Gelsenkirchen-Altstadt. . Mehrere Bündnisse in Gelsenkirchen wollen ein Zeichen setzen gegen eine Veranstaltung der Partei „Die Rechte“ auf dem Bahnhofsvorplatz.

Wenn sich am kommenden Wochenende die Bahnhofstraße beim beliebten Blumen- und Gartenmarkt wieder in ein farbenfrohes Blütenmeer verwandelt, will eine Partei auf dem Bahnhofsvorplatz für einen eher tristen Farbton sorgen: braun! Die Partei „Die Rechte“ hat für Samstag, 7. April, 14 Uhr, eine Kundgebung angemeldet. Der Veranstalter rechnet laut Polizei mit 50 Teilnehmern.

Mit deutlich mehr Zulauf plant man am anderen Ende der Bahnhofstraße. Für den Heinrich-König-Platz haben die Gelsenkirchener Falken und die DGB-Jugend Emscher-Lippe zu einer Gegenkundgebung aufgerufen. Annika Eismann von den Falken geht davon aus, dass mindestens 300 Menschen ein Zeichen gegen Rechts setzen werden. „Ich habe am Sonntag vor Ostern von der Kundgebung der Rechten erfahren“, sagt Annika Eismann. Für sie war sofort klar: „Da müssen wir was machen.“ Sie holte die DGB-Jugend ins Boot und meldete noch am selben Tag die Kundgebung an.

Kooperationsgespräche mit Veranstaltern am Mittwoch

Auch andere wollen ihre Stimme gegen Rechts erheben. Drei weitere Kundgebungen sind laut Polizeisprecher Torsten Sziesze angemeldet, unter anderem von den Linken und dem Bündnis gegen „Die Rechte“. Wo diese stattfinden werden, sei noch offen. „Am Mittwoch finden mit allen Veranstaltern Kooperationsgespräche statt.“ In denen erklärt die Polizei die Spielregeln, an die sich am Samstag alle halten müssen. Dass zeitgleich Hunderte Menschen den Blumenmarkt besuchen werden, macht die Sache nicht einfacher. Sziesze: „Wir beziehen diese Veranstaltung natürlich in unsere Überlegungen ein, um allen die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.“

Es ist das erste Mal, dass „Die Rechte“ in Gelsenkirchen eine Kundgebung abhält. Die Partei stammt aus Dortmund, ist dort auch im Rat der Stadt vertreten. In Gelsenkirchen soll sie vor ein paar Monaten einen Ortsverein gegründet haben. „Klar macht uns das Sorgen“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. „Aber wir müssen uns an die demokratischen Spielregeln halten.“ Verhindern könne die Stadt eine solche Veranstaltung nicht. „Wir könnten Einwände geltend machen“, so Schulmann. „Aber am Ende würden die sich immer mit einer einstweiligen Verfügung durchsetzen.“

„Die sehen sich wohl als Straßenkämpfer“

Sorgen macht sich auch Michael Hannrath-Hanasek von der Demokratischen Initiative. Diese ruft dazu auf, sich an der Gegenkundgebung zu beteiligen.

„Die haben ja noch nicht mal ein Problem damit, dass man sie Nazis nennt“, so Hannrath-Hanasek. „Ich glaube, die sehen sich als Straßenkämpfer.“ Ihn erinnere das an die SA. „Die haben ja auch den Straßenkampf gesucht.“

Was Martin Schulmann halbwegs beruhigt: „Die bisherigen rechten Demonstrationen hier waren immer recht dünn besetzt.“ Der eigenen Erwartung der Rechten nach zu urteilen, könnte das auch diesmal so bleiben.


>>> KOMMENTAR: Schwer zu ertragen <<<

Es ist immer wieder schwer zu ertragen, dass eine freie Gesellschaft wie die unserige auch denen die demokratischen Spielregeln zugestehen muss, die sie mit Füßen treten und aktiv bekämpfen. Wenn also am Samstag 50 Nazis auf dem Bahnhofsvorplatz ihr Gedankengut der Öffentlichkeit präsentieren, können wir da leider nichts gegen machen. Genauer gesagt: Wir können die Kundgebung nicht verhindern – etwas machen können wir schon. Wir können ein Zeichen setzen und uns zu denen gesellen, die eine Gegenkundgebung ins Leben gerufen haben. Wir können aufstehen gegen Rechts und deutlich machen, dass wir ein paar ewig Gestrigen zwar für ein paar Stunden einen Platz für ihre Veranstaltung zur Verfügung stellen, dass aber für ihre menschenfeindliche Gesinnung in unserer Gesellschaft kein Platz ist.

Ein bisschen schade allerdings ist die Tatsache, dass es gleich vier Gegenkundgebungen geben wird. So verteilen sich die Menschen, die aktiv gegen Rechts eintreten, auf vier Standorte rund um die City. Alle an einem Ort hätte einfach eine bessere Wirkung. So könnte man die Größenverhältnisse zwischen Demokraten und Nazis noch besser demonstrieren.