Gelsenkirchen-Schalke-Nord. Die GGW hat im Auftrag der Stadt Gelsenkirchen Problemhäuser an der Schalker Meile vor der Zwangsversteigerung erworben. Sie werden abgerissen.
Ein Doppelhaus-Komplex an der Schalker Meile ist vom Markt. Und auch die Chance, für relativ kleines Geld den großen Reibach zu machen, ist dubiosen Immobilienaufkäufern verbaut: Die stadteigene Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH GGW hat die Häuser Kurt-Schumacher-Straße 113/ 115 erworben. Damit, so die Sicht der Verwaltung, sei ein „weiterer Schritt zur langfristigen Verbesserung der Situation an der Schalker Meile getan“.
Kritik an der Situation in Schalke-Nord
Die Wohnsituation und das Wohnumfeld in Schalke-Nord waren in den vergangenen Monaten mehrfach Thema. Die Stadt agierte umgehend, baute auch – wie zuvor bei anderen Schrottimmobilien – Druck auf. Auch in diesem Fall erfolgreich. Seit 2017 standen beide Gebäude unter strenger Beobachtung der Wohnungsaufsicht und weiterer Dienststellen der Stadt. Nach zahlreichen Kontrollen wurden beide Häuser, bis dahin an der Ecke Gasstraße bevorzugtes Mietobjekt für Zuwanderer aus Südost-Europa, schließlich aufgrund erheblicher baulicher Mängel für unbewohnbar erklärt.
Maßnahmenkatalog für den Stadtteil
Vor einem Monat hatte der Verwaltungsvorstand unter der Leitung von Oberbürgermeister Frank Baranowski die Einrichtung einer „Sanierungsverwaltungsstelle“ beschlossen. „Wir werden weiter jede Möglichkeit nutzen, gegen Schrottimmobilien vorzugehen und auch unsere Aktivitäten in Schalke-Nord weiter forcieren“, so Baranowski.
Mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen soll langfristig die Situation in Schalke-Nord vor allem entlang der Schalker Meile verbessert werden. Vorarbeiten für ein Integriertes Entwicklungskonzept laufen – eine Voraussetzung für die offizielle Aufnahme als Stadterneuerungsgebiet und die Akquise von Städtebaufördermitteln.
„Druck und Angebot“, stellt GGW-Geschäftsführer Harald Förster fest, verfehlten in diesem Fall nicht ihr Ziel. Das Gebäude stand kurz vor der Zwangsversteigerung. Wer auf dem Wohnungsmarkt den Zugriff bekommen und mit Mieternot und dubiosen Geschäftsmodellen vielleicht seinen Schnitt gemacht hätte, wäre dann unkalkulierbar geworden. „Wir wollen denen das Feld nicht überlassen“, sagt Förster. Mit dem Eigentümer, aber auch zwei Banken als Hauptgläubiger („die haben wir auch an ihre gesellschaftliche Verantwortung erinnert“) habe man im Auftrag der Stadt letztlich erfolgreich über einen Kauf verhandelt. Die Gebäude sind laut Förster zu einem Preis „über dem Verkehrswert, aber unter der Grundschuld“ erworben worden.
Bereits ein weiteres Haus ersteigert
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Die GGW hatte in diesem Quartier bereits die Liegenschaft Kurt-Schumacher-Straße 110 bei einer Zwangsversteigerung erworben. Insgesamt, schätzt Förster, haben seine und die Stadterneuerungs-Gesellschaft SEG in den vergangenen Jahren fast 30 Schrottimmobilien gekauft. „Das ist sehr, sehr viel. Ich glaube, keine Stadt kümmert sich bislang so intensiv um das Thema wie Gelsenkirchen“, sagt Förster.
Aktuell keine Chance für neue Wohnhäuser
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Ein Teil der Gebäude wurde oder wird saniert, andere vom Markt genommen. Auch die Kurt-Schumacher-Straße 113/115 soll abgerissen werden. Förster: „Diese Häuser braucht kein Mensch in Gelsenkirchen, um nicht unter der Brücke schlafen zu müssen.“ Aktuell sieht Förster auch „keine Perspektive, wie attraktives Wohnen neu in diesem Teil der Schalker Meile geschaffen werden kann“. Langfristig sind für ihn „kleine Parks“, Gästehäuser, aber auch Gewerbe vorstellbar.