Gelsenkirchen. . Die Stadt Gelsenkirchen hat die Zahl der Politessen deutlich erhöht – mit Erfolg. Auch Privatpersonen agieren als Ordnungshüter. Eine App hilft dabei.
Die Stadt Gelsenkirchen hat sich den Kampf gegen Falschparker auf die Fahne geschrieben und Maßnahmen ergriffen. Seit Oktober patrouillieren 40 Politessen durch die Stadt. Bis dato schrieben nur 26 Ordnungshüter Parksünder auf. Erstes Zwischenfazit der Verantwortlichen: Die Bußgeldkasse klingelt. Die Zahl der aufgenommenen Verstöße ist direkt im ersten Monat um gut 20 Prozent gestiegen. Wem das noch nicht reicht, der kann per App selbst zum Ordnungshüter werden.
„Wir haben jetzt auch Kapazitäten, um in Wohngebieten zu kontrollieren“, erklärt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Damit erfüllt sich der Wunsch zahlreicher Anwohner, deren Einfahrt ständig zugeparkt oder Anwohnerparkplatz dauerbelegt ist. Sie forderten immer wieder Kontrollen in Wohngegenden. 20 bis 30 Bürgerbeschwerden erreichen die Stadt täglich. „An manchen Tagen sind es aber auch schon mal 100“, sagt Schäfer. Wenn möglich werde den Hinweisen dann auch nachgegangen.
Bis zu 150 Privatanzeigen pro Monat
Oft werden besonders Verärgerte jedoch selbst aktiv. Sie protokollieren rücksichtslos blockierte Radwege oder missachtete Halteverbote und melden die Verstöße beim Ordnungsamt. Zwischen 100 und 150 dieser Privatanzeigen werden dort jeden Monat aufgegeben.
Sie machen nur einen kleinen Teil der Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen Falschparkens aus (seit 2008 sind es im November im Schnitt 8200), dokumentieren aber das Bedürfnis nach härterem Durchgreifen gegen sündige Fahrer.
Einnahmen durch Bußgelder sind gestiegen
Dass die Stadt auch bisher nicht untätig bei der Parkproblematik war, zeigt die kontinuierliche Steigerung der Einnahmen aus Bußgeldern. 2014 lagen die noch bei 1,1 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es über 1,5 Millionen. Durch die Verstärkung der Kontrolltruppe dürfte die Zahl in diesem Jahr darüber liegen.
Wer nicht auf die offiziellen Kontrolleure warten will, hat zudem dem Möglichkeit, sich per Handyapp bei der Stadt zu melden. „Wegeheld“ nennt sich die virtuelle Politesse, die bereits in über 1000 deutschen Städten im Dienst ist.
Das Prinzip: Verstoß fotografisch festhalten, Nummernschild mit Fingerwisch schwärzen und Sünder an den öffentlichen Pranger auf der Webseite stellen – wahlweise mit originellem Erziehungsspruch. Mit ein paar zusätzlichen Klicks wird außerdem eine Anzeige direkt an das zuständige Ordnungsamt geschickt.
Service im Internet wird kaum genutzt
Diesen Service nutzen aber die Gelsenkirchener noch kaum. Lediglich zwei- bis dreimal pro Monat meldet sich die Online-Kollegin aktuell beim städtischen Ordnungsdienst. Dort wird das Formular behandelt wie eine Privatanzeige: „Es muss erkennbar eine Person dahinter stehen. Außerdem ist eine gerichtsfähige Ladungsadresse nötig“, erklärt Schäfer. Erst dann könne der Fall verfolgt werden – und die Kasse wieder klingeln.
>> Informationen zu Bußgeldern und zur App „Wegeheld“
- Bußgelder in Höhe von bis zu 35 Euro müssen Fahrzeughalter je nach Schwere des Parkverstoßes an das Ordnungsamt zahlen. Wird der Wagen abgeschleppt, entstehen schnell Kosten von mehreren Hundert Euro.
- Ab Jahresende können Verkehrssünder sofort sehen, wie teuer es wird: Die Höhe des Bußgeldes kann dann direkt auf die Verwarnung gedruckt und am Auto angebracht werden.
- Selbst Verstöße melden: Die App „Wegeheld“ gibt es für IOS und Android. Weitere Informationen und die Karte der „Sünder“ gibt es unter www.wegeheld.org