Gelsenkirchen. . Kuriose, aber wahre Geschichten aus dem Revier hat Wolfgang Berke für sein Buch „Echt jetzt?!“ zusammengetragen. Sieben spielen in Gelsenkirchen.

Sachen gibt’s, die gibt es gar nicht. Und doch sind sie wahr. Kuriositäten aus dem Ruhrgebiet hat der Autor und Journalist Wolfgang Berke gesammelt und in dem Buch mit dem treffenden Titel „Echt jetzt?“ veröffentlicht. Manche, aber nicht alle Absonderlichkeiten sind neu entdeckt und dem historisch interessierten Ruhrgebietler unbekannt. Ungemein kurzweilig nachzulesen sind sie allemal. Und wer weiß in Gelsenkirchen schon, dass es in Oberhausen ein Kino auf der 7. Sohle gab oder in Dortmund ein Bunkerhotel?

Pioniere der Luftfahrt in Rotthausen

Aus Gelsenkirchen hat Berke sieben wundersame Geschichten zusammengetragen. Die wenigsten Gelsenkirchener etwa dürften sie noch selbst erlebt haben, die Pioniere der Luftfahrt in Rotthausen.

Auch interessant

Mit der Stadt Essen teilte man sich den Flugplatz direkt neben der Trabrennbahn in der heutigen Feldmark. Hangars für 20 Flugzeuge, Werkstätten und eine überdachte Zuschauertribüne sorgten für die damals nötige Infrastruktur. Linie flogen 1919/20 allerdings nur Luftfrachtstücke nach Berlin, ansonsten war Fliegen eher ein Show-Vergnügen. Sogar Flugzeuge wurden in Gelsenkirchen gebaut, in den Kondor-Flugzeugwerken. Allerdings nur sechs Jahre lang, dann stellte man auf Möbelbau um. Ende der Zwanziger Jahre verlor der Flugplatz seine Bedeutung. Die Luftfahrtvereine wanderten ab, die Natur eroberte das Flugfeld zurück.

Wo das Ruhrgebiet dreigeteilt wird

Weniger spektakulär, dafür um so hanebüchener ist das Drei-Präsidenteneck an der Hattinger Straße, dem Zubringer zur A 40, wo Gelsenkirchen, Essen und Bochum-(Wattenscheid) aufeinandertreffen. Gleich drei Regierungspräsidenten sind hierfür zuständig: für Gelsenkirchen Münster, für Bochum Arnsberg, für Essen Düsseldorf. Ein XXXL-Vermessungsstab, von Künstlern als Denkmal in die Erde gerammt, markiert diese absurde Grenzziehung, die auf einer Preußischen Verordnung der Jahres 1815 basiert und das Ruhrgebiet drittelt.

Natürlich geht es in dem Buch auch um den Schalker Fan-Friedhof, die St. Josef-Kirche mit dem Schalkefenster, das gelbe Haus auf der Schalker Meile und den Förderturm der Zeche Wilhelmine Victoria I, der zur Zeche Zollern „transloziert“, sprich zur Weiterverwendung übergeben wurde.

Spezieller Speicher für Müllers Mühle

37 Meter hoch ist der „Schalker Erbsenturm“, gebaut aus  U-Boot-Teilen.
37 Meter hoch ist der „Schalker Erbsenturm“, gebaut aus U-Boot-Teilen. © Institut für Stadtgeschichte

Thema ist aber auch der Speicher von Müllers Mühle, der einst tatsächlich aus U-Boot-Teilen gefertigt wurde. Um genau zu sein: Im Schalker Verein wurden für den U-Boot-Typ XXI Rumpfteile gefertigt, die nach Bremen zur Endmontage der U-Boote gebracht werden sollten. Aufgrund des Kriegsendes kam es dazu gar nicht mehr. Und wie der Ruhrgebietler so ist: Ganz pragmatisch wurden die soliden Teile entkernt und für den Bau neuer Silos der zerbombten Müller’s Mühle genutzt. 37 Meter hoch ist der „Schalker Erbsenturm“. Eine spezielle Landmarke – bis heute.

Im Schatten des Schalker Vereins qualmten die Reifen

Natürlich fehlt auch nicht die rasante Geschichte des Alma-Rings. Das Motodrom für Altwagenrennen auf dem Gelände der ehemaligen Alma-Kokerei: 750 Meter Kurvenstrecke, gebaut und betrieben von der RAG — der Rheinländischen Altwagen-Gemeinschaft, später in „Autorenn-Gemeinschaft“ umgetauft. In den 60ern und vor allem 70er Jahren qualmten die Reifen hier ordentlich, Tausende Zuschauer ließen sich gern vor der Industriekulisse des Schalker Vereins von Motoren bedröhnen.

Das Motodrom auf dem Alma-Gelände aus der Vogelperspektive. Vor allem in den 70er Jahren fanden dort zahlreiche Autorennen statt.
Das Motodrom auf dem Alma-Gelände aus der Vogelperspektive. Vor allem in den 70er Jahren fanden dort zahlreiche Autorennen statt. © Alfons Kampert

Die Anwohner sahen das anders, Mitte der 80er Jahre wurde das Alma-Motodrom daher geschlossen.

>>> INFO: Ab sofort in den WAZ-Leserläden zu haben

Das Buch ist ab sofort im Buchhandel und in den WAZ-Leserläden, Hochstr. 68 und Ahstr. 12 zu haben. Wolfgang Berke: Echt jetzt?! Die wirklich wahren Geheimnisse des Ruhrgebiets. Klartext-Verlag 2018. 14,95 Euro.


  • Der Autor hat bereits zahlreiche Ruhrgebietsbücher im Klartext-Verlag veröffentlicht.