Gelsenkirchen. . Zoo-Besucherin besucht regelmäßig die Menschenaffen in Gelsenkirchen. Sie bastelt gegen tierische Langeweile kleine Futtersäckchen zum Auspacken.

Häkeln, nähen, basteln? Eigentlich nicht so ihr Ding. Für ihre Lieblinge aber tut sie fast alles. Auch Stricken! Am Abend auf dem Sofa greift Elisabeth Anker regelmäßig zu Wolle und Nadeln, um für ihre Affenbande in der Zoom Erlebniswelt kleine Überraschungsbeutel herzustellen. Die 67-Jährige Essenerin ist leidenschaftlicher Stammgast des Gelsenkirchener Zoos und besucht hier in der Tropenhalle gleich mehrfach in der Woche ihre Lieblingstiere, die Orang-Utans.

Unverkennbare Wiedersehensfreude

Die Geschenke und die Konkurenz fest im Blick: Orang-Utan-Junge Awang hat sich gleich ein paar der gestrickten Futterbeutel gesichert.
Die Geschenke und die Konkurenz fest im Blick: Orang-Utan-Junge Awang hat sich gleich ein paar der gestrickten Futterbeutel gesichert. © Joachim Kleine-Büning

Gerade dösen sie noch ein wenig träge in Hängematten und Ästen, da kommt Bewegung in die Horde: Besuch ist da! „Hallo, mein Schatz“, ruft Elisabeth Anker laut und presst die Nase an die Glasscheibe. Vor ihr drücken die riesigen Menschenaffen ihre Köpfe von innen an die Scheibe. Die Freude des Wiedersehens scheint auf beiden Seiten gleich groß zu sein. „Aber Sexta ist mir einfach die Liebste“, schmunzelt die Besucherin.

Pfleger Markus Kirchberg freut sich mit und nickt: „Die Orangs erkennen Frau Anker ganz genau, an ihren Gesichtszügen, an Gestik und Mimik.“ Und die Menschenaffen gehören auch zu den Primaten, denen der eine erkennbar sympathisch ist und der andere nicht: „Die mögen längst nicht jeden.“ Elisabeth Anker lieben sie. „Nur Farida“, ist sie noch ein wenig enttäuscht, „zeigt mir die kalte Schulter.“

Im Rechenzentrum des Bistums Essen gearbeitet

Dabei kommt die Essenerin seit nunmehr vier Jahren treu in die Tropenhalle. Die IT-Technikerin, die beruflich im Rechenzentrum des Bistums Essen gearbeitet hat und inzwischen Rentnerin ist, besitzt eine Jahreskarte und fährt, so oft sie kann, per Bus und Bahn Richtung Zoo.

Am Abend auf dem Sofa greift Elisabeth Anker regelmäßig zu Wolle und Nadeln, um für ihre Affenbande in der Zoom Erlebniswelt kleine Überraschungsbeutel herzustellen.
Am Abend auf dem Sofa greift Elisabeth Anker regelmäßig zu Wolle und Nadeln, um für ihre Affenbande in der Zoom Erlebniswelt kleine Überraschungsbeutel herzustellen. © Joachim Kleine-Büning

Und ganz oft nicht mit leeren Händen. Elisabeth Anker strickt in Absprache mit dem Tierpfleger-Team kleine Woll-Säckchen. „Die füllen die Pfleger dann mit Holzwolle und kleinen Leckereien wie Nüssen, Rosinen oder anderen Trockenfrüchten und knüpfen die zu.“ Und weil die Menschenaffen äußerst neugierig sind, fummeln sie mit großem Geschick die Beutelchen auf und suchen die kleinen Köstlichkeiten darin.

„Eine effektive Beschäftigungstherapie“, weiß Pfleger Kirchberg. Für die sonst sein Team regelmäßig sorgt, um die Affen bei Laune zu halten. Besucher dürfen natürlich nichts mitbringen. Bis auf Elisabeth Anker in Absprache mit den Pflegern.

Schubbi greift sich gelassen eines der Säckchen

Schubbi, der massige Chef der Affenbande, greift sich gelassen eines der Säckchen. „Er weiß genau, da wagt sich keine, ihm das wegzunehmen.“ Nur die hibbeligen Hullmann-Äffchen zerren an ihm. Er lässt sie gelassen gewähren. Die beiden Jungtiere Awang und Mokko sind da schon deutlich aufgeregter und hüten ihre rot-weißen Beutelchen wie ihren Augapfel. Farida sucht sich derweil ein ruhiges Eckchen und knüpft den Woll-Beutel gespannt auf.

Unglaubliche Ähnlichkeit mit uns Menschen

Orang-Utan-Dame Farida untersucht mit geschickten Handgriffen den Strickbeutel und fahndet nach versteckten Leckereien.
Orang-Utan-Dame Farida untersucht mit geschickten Handgriffen den Strickbeutel und fahndet nach versteckten Leckereien. © Joachim Kleine-Büning

Elisabeth Anker steht hinter der Glasscheibe und freut sich. „Oft bin ich zwei, drei Stunden hier und beobachte die Tiere einfach. Mich fasziniert vor allem ihre unglaubliche Ähnlichkeit mit uns Menschen.“ Man spüre, wenn sie gut drauf oder wenn sie genervt seien, wenn sie sich mögen oder ablehnen. Die Orang Utans berühren das Herz von Elisabeth Anker. Und weil dieses Herz nicht mehr ganz perfekt funktioniert, musste sie kürzer treten und ihr ehrenamtliches Engagement im Hospiz aufgeben.

Eine Patenschaft für Orang-Utan in Sumatra

Die Besuche im Zoo machen ihr jetzt einfach Spaß. Sie erfreut sich aber nicht nur an niedlichen Zootieren und strickt nicht nur die Überraschungsbeutelchen, sondern sie engagiert sich auch für die Art und den Tierschutz: „Ich habe eine Patenschaft für einen Orang-Utan in einer Auffangstation in Sumatra übernommen“, sagt sie, kramt in ihrer Handtasche und zeigt stolz ein Foto ihres Patenkindes. „Das wird dort in der Station aufgepäppelt und dann wieder ausgewildert.“ Auch im Zoom hat sie eine Patenschaft übernommen: für ein kleines Schweinsäffchen.

Zudem engagiert sich die treue Zoom-Besucherin im Verein „Orang-Utans in Not“, der seinen Sitz in Leipzig hat. Dass sie im Gelsenkirchener Zoo so viel über die Orang-Utans erfährt, dafür ist sie den Pflegern dankbar: „Die sind immer ansprechbar, man bekommt Antworten auf alle Fragen.“ Inzwischen ist Elisabeth Anker so gut im Bilde, dass sie manch neugierigem Besucher selbst gerne Fragen beantwortet.

Und wenn die Zoo-Freundin dann wieder nach Hause kommt, dann wartet dort ein weiteres Lieblingstier auf sie: ihr kleiner Stubentiger.

>> Öffnungszeiten und Eintrittspreise im Winter

Wer die Affenbande in der Tropenhalle der Zoom Erlebniswelt an der Bleckstraße selbst kennenlernen möchte: Der Zoo hat in den Wintermonaten täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Karten für Erwachsene kosten im Winter 15,50 Euro, für Kinder (4 bis 12 Jahre) 10,50 Euro.

Weitere Informationen gibt es online unter:
www.zoom-erlebniswelt.de