Gelsenkirchen-Bismarck. . Das Straußenpärchen im Zoom Gelsenkirchen hat es dem Fotografen Michael Döring angetan. Für sein Hobby hat er vor allem eins entwickelt: Geduld.

Er hat seine Augen überall. Auch wenn er scheinbar ins Gespräch vertieft ist, entdeckt Michael Döring doch alles ganz genau, was um ihn herum kreucht und fleucht. Der 58-Jährige sieht mit dem Auge eines Fotografen. Mindestens einmal in der Woche ist der Jurist mit seiner Kamera-Ausrüstung in der Zoom Erlebniswelt unterwegs. Auf ein tierisches Pärchen richtet er dabei sein Objektiv ganz besonders gern: auf Gisela und Siegfried, das langbeinige Straußen-Duo.

Afrikanische Rothalsstrauß-Henne

Morgenruhe
Morgenruhe © Michael A. Döring

Die beiden schrägen Vögel hat der Bismarcker, der sich im Brotberuf als selbstständiger Finanzmakler eher um dröge Dinge kümmern muss, ins Herz geschlossen. „Besonders die Augen haben es mir angetan“, lächelt der passionierte Hobby-Fotograf, der überaus professionelle Fotos schießt. „Diese Augen haben einen Durchmesser von fünf Zentimetern und sind damit die größten aller Landwirbeltiere.“ Gisela, die afrikanische Rothalsstrauß-Henne, kommt im Galopp angerannt. Siegfried bleibt derweil bei seinen Nachbarn auf der weitläufigen Anlage, den Zebras und Antilopen, stehen. Michael Döring ist überzeugt, Gisela erkennt ihn, so oft, wie er sie inzwischen besucht hat.

Auch Reviertierpflegerin Tanja Panzer bestätigt, dass die großen Vögel ihre Menschen durchaus erkennen: „Wenn wir aber auf die Anlage gehen, muss der Hahn zuerst in den Stall.“ Siegfried würde nämlich nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern sein Territorium gegen jeden Eindringling verteidigen. Gisela ist da sanftmütiger. Erst im vergangenen Jahr wuchsen fünf Jungtiere im Zoom auf, derzeit werden frisch gelegte Eier ausgebrütet: „Die aufwendige Nachzucht im Rahmen des Artenschutzprogramms ist immens wichtig, denn diese Straußenart ist akut vom Aussterben bedroht.“

Hobbyfotograf Michael Döhring fotografiert Orang Utans Ende April. Im Freigehege war Obst zwischen österlicher Deko versteckt.
Hobbyfotograf Michael Döhring fotografiert Orang Utans Ende April. Im Freigehege war Obst zwischen österlicher Deko versteckt. © Joachim Kleine-Büning

Fotograf Michael Döring freut sich über die Chance, die größten Vögel der Erde seit vielen Jahren regelmäßig und intensiv mit der Kamera beobachten zu können. „Für die Tierfotografie braucht man vor allem Zeit und Geduld.“ Letztere hat der gebürtige Ulmer, der seit einem Vierteljahrhundert in Gelsenkirchen zu Hause ist, inzwischen entwickelt. Und nicht nur die: „Ich habe mir viel Wissen über die Tierwelt angeeignet.“ Durch Literatur, aber auch durch Gespräche mit den Zoo-Mitarbeitern.

Bollerwagen für die Ausrüstung

Spaziergang in der Morgensonne im August
Spaziergang in der Morgensonne im August © Michael A. Döring

Zum immer größeren Wissen gesellte sich nach und nach auch eine immer umfangreiche Kameraausrüstung. Wenn Michael Döring heute sein Büro verlässt und in den Zoo geht, dann fällt er auf, dann zieht er einen Bollerwagen hinter sich her, prall gefüllt mit Foto-Equipment. „Das schwerste Objektiv wiegt immerhin vier Kilogramm.“ Das läppert sich. Und der Fotograf aus Leidenschaft will schließlich für jeden möglichen Moment gewappnet sein: „Diese Fotos kann man ja nicht planen, man weiß nie, was einem gerade vor die Linse kommt.“ Oder wie nah man gerade seinen beiden Lieblingstieren kommt: „Da muss man auch schon mal zwei, drei Stunden warten.“

Prächtige Fotos von Gisela und Siegfried dokumentieren den Aufwand, den der Fotograf betreibt. Manche halten nur den Kopf der Vögel mit ihren ausdrucksvollen Augen fest, andere zeigen ausschließlich das prächtig gezeichnete Gefieder, wiederum andere die flugunfähigen Tiere im schnellen Lauf. Ausdrucksstarke Hingucker allesamt.

Aber Michael Döring fotografiert längst nicht nur seine beiden Lieblingstiere. Über 14.000 Fotos aus dem Zoo haben sich bereits angesammelt. Und gibt es den einen einzigen Glücksschuss? Döring überlegt nur kurz, nickt: „Das ist das fliegende Nashorn.“ Der Fotograf erwischte das Tier genau in der Sekunde, als es komplett vom Boden abgehoben hatte.

>> Gisela und Siegfried „empfangen“ täglich

Wer das Straußenpaar Gisela und Siegfried in der Zoom-Erlebniswelt an der Bleckstraße in Bismarck kennenlernen möchte: Der Zoom hat täglich von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet. Karten für Erwachsene kosten 21,50 Euro, Kinder (4 bis 12 Jahre) zahlen 14 Euro, Schüler und Studenten 16 Euro.

Weitere Informationen: www.zoom-erlebniswelt.de