Gelsenkirchen. . Händler beklagen, dass der Kundenschwund am Margarethe-Zingler-Platz nicht durch Rewe aufgehalten wurde. Schuld daran sei vor allem die Stadt.
Der Hauptmarkt am Margarethe-Zingler-Platz verdient diesen Namen eigentlich längst schon nicht mehr. Die Marktbeschicker hatten sich durch den neugestalteten Platz und durch den Rewe-Markt eine deutliche Belebung versprochen, mehr Laufkundschaft, mehr Verkäufe, mehr Einnahmen. Doch diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt.
Freitagmorgen haben nur fünf Händler ihre Verkaufsstände aufgebaut, sonst stehen sie noch dienstags und samstags dort, ebenfalls von 8 bis 13 Uhr. „Hier hat sich nichts zum Besseren gewandelt, gar nichts“, sagt Kartoffelhändler Peter Habegger. „Das Gegenteil ist der Fall.“ Seit gut 28 Jahren verkauft er seine Kartoffeln, unter anderem auch Eier, Obst und Honig. Bis vor rund 15 Jahren sei alles gut gewesen, doch dann wurden die Stände weniger, weil viele Marktbeschicker ohne Nachfolger in Rente gegangen seien.
Fast nur alte Stammkunden kommen zu den Händlern
„Der grüne Markt stirbt aus, und die Klamottenhändler werden immer mehr“, beklagt sich Habegger. Tatsächlich steht jetzt auch ein Kleiderverkäufer dem Margarethe-Zingler-Platz. „Ich lebe nur noch von meinen Stammkunden. Wenn ich die nicht hätte, könnte ich mir einen Strick nehmen.“
Die 71-jährige Christa Hanelt ist eine solche Stammkundin. Kartoffeln oder Eier im Supermarkt zu kaufen, kommt für sie nicht in Frage. „Das ist der beste Stand hier“, lobt sie. „Ich werde hier immer sehr freundlich bedient und die Qualität ist gut. Ich bin vollauf zufrieden“, seit fast 20 Jahren.
Auch die Stammkunden von Geflügelhändlerin Erika Heitz, die seit 46 Jahren ihr Fleisch am Hauptmarkt verkauft, sind größtenteils Rentner. „Die Jugend kocht ja heute kaum noch frisch, sondern isst of Fertiggerichte.“ Seit der Rewe geöffnet hat, habe sie gute 50 Prozent Einbußen an Einnahmen.
Die schlechte Parksituation verringert wohl die Anzahl der Kunden
Jedoch nicht nur wegen des Supermarkts: „Die Stadt macht viel kaputt.“ Denn es fehlen Parkplätze. Die nahgelegene Tiefgarage sei meist morgens schon voll und wenn doch mal jemand unerlaubt sein Auto parke, habe ihm eine Politesse schon längst aufgelauert und stelle ein Knöllchen aus. Oder potenzielle Kunden führen mehrmals um den Platz herum und dann ohne wieder Parkplatz weg. „Natürlich bleibt die Hoffnung, dass es hier besser wird. Dafür müsste aber ein Wunder geschehen.“
Dagegen hofft der niederländische Fischverkäufer Hein van den Berg nicht auf ein göttliches Einschreiten, sondern sieht die Stadt in der Pflicht. „Die Stadtgebühren sind unheimlich teuer“, klagt er. In Holland würden diese im Winter erlassen, damit mehr Stände aufgebaut werden und auch die Geschäftsleute der umliegenden Läden seien mit im Boot. „Wenn ich machen dürfte, wie ich wollte, würde ich den Markt vollkriegen.“
Hoffnungsschimmer trotz düsterer Zukunftsprognosen
Selbst wenn die Zukunftsprognosen für den Hauptmarkt düster sind, geben die seit Jahrzehnten loyalen Händler ihn noch nicht auf. „Wir haben zwar nur zwei oder drei Laufkunden am Tag“, sagt Petra Czudzowitz von Peters Kartoffelland. „aber zu den Feiertagen, Ostern oder Weihnachten, kaufen sie bei uns, weil sie gute Kartoffeln haben wollen. Und sie wissen, dass sie die bei uns bekommen, auf dem Markt.“
Solche Saisonumsätze sind allerdings wohl viel zu wenig, um den Hauptmarkt langfristig wiederzubeleben und damit zu retten. Immerhin, an Samstagen stehen nicht fünf, sondern etwa ein Dutzend Stände am Margarethe-Zingler-Platz.