Gelsenkirchen-Bismarck. . In der Kleingartenanlage Bismarckhain in Gelsenkirchen gibt es jetzt einen „Garten der Sinne“. Beim Konzept hat der Blindenverein mitgearbeitet.

Gärten sind nicht allein ein Augenschmaus. Diese Tatsache hat der Kleingartenverein (KGV) Bismarckhain gezielt genutzt, um einen für Sehbehinderte und Blinde idealen „Garten der Sinne“ anzulegen. Im Rahmen ihres Sommerfestes mit Hüpfburg, Karussell und leiblichen Genüssen weihten die Vereinsmitglieder jetzt gemeinsam mit Mitgliedern des Blinden- und Sehbehindertenvereins diesen Garten ein.

Majoran, Nelken, Minze: Alle Pflanzen setzen, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt, unterschiedliche Gerüche frei. Neben dem intensiven Duft besitzen die Kräuter aber auch alle einen ganz eigenen Geschmack. Und selbst beim Betasten fällt auf: Jede Pflanze hat eine andere Blattstruktur. Im Bismarckhain wurden diese und weitere Sträucher und Pflanzen in mehreren Hochbeeten am Vereinshaus in die Erde gesetzt.

Ein Garten zum Fühlen, Schmecken, Tasten und Hören

Der 1. Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverein, Wolfgang Liffers, hat an dem Konzept für den Garten mitgearbeitet.
Der 1. Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverein, Wolfgang Liffers, hat an dem Konzept für den Garten mitgearbeitet. © Joachim Kleine-Büning

Die Idee dahinter war es, einen Garten für die Öffentlichkeit zu schaffen, den nicht jeder hat – ein Garten zum Fühlen, Schmecken, Tasten und Hören“, erklärt Ralf Dondrup, der erste Vorsitzende des Kleingartenvereins. Auch für ältere Menschen soll der Garten eine gelungene Abwechslung zum Alltag sein.

Entscheidend mitentwickelt hat das Konzept der Gelsenkirchener Blinden- und Sehbehindertenvereins. Werner Theilenberg, Vorsitzender des Stadtverbands der Kleingärtner, erklärt, wie es zu der Zusammenarbeit kam: „Wir haben ja im Trinenkamp die Färbergärten und wir tun auch viel für Kinder. Aber wir wollten auch etwas für eine andere Gruppe tun.“ Und da sein Nachbar im Vorstand des Blindenvereins ist, war die Zielgruppe schnell gefunden.

Willkommene Alternativen zu einer visuellen Welt

Ralf Dondrup ist Vorsitzender des Kleingartenvereins Bismarckhain,
Ralf Dondrup ist Vorsitzender des Kleingartenvereins Bismarckhain, © Joachim Kleine-Büning

Ralf Dondrup: „Ursprünglich stand die Idee unter dem Namen Blindengarten, aber das ist ein Wort, dass ich nicht gerne nutze. Der Begriff ‚Garten der Sinne‘ passt einfach besser.“ Neben Kräutern wachsen dort auch kleine Apfelbäume, Erdbeeren, Tomaten, Johannisbeersträucher oder Hortensien und Glockenblumen. Dem Plätschern zwei kleiner Wasserstellen, die in ein Beet eingelassen wurden, kann der Besucher lauschen. Mehrere Bänke laden außerdem zum Verweilen ein.

Der Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Gelsenkirchen, Wolfgang Liffers, freut sich über die neue Anlage: „Unsere Welt ist sehr stark auf visuelle Sachen eingestellt, deswegen bin ich froh, dass es auch solche Alternativen geben kann.“

Idee zum Garten der Sinne entstand schon 2012

2012 sei die Idee des Gartens entstanden.Aber es gab immer wieder Probleme bei der Umsetzung. Erst wurden Fördergelder nicht genehmigt, später sprang die Gafög kurzfristig ab. Doch davon ließ man sich nicht abhalten, erklärt Petra Sänger-Heinze. Um die Idee trotzdem in die Realität umzusetzen, entschieden sich die Mitglieder des Kleingartenvereins, selbst aktiv zu werden und den Bau in die Hand zu nehmen. Unterstützung gab es auch von zwei ortsansässigen Unternehmen.

Allerdings dauerte es dann eben ein wenig länger. Wenn alles rund läuft, sollen künftig auch Bäume, bei denen die verschiedenen Rinden ertastet werden können, integriert werden.