Gelsenkirchen-Erle. Die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GGW legt eine erfolgreiche Bilanz 2018 vor. Allein der soziale Wohnungsbau stagniert.
1,18 Millionen Überschuss hat die GGW, die Gelsenkirchener gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH, 2018 als Überschuss erwirtschaftet. Im Jahr zuvor waren es rund 1,4 Millionen Euro. Keine Riesenbeträge, aber eine äußerst solide Basis, um einiges zu bewegen: „Es war ein sehr anspruchsvolles Jahr, wir haben sehr viele Projekte auf den Weg gebracht“, sagt Margret Schneegans, die Aufsichtsratsvorsitzende. Geschäftsführer Harald Förster legt mit der Jahresbilanz entsprechende Zahlen vor.
GGW hat in Gelsenkirchen 4902 Wohnungen im Bestand
Der Wohnungsbestand stieg auf 4902 Einheiten (325.548 Quadratmeter Wohnfläche), davon sind 2072 (42 Prozent) preisgebunden, 57 Gewerbeeinheiten sind mittlerweile im Besitz der GGW, sieben Kindertagesstätten sind in Betrieb, eine weitere ist im Bau. Final wird die Stadttochter GGW für die Stadt rund 750 Kita-Plätze errichtet haben. Und auch diese Zahl ist beachtlich: Die Bilanzsumme stieg auf 320 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 290 Millionen.
Großer Bedarf an seniorengerechtem Wohnraum
Zwei Kitas errichtete die GGW 2018 an Steeler Straße und an der Sandstraße. Im laufenden Jahr wird die Kita Olgastraße bezugsbereit. Das Richtfest steht bald an. „Da sind wir schon ordentlich weit“, sagt Förster. Drei Neubauten mit über 80 Wohneinheiten (Steeler Straße, Erlenbruch, Insterburger Straße) hat das Unternehmen ebenfalls fertiggestellt – viele seniorengerecht und barrierefrei. Hier, so Förster, sei der Bedarf immer noch riesig. „Bei stark wachsender alter Bevölkerung haben wird in diesem Segment nach unseren Schätzung 5000 bis 6000 Wohnungen in Gelsenkirchen zu wenig. Ich wünsche mir, es würde mehr darüber geredet. Die Leute kündigen ja ihre Wohnung nicht wegen mangelnder Energieeffizienz, sondern weil sie die Treppen nicht mehr hochkommen oder ihr Bad nicht mehr nutzen können“.
Bei moderaten 4,97 Euro pro Quadratmeter liegt der Mietzins in GGW-Gebäuden im Schnitt, in der Spitze bei 9,90 Euro. Und auch die werden in Gelsenkirchen gezahlt, wenn das Angebot stimme, so Förster. Die Nachfrage nach modernem, gehobenem Wohnraum sei groß.
16,50 pro Quadratmeter in die Instandhaltung investiert
Bei der Instandhaltung des Bestands hat sich das Unternehmen gesteigert und im vergangenen Jahr 16,50 Euro pro Quadratmeter investiert. Revierweit liegt man damit im Vergleich mit anderen sozialen Wohnungsbauunternehmen im Mittelfeld. Die Investition ist auch eine Reaktion auf Mieterbefragungen. Die Zufriedenheitswerte (bei über 600 befragten Personen) lagen dabei zwar insgesamt bei über 90 Prozent, doch klare Kritik gab es am Zustand von Fluren oder Fassaden. Hier will die GGW nachbessern. Insgesamt gut bewertet wurde auch – für eine gedeihliche Hausgemeinschaft nicht unwesentlich – die sorgfältige Nachmieterauswahl. Förster: „Für uns ist das ein wesentliches Kriterium.“ Wie differenziert und individuell die Sichtweise ist, macht der Geschäftsführer aber auch deutlich: „20 Prozent der Befragten vergaben hier dennoch auch die schlechteste Note.“ Immerhin: Die Leerstandsquote in GGW-Immobilien liegt bei 3,6 Prozent. „Ein normaler Wert“, findet Förster, auch die Fluktuationsrate von nur 8,6 Prozent sei gut.
Schneegans sieht Stadttochter auch als Quartiererneuerer
Projekte der GGW sind oft Investitionen, an die sich ein privater Investor nicht wagen würde. Zu schwierig, problematisches Umfeld, geringe Margen-Aussichten, komplizierte Verhandlungen. Um den abgebrannten Aldi-Markt in Bulmke-Hüllen durch einen Wohnungsneubau zu ersetzen, nennt Förster ein Beispiel, waren lange und zähe Grundstücksverhandlungen mit insgesamt drei Eigentümer-Stiftungen des Discounters nötig, bei zunächst geringem Interesse seitens des Konzerns, seine Fläche für Wohnungsbau zu veräußern. Doch gerade in solchen Problemlagen tritt die GGW an, ist sie laut der Aufsichtsratsvorsitzenden Margret Schneegans vom Selbstverständnis als Stadttochter eben auch als handelnde Kraft aktiv, die die Quartierserneuerung vorantreibt, die Schrottimmobilien beseitigt.
Öffentlich geförderter Wohnungsbau liegt brach
Alles gut? Nur bedingt. Beim öffentlich geförderten Wohnungsbau, in einer Stadt wie Gelsenkirchen aus Sicht der GGW, eigentlich alternativlos, geht nichts. Durch die Herabstufung Gelsenkirchens um eine Mietenstufe von III auf II und die aktuellen Preisentwicklungen im Baugewerbe haben sich die Rahmenbedingungen massiv verschlechtert. „Das war ein Riesenrückschlag für uns, das hat uns ganz schwer ins Kontor getroffen“, betonen Förster und Prokurist Stefan Eismann. Das Förder- und Kreditgefüge ist durch die Abstufung seitens des Landes in Gelsenkirchen vollständig aus dem Lot geraten. In der Stadt hat es nach Försters Kenntnis seither keinen Bauantrag mehr für Sozialwohnungen gegeben.
Die GGW realisiert nur noch Projekte, die zuvor schon beantragt wurden. Beispielsweise an der Bochumer Straße. In schwierigem Umfeld wird die Wohnungsgesellschaft dort ein Eckgebäude bauen, kalkuliert über eine Laufzeit von 20 Jahren ohnehin nur mit – für die private Konkurrenz äußerst mageren – 1,2 Prozent Gewinn. Nach den neuen Förderrichtlinien würde die GGW stattdessen 300.000 Euro draufzahlen.