Gelsenkirchen. . Zoom-Tierärztin Judith Wabnitz hat sich in den 49-jährigen Aufreißer des Gelsenkirchener Zoos verliebt: Flusspferd-Opa Ernie, zwei Tonnen schwer.

Große Klappe, nichts dahinter? Von wegen! Der mächtige Flusspferdbulle reißt sein Maul zwar gerne und oft ziemlich weit auf, dumm ist das Hippo aber nicht. „Nein, der Ernie ist ganz schön schlau“, sagt Tierärztin Judith Wabnitz und lächelt. Kein Wunder, dass sich die 42-Jährige in den 49-jährigen Aufreißer verliebt hat: „Er ist sehr friedfertig, lieb und lässt sich von seinen Mitbewohnerinnen eine ganze Menge gefallen.“

Judith Wabnitz arbeitet seit Mitte vergangenen Jahres als Tiermedizinerin in der Zoom Erlebniswelt. Den Tierpark kennt sie schon seit Kindertagen, als er noch Ruhr-Zoo hieß. An viele Tiere kann sie sich noch gut erinnern, darunter auch an den dicken Ernie. „Und an Rosel, den Liebling aller Zoobesucher.“ Rosel starb 2012 als betagte Dame im stolzen Flusspferdalter von 53 Jahren.

© Olaf Ziegler

Heute ist Ernie das Urgestein des Zoos. Erst vor wenigen Tagen feierte der Tierpark den 49. Geburtstag des Flusspferds in der Dschungelhalle. Auch wenn Ernie ein Senior ist, ist er noch immer rüstig. Dennoch wacht Judith Wabnitz, Stellvertreterin der Tierärztin Dr. Pia Krawinkel, mit Argusaugen über die Gesundheit des speckigen Bullen, der im Alter von zehn Monaten nach Gelsenkirchen kam. Der proppere Zweitonner hat immer mal Probleme mit seinen Zähnen, die zwischendurch auch geputzt werden müssen. „Kein Problem bei Ernie“, sagen sowohl die Ärztin als auch der Tierpfleger Klaus Mette.

Ärztin hat in Afrika auf einer Farm gearbeitet

Tiermedizinerin Judith Wabnitz packt in der Zoopraxis sorgfältig ihren Arztkoffer. Sie muss ständig für alles gerüstet sein.
Tiermedizinerin Judith Wabnitz packt in der Zoopraxis sorgfältig ihren Arztkoffer. Sie muss ständig für alles gerüstet sein. © Olaf Ziegler

Einen Teil der Woche hat es Judith Wabnitz mit Hund, Katze, Maus zu tun. Den anderen sind Tiger, Giraffe und Co. ihre Patienten. Die gebürtige Bottroperin betreibt eine Tierarztpraxis in Kirchhellen und hat inzwischen eine halbe Stelle im Zoom übernommen. Ihre berufliche Karriere begann eigentlich ganz anders. „Ich habe zunächst ein Jahr lang als Krankenschwester gearbeitet, aber Tiere haben mich schon immer fasziniert.“ Also entschied sie sich irgendwann gegen die Human- und für die Tiermedizin, nahm ein Studium in München auf. Danach arbeitete sie einige Wochen lang auf einer Farm in Afrika: „Dort habe ich die großen Wildtiere dann auch in freier Wildbahn gesehen.“ Erfahrungen, die ihr heute zugute kommen.

Dennoch empfindet sie noch jeden Tag eine tiefe Dankbarkeit dafür, mit Tieren aller Art arbeiten zu dürfen. Mit Ernie zum Beispiel: „Es gibt nur ganz wenige Zoos in Deutschland, die überhaupt Flusspferde halten.“ Und Ernie gilt als ältester Bulle, der in einem Tierpark lebt. Ernie zeugte 1983 mit seiner langjährigen Gefährtin Rosel den ersten Gelsenkirchener Hippo-Nachwuchs. Inzwischen bekommen die beiden dicken Flusspferd-Damen Asita und Suse allerdings die Pille, weil zuletzt mehrfach Nachwuchs nur wenige Tage überlebt hatte.

Zahnpflege für Opa Ernie ist wichtig

Tierpfleger Klaus Mette ist seit mehr als drei Jahrzehnten Tierpfleger in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen. Die Waris, hier Debbie, sind ihm besonders ans Herz gewachsen. Er sagt über Flusspferd Ernie: „Er kennt uns alle gut, er lässt sich problemlos anfassen.“
Tierpfleger Klaus Mette ist seit mehr als drei Jahrzehnten Tierpfleger in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen. Die Waris, hier Debbie, sind ihm besonders ans Herz gewachsen. Er sagt über Flusspferd Ernie: „Er kennt uns alle gut, er lässt sich problemlos anfassen.“

Für die Tierärztin ist das Beobachten von Ernie und Co. ein wichtiger Teil ihrer Arbeit: „Die Tiere selbst geben vor, was ich zu tun habe.“ Prophylaxe gehört immer dazu: „Wir müssen aber auch regelmäßig gucken, ob sich ein Tier mal verletzt hat oder ob es sonst irgendwie erkrankt ist.“ Das Spektrum sei einfach riesengroß. Dafür ist die Tierarztstation perfekt ausgestattet mit Apotheke, Röntgenraum, OP.

Zahnpflege ist gerade für Opa Ernie wichtig. „Der lässt sich gerne anfassen“, weiß die Medizinerin und tätschelt dem Tier aufs breite Maul. Das reißt Ernie ganz weit auf und wird mit dicken Brotbatzen belohnt. Flusspferde sind reine Vegetarier, lieben Gras, Heu, Gemüse und gerne auch mal ein Brötchen.

An den Flusspferden fasziniert die Medizinerin auch, dass sie sehr gemütlich und behäbig wirken: „Tatsächlich aber können die richtig schnell werden.“ Wabnitz mag auch die sanften Bewegungen der Dicken unter Wasser: „Das sieht aus, als würde Ernie durchs Wasser schreiten.“ Ein echt elegantes Schwergewicht eben.

>> Die Öffnungszeiten und die Ticketpreise

Wer Flusspferd Ernie und seinen beiden Lebensgefährtinnen Asita und Suse live erleben möchte: Die Zoom Erlebniswelt an der Bleckstraße in Bismarck hat täglich geöffnet von 9 bis 18.30 Uhr. Karten kosten für Erwachsene 21,50 Euro, für Kinder (4 bis 12 Jahre) 14 Euro. Schüler und Studenten zahlen 16 Euro. Hunde dürfen für 6 Euro mit den Tierpark. Infos: zoom-erlebniswelt.de