geschrieben.