Gelsenkirchen-Feldmark. Der Heimatbund lud zur geführten Zeitreise durch Gelsenkirchen-Feldmark. Die Teilnehmer bestaunten manches Detail bis hin zum Flugplatz.

An die 40 Teilnehmer wagten am Samstag einen Spaziergang in die Vergangenheit. Um genau zu sein, in die Vergangenheit des Feldmarker Südens. Der Heimatbund Gelsenkirchen e.V. hatte unter der Leitung von Hans-Joachim Koenen Heimatinteressierte auf eine Entdeckungsreise durch den Stadtteil eingeladen. Start des historischen Spaziergangs war der Parkplatz des Maritim-Hotels.

Parkgelände gehörte zuvor der Bauernfamilie Schalke

Der Startpunkt – der Stadtgarten – wurde 1897 als Kaiser-Wilhelm-Park eröffnet, anlässlich des 100. Geburtstags von Kaiser Wilhelm I., erklärte Koenen. Zuvor war ein Teil des Parks mehr als 550 Jahre im Besitz der Bauernfamilie Schalke. Auf dem Straßenzug Am Stadtgarten und die Zeppelinallee entlang bis zum Hauptbahnhof fuhr von 1912 bis 1969 eine Straßenbahn. Stillgelegt beziehungsweise verlegt wurde die Strecke – so Koenen – als die Feldmarkstraße an die Florastraße angebunden wurde und man die Bahnstrecke dorthin verlegte. Die Straßenbahn entlang der heutigen Feldmarkstraße Richtung Essen führte damals zum Flugplatz, in direkter Nähe zur noch heute existierenden Trabrennbahn.

Neues Magazin „Emscher-Zeitung“

Im Rahmen des Spaziergangs machte Joachim Koenen auch auf das neue Magazin „Emscher-Zeitung“ des Heimatbundes aufmerksam. Das Heft erschien erstmals Ende Juli und soll künftig in jedem Jahr neu aufgelegt werden.

In dem vielfach illustrierten, 72-seitigen Magazin im DIN-A-4-Format gibt es Informationen über die Historie der Stadt und über den Verein selbst und seine Arbeit. Das Magazin kostet fünf Euro und ist erhältlich beim Heimatbund selbst, in der Stadt- und Touristinfo, in den Buchhandlungen Junius und Kottmann sowie beim Stadtteilarchiv Rotthausen.

Radweg, Straßenbahn und Reitweg entlang der Zeppelinallee

1890 wurden die ersten prachtvollen Häuser mit Blick auf den Park errichtet.
1890 wurden die ersten prachtvollen Häuser mit Blick auf den Park errichtet. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Beim Verlassen des Stadtgartens ist der Blick frei auf prachtvolle Wohnhäuser, die hier ab 1890 errichtet wurden. Einige der schon damals beliebten Bauten sind mit Loggien mit Blick auf den Park ausgestattet. Zu Fuß ging es für den Trupp weiter Richtung Zeppelinallee. Koenen wies darauf hin, dass es an der breiten Straße neben der Bahnstrecke und einem Bürgersteig dereinst auch einen Fahrradweg und einen Reitweg gab. Durch die gute Verkehrsanbindung Richtung Rathaus sei der Standort damals ein beliebter Wohnort für Mitarbeiter der Stadtverwaltung gewesen. Wem welche Villen gehörten, wer in den prachtvollen Bauten bereits gelebt hatte und welche Häuser wann gebaut wurden: Auch auf dem zweiten Teil der Zeppelinallee verriet der Heimatkundler jede Menge Wissenswertes.

Historische Fotos aus dem Stadtteil im Gepäck

Über den ehemaligen Promenadenweg an der Zeppelinallee spazierten die Teilnehmer Richtung Feldmark.
Über den ehemaligen Promenadenweg an der Zeppelinallee spazierten die Teilnehmer Richtung Feldmark. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Vor allem Fabrikbesitzer und Direktoren hätten hier gelebt, erinnerte er. Anhand von historischen Fotos, die Koenen in einer Mappe mitgebracht hatte, konnten die Teilnehmer sehen, wie sich Straßenzüge, Gebäude und Grundstücke in dem Viertel mit der Zeit optisch verändert hatten. Zu den weiteren Stopps des Spaziergangs gehörte unter anderem der Industrie-Club Friedrich Grillo, in dem seit Anfang der 1950er Jahre der Arbeitgeberverband ansässig ist. Anlaufstelle war auch das 1955 gegründete Naturfreundehaus Fritz Bohne. Der Touristenverein „Naturfreunde“ hatte sich 1920 gegründet, 1933 (zwangs)-aufgelöst und 1947 wieder neu gegründet.

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An der Holbeinstraße angelangt, berichtete Koenen von der Freiluftschule, die hier seit 1924 ansässig war, um erkrankte Kinder an der frischen Luft wieder aufzupäppeln. Auch kam der Tourguide auf eine Mühle im ehemaligen Rotthausen (heute Feldmark), die 1966 klammheimlich abgerissen wurde und einen Bunker, den man in den 1950er Jahren abgebrochen hatte. Viele Straßen des Feldmarker Südens sind nach Künstlern und Luftfahrtpionieren benannt.

Schon zum dritten Mal dabei

Auch an der Feldmarkstraße entlang führte der Weg. Im Vordergrund: Tourleiter Hans-Joachim Koenen vom Heimatbund.
Auch an der Feldmarkstraße entlang führte der Weg. Im Vordergrund: Tourleiter Hans-Joachim Koenen vom Heimatbund. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Mit Koenen als kundigem Führer im Stadtteil unterwegs waren auch ehemalige Gelsenkirchener, so auch Elisabeth und Hartmut Dannapfel. „Bis nach meiner Lehre habe ich in Gelsenkirchen gewohnt und bin dann nach Haltern verzogen. Im Stadtgarten habe ich meine Jugend verbracht. In der Feldmark wurden meine Eltern geboren, hier haben sie gewohnt. Deshalb interessiert es mich auch, was hier aktuell passiert. Ich bin sehr dankbar für die Führung“, so der 66-Jährige. Bereits zum dritten Mal dabei ist Eva-Maria Christ mit ihrem Mann Reiner (60). Die 62-Jährige sei zwar zugezogene Gelsenkirchenerin, aber sehr an der Geschichte des Stadtteils interessiert.