Gelsenkirchen-Altstadt. . Beim Bürgerforum im Grillo-Gymnasium waren Meinungen gefragt. Raum- und Städteplaner machten Vorschläge zum integrierten Entwicklungskonzept.

Grüne Lungen, sichere Radwege und Lebensräume, Platz für spontane Aktionen stehen unter anderem auf der Wunschliste von Gelsenkirchenern, die sich beim öffentlichen Bürgerforum im Grillo-Gymnasium Gedanken zur künftigen Aufenthaltsqualität in der City machen konnten. Die Stadtverwaltung hat sich zur Erstellung eines integrierten Entwicklungskonzepts für die City Stadt- und Raumplaner aus Dortmund ins Boot geholt.

Die stellten erste Ansätze ihres Konzeptes der Öffentlichkeit vor. In einer Stärke- und Schwächeanalyse will das Stadt- und Raumentwicklungsteam SSR herausfinden, woran es in der Innenstadt fehlt. Inhaber Marc Lucas Schulten sieht Schwerpunkte etwa in der Stärkung der lokalen Ökonomie, der Umnutzung von Leerständen, Verbesserung des sozialen Zusammenlebens, der Verkehrsanbindung oder auch der Aufwertung des Bildungszentrums.

Was Bürger von einer lebenswerten City erwarten

Schulten: „Wir wollen von den Bürgern wissen, ob wir mit unseren Vorschlägen auf dem richtigen Weg sind und von ihnen erfahren, was sie zusätzlich von einer attraktiven, lebens- und liebenswerten Innenstadt erwarten.“

Astrid Schöpker, Stadtplanerin,ist Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Stadterneuerung der Stadt Gelsenkirchen.
Astrid Schöpker, Stadtplanerin,ist Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Stadterneuerung der Stadt Gelsenkirchen. © Olaf Ziegler

Auch wenn nur etwa zwei Dutzend Gelsenkirchener erschienen waren, konnten sie die Vorschläge der Berufsplaner um etliche Kritikpunkte und Anregungen ergänzen. So sehen einige in der Neugestaltung der Ebertstraße eine Chance, mehr urbanes Leben in diesem Bereich zu ermöglichen. Mit der dann neu gestalteten aber immer noch unvollendeten Sichtachse werde die Katastrophe der 80er-Jahre nur repariert, meinte ein Anwohner. Weniger Beton, mehr Grün wünschten sich viele der Teilnehmer für die Innenstadt. Einig waren sich alle Besucher, dass ein Stadtbad in die City gehöre, eine alternative Standortfrage sich somit nicht stelle. Ein Problem machte ein Kaufmann von der Bahnhofstraße deutlich. Die Einkaufsstraße sei zwar stark frequentiert, saufe aber sozial ab, die Armut nehme zu. Die Kaufkraft sei auf unter 80 Prozent des Durchschnittswertes abgesackt. „Wir müssen den Dialog mit allen Beteiligten hinbekommen, um die Kaufkraft anzuziehen“, meinte er.

„Jugendliche und Kinder brauchen mehr Platz“

Marc Lucas Schulten ist als externer Fachmann für Stadt- und Raumentwicklung in das Projekt Stadterneuerung eingebunden.
Marc Lucas Schulten ist als externer Fachmann für Stadt- und Raumentwicklung in das Projekt Stadterneuerung eingebunden. © Olaf Ziegler

Im sozialen Bereich führe jeder Träger ein Eigenleben, kritisierte ein Besucher. Er forderte eine bessere Koordination der einzelnen Angebote, um mehr Effektivität zu erzielen. „Jugendliche und Kinder brauchen mehr Platz, um sich austoben zu können“, forderte ein Familienvater zusätzliche Freiräume. Die Wunschliste wurde immer länger: Umnutzung von Leerständen und Aufwertung baulicher Strukturen auf der Ringstraße, Definition des Handels auch über Kultur und Freizeit, Bau von Studentenwohnungen, Abriss von disfunktionalen Gebäuden auch an der Bahnhofstraße, zusätzliche Bildungs- und Kulturangebote, Installation von Lichtkunst in Tunnelbereichen, bessere Vernetzung von Grünräumen und Insellagen, Begrünung von Dächern und Fassaden, Anlegen von Nutzgärten und Streuobstwiesen, fantasievolle Gestaltung des fast „aseptischen“ Margarete-Zingler-Platzes.

Im Herbst gibt es die zweite Vorstellung

Im Herbst wollen die Dortmunder Stadt- und Raumplaner ihre Vorschläge für einen Entwurf erneut vorstellen. Stadtplanerin Janine Feldmann betonte, „dass die Stadt besonders an der Partizipation der Bewohner interessiert ist“. Das Erstellen des Entwicklungskonzeptes lebe von starker Mitwirkung der Bürger. Die Stadt gehe davon aus, dass das Konzept auch das Land überzeugen werde und Mittel über Städtebauförderung und Sonderprogramme nach GE fließen.

>> Info: Leitplan von 2004 beschreibt die Ziele

Die Stadt hat schon 2004 als Basis für Erneuerungsmaßnahmen einen Leitplan entwickelt. Darin beschrieben ist unter anderem neben einer Aufwertung des Wohnungsbestandes auch die Stärkung des öffentlichen Raumes, die Stabilisierung des Handels wie auch die Verbesserung der Freiraum- und Freizeitangebote. Im weiteren Projektverlauf sind im Sommer an zwei Tagen Passantenbefragungen geplant.

In zwei Bürgerforen sollen die Ergebnisse des Projektes der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert werden.