Gelsenkirchen. Die Schalker Faninitiative feierte ihr 25-Jähriges gemütlich im Wohnzimmer GE mit El Fisch, Markus Kiefer und einem Geburtstagskind.
- Politisch aktive Fans waren im Gründungsjahr der Schalker Faninitiative etwas Außergewöhnliches
- Mit Bannern und Flugblättern machten die Aktivisten auf sich aufmerksam und fanden Unterstützer
- Gefeiert wurde das Silberjubiläum im Wohnzimmer GE in geselliger Runde bei Gesang von El Fisch
Es war Anfang der 1990er, als Unwörter wie „ausländerfrei“, „ethnische Säuberung“ und „Überfremdung“ kursierten. Bundesweit sorgten Gewaltanschläge für Schlagzeilen. Das gesellschaftliche Klima spiegelte sich auch im Stadion wieder. Als Fans, „die mit Herz und Verstand dem Verein Schalke 04 gehören“ wollten die Gründungsmitglieder der Schalker Faninitiative gegen Rassismus einfach nur Fußball feiern. Doch diese Freude war 1992 schwer getrübt. Die Empörung über die allerorten zunehmende Ausländerfeindlichkeit – auch im Parkstadion – sollte nicht in Tatenlosigkeit enden...
Schalker gegen Rassismus wurden sichtbar
25 Jahre später erinnert Susanne Franke auf der kleinen aber feinen Geburtstagsparty im Wohnzimmer GE an die Zeit. „Die Schalker gegen Rassismus wurden sichtbar mit Bannern und Flugblättern.“ Man habe Freunde und Unterstützer gefunden – aber auch Feinde. Die die Mitglieder der Fanini beschimpften, bedrohten – nicht nur verbal – und den Fanladen beschmierten. „Wir wurden sichtbar – in den Medien, auf den Plätzen und an den Schulen“, beschreibt sie die Anfänge der unerschrockenen Rassismus-Gegner in Blau-Weiß.
Angst ums eigene Wohl mündet wieder in Ausgrenzung
Politisch aktive Fußballfans, das war zu der Zeit etwas Außergewöhnliches. Aber „die Überzeugung, dass Nazis und Rassisten Arschlöcher sind, wurde auf Schalke breiter Konsens,“ betont Susanne Franke. Alles gut also? „Nein“, sagt sie, „weil die Angst ums eigene Wohl und vor Fremdem wieder in Ausgrenzung, Diskriminierung und Aggression mündet.“
Gründungsmitglied Football Against Rasism in Europe
Längst sind die Schalker gegen Rassismus Faninitiative ein gemeinnütziger Verein und Träger der freien Jugendhilfe, haben in Bonn den Förderpreis für Demokratie vom Bundestag verliehen bekommen und den Sprung über den Tellerrand gewagt: Die Fanini arbeitet auf Bundesebene eng mit dem Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) zusammen und setzt sich für Fan-Interessen, für den Erhalt von Stehplätzen und gegen die zunehmende Kommerzialisierung im Fußball ein. Nicht zu vergessen: Die Schalker Initiative ist Gründungsmitglied des europaweiten Fan-Netzwerks Football Against Racism in Europe (FARE).
El Fisch und Markus Kiefer auf der Bühne
25 Jahre nach ihrer Gründung wabern neue Unwörter durch den Sprachgebrauch. Gutmensch (2015) und Volksverräter (2016). „Wenn es heute wieder gegen die Schwachen in der Gesellschaft geht, dann finde ich, können diese Wörter nur Ehrentitel sein für diejenigen, denen am Herzen liegt, dass Gelsenkirchen und Schalke auch in Zukunft offen und gastfreundlich bleiben“, unterstreicht Susanne Franke, bevor El Fisch von den Lokalmatadoren das Steigerlied zur Gitarre anstimmt. Und Schauspieler Markus Kiefer später in die Rolle des Lebemanns Francois Villon schlüpft. Ach ja, man feiert nicht nur 25 Jahre Fanini, man feiert auch den Geburtstag von Fördermitglied „Manni“ Beck.
>>> Info: „Schalke unser“ für 99 Pfennige
Am 16. April 1994 erschien die Erstausgabe des Fan-Magazins „Schalke unser“ in einer Auflage von 2000 Exemplaren. Nr. 7 hatte bereits eine 6000er Auflage. Zu haben für 0,99 DM.
Die Fanini tourte durch Schulen, nahm an Demos gegen Rechts teil, veranstaltete Lesungen und Diskussionen, organisierte Ausstellungen. Der Fan-Laden ist an der Schalker Meile.