Gelsenkirchen. . Der Gelsenkirchener Neumarkt wurde Dienstag bunt, laut und voll. Das Abendfestival „Laut gegen Rechts“ setzte Zeichen gegen Rassismus und Hetze.
Helgoland im Nebel, strahlende Abendsonne auf dem Neumarkt: Das Wetter auf der Deutschen Hochseeinsel stoppte „Rantanplan“, die Headliner aus Hamburg, zum Konzert in Gelsenkirchen einzufliegen. Die Absage kam mittags via Facebook und wurde von der Fangemeinde der Ska-Punker mit Bedauern aufgenommen. Doch in der City wurde es abends dann doch recht voll, bunt und vor allem laut: „Laut gegen rechts“, das Ein-Abend-Festival vor dem 1. Mai, ging Dienstag zum fünften Mal über die Bühne. Mit Live-Musik, mit Beteiligung diverser Verbände von den Falken bis zur Schalker Fan-Ini gegen Rassismus. Und mit klaren Ansagen.
Gegen Rassismus, gegen Rechte, Hetze und Intoleranz
Bunte „Laut-gegen-Rechts“-Aufkleber auf Jacken und Shirts gehörten optisch zur Grundausstattung, um Position zu beziehen: Gegen Rassismus, gegen Rechte, gegen Hetze und Intoleranz. „Schnitzel of Destiny“ spielten zum Aufwärmen als Gelsenkirchener ihren Heimvorteil aus, Deutschpunk sollten später die „Deislers“ liefern. als Rantanplan-Ersatz wurde kurzfristig „La Familia“ aus Aachen gebucht.
Vereinzelte Punks mit einer Palette Hansa-Pils
„Sehr schade, die Absage“, sagte Christin Riedel. „Ich denke mal, wir werden jetzt eher lokal bleiben. Aber das ist auch okay.“ Die DGB-Jugendreferentin gehört zum Organisationsteam und ist bei der fünften Auflage überzeugt, dass sich „Laut gegen rechts“ etabliert hat in der Stadt.
An die 350 Besucher füllten gegen 18 Uhr den Platz, noch mit vornehmer Zurückhaltung zur Bühne. Viele darunter, die man erwarten durfte: Parteivertreter, vornehmlich von SPD, Linke und Grünen, Falken, Dezernenten, Initiativler, Gewerkschafter. Im bunten Reigen mischten sie sich mit vielen alten und noch mehr jungen Zuhörern. darunter viele mit Migranten-Wurzeln, aber auch vereinzelte Punks – die mit einer Palette Hansa-Pils das Glas-Verbot auf dem Platz unterliefen. Polizeikräfte uns Security konnten es ruhig angehen lassen. Die diffusen Drohungen aus der rechten Szene, sie waren wohl nur verbale Muskelspiele.
Verbalem Tabubruch folgt handfester Tabubruch
„Es ist beeindruckend und sehr ermutigend zu sehen, dass das Engagement gegen Rechts in unserer Stadt nicht nachlässt. Dass sich viele Menschen seit Jahren gegen rechte Parolen und rechte Hetze wenden. Dass sie sich einsetzen für ein buntes, für ein solidarisches Gelsenkirchen“, rief Frank Baranowski unter Beifall von der Bühne.
Dass es richtig und wichtig sei, Zeichen zu setzen, steht für den Oberbürgermeister fest: Aktuell zeige sich, „wie schnell ein gesellschaftliches Klima vergiftet ist. Wie schnell Menschengruppen ausfindig gemacht sind, die für alle subjektiv wahrgenommen oder realen Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht werden. Wie schnell es geht, dass alles, was man sich früher nicht zu sagen traute, nun doch ,auch einfach mal, gesagt werden’“ müsse. Und wie schnell eine Schamgrenze sinkt, einem verbalen Tabubruch einen handfesten Tabubruch folgen zu lassen“. Das, so Baranowski, „geht rasend schnell, und das stellen wir mit dem Aufkommen populistischer Bewegungen ja auch fest.“
>>> OB-Botschaft an die Partei „Die Rechte“
Der OB ging auf die Mail der Partei „Die Rechte“ im Vorfeld des Festivals ein, die er als Bedrohung empfunden hatte:
„,Frank Baranowski, wir sehen uns am 30.4. bei Laut gegen Rechts’, habt Ihr mir geschrieben!“, so der Oberbürgermeister. „Ich kann nur sagen: Ich bin hier! Und mit mir viele andere, die sich von Euren plumpen Einschüchterungsversuchen nicht beirren lassen.“