Gelsenkirchen. Bestattungen in Gelsenkirchen gehen zurück. Gleichzeitig braucht die Stadt attraktive Wohnungen. Eine Idee: Die Vermarktung von Friedhofsflächen.

Gelsenkirchen braucht Geld und bezahlbaren barrierefreien Wohnraum in attraktiven Lagen. Gleichzeitig bleiben auf Gelsenkirchens Friedhöfen immer mehr Flächen ungenutzt, weil die Anzahl der Bestattungen in den letzten Jahren stetig zurückgeht. Ein unschöner Nebeneffekt außerdem: Beerdigungen in Gelsenkirchen werden immer teurer. Die Stadt – die Verwaltung arbeitet bereits seit 2016 an einer Friedhofsentwicklungsplanung – prüft jetzt einen weiteren Ausweg aus dem Dilemma.

Immer mehr Urnenbestattungen

In der Nachbarstadt Essen haben die Verantwortlichen in ähnlicher Situation schon vor Jahren eine interessante Lösung gefunden. Hier widmete die Stadt das auf Friedhöfen ungenutzte Grabland in Bauland um und vermarktete es. ,,Auch wir schauen uns eine solche Möglichkeit an”, erklärt Sabine Otthöfer, Abteilungsleiterin Stadtpflege bei Gelsendienste. Denn auch in Gelsenkirchen gehen die Bestattungen stetig zurück, was vor allem mit der Bevölkerungsentwicklung zusammenhängt.

Bestattungen auf acht Friedhöfen

Auf acht städtischen Friedhöfen in Gelsenkirchen finden derzeit noch Bestattungen.

Dies sind der Friedhof Hassel-Oberfeldingen (Eingang Hasseler Straße 100), der Hauptfriedhof (Eingang Ortbeckstraße 2), der Friedhof Horst-Süd (Eingang Am Schleusengraben 11) und der Friedhof Beckhausen-Sutum (Eingang Harpenstraße 26).

Ebenso dazu gehören der Westfriedhof Heßler (Eingang Grawenhof 25), der Ostfriedhof Bismarck-West (Eingang Erdbrüggenstr. 115), der Südfriedhof Ückendorf (Eingang Günnigfelder Str. 88) und der Rotthauser Friedhof (Eingang Hilgenboomstraße 35).

Außerdem entscheiden sich immer mehr Menschen für eine Urnenbestattung oder andere alternative Bestattungsformen. Von rund 2300 Bestattungen im Jahr sind inzwischen die Hälfte Urnenbestattungen. ,,Die Menschen sind heute offener für Alternativen”, sagt Otthöfer. ,,Der Bestattungswald in Herten liegt direkt vor der Tür. Seebestattungen nehmen zu. Und viele Menschen überführen ihre Verstorbenen auch ins Ausland, um sie dort zu bestatten.”

Kosten für Bestattungen steigen

Ein wichtiges Kriterium, wie und wo jemand bestattet werde, seien auch die Kosten. Die steigen auf den städtischen Friedhöfen nämlich mit sinkender Bestattungszahl, da die Gebühren umgelegt werden. ,,Die Kosten muss man im Auge behalten, sie sind ein entscheidender Faktor”, meint die Abteilungsleiterin Stadtbildpflege.

Ungenutzte Friedhofsflächen in Bauland umzuwidmen sei in Gelsenkirchen allerdings nicht so ohne weiteres möglich. ,,Die freien Flächen, die uns auf Friedhöfen zur Verfügung stehen, sind nicht unbedingt zusammenhängende Flächen” erklärt die Abteilungsleiterin. Außerdem müssen die Flächen baurechtliche Kriterien erfüllen, um umgewidmet werden zu können. ,,In der momentanen Situation eignen sich viele Flächen gar nicht — da müsste das Planungsamt dann entscheiden, wie es damit umgeht.”

147 Hektar Fläche

Die städtischen Friedhöfe umfassen in Gelsenkirchen insgesamt 147 Hektar. Auf acht von ihnen finden zurzeit noch Bestattungen statt. Darüber hinaus gibt es vier teilweise außer Dienst gestellte städtische Friedhöfe. Hier sind nur noch bei schon vorhandenen Wahlgrabstätten Bestattungen in den unbelegten Grabstellen möglich.

Die christlichen Kirchen betreuen eigenständig neun Friedhöfe, die jüdische Gemeinde einen Friedhof. Auf dem städtischen Friedhof in Hassel-Oberfeldingen gibt es einen muslimischen Friedhofsteil.