Gelsenkirchen-Heßler. . Die Tafel mit historischen Daten des früheren Westermann-Hofes, der 1332 erstmals urkundlich auftauchte, wurde am Donnerstag enthüllt.
Die Unesco-Auszeichnung des Ziegenmichel-Hofs als anerkannter außerschulischer Lernort ist noch taufrisch, da gibt es für Hofgründer Michael Lorenz und das ganze Team schon die nächste Würdigung: Der Wiederaufbau des Hofs und seiner Landwirtschaft an der Eggemannstraße ist jetzt auch ein offizieller Erinnerungsort.
Kinder fragten: „Was war hier eigentlich früher mal?“
Die Kinder, die an Angeboten des Ziegenmichels teilnehmen, waren die eigentlichen Initiatoren. Weil sie, wie Michael Lorenz bei der Enthüllung am Donnerstag erzählt, immer wieder gefragt hätten: „Was war hier eigentlich früher mal?“ Wenn das kein Ansporn ist... Lorenz ließ die Netzwerk-Drähte glühen, fragte beim Nachbarn nach, erkundigte sich via social media und kam, auch Dank der Hinweise von der Plattform Gelsenkirchener Geschichten, auf den Namen Westermann. „Und dann habe ich im Schloss Horst nachgefragt.“
Kleine Bauerschaften und Höfe in der Emscherregion
Wolf Hoffmann, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Horst, wiederum nutzte den bestehenden kurzen Weg zum Institut für Stadtgeschichte (ISG) und weckte ratzfatz das Interesse von Prof. Stefan Goch. Soweit die Entstehungsgeschichte im Zeitraffertempo.
Wesentlich länger ist natürlich die Historie von Westermanns Hof, die jetzt auf einer Tafel mit 1500 Zeichen beschrieben steht – direkt am Eingang zum Ziegenmichel. Sie erinnert an die Zeit vor der Industrialisierung, als kleine Bauerschaften und einzelne Höfe das Bild der Emscherregion bestimmten.
1332 erstmals urkundlich erwähnt
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1332 im sogenannten Kettenbuch des Stiftes Essen. Henricus Westen wurde darin als erster Pächter aufgeführt. Der Name der Familie auf dem westlichsten Hof der alten Bauerschaft Heßler wandelte sich im Laufe der Zeit über ter Westen bis Westermann. 1847 kaufte sich die Familie Westermann von der Grundherrschaft frei. Und 1914 verkaufte der letzte Bauer Westermann sein Anwesen an die Bergwerksgesellschaft Hibernia. Die Zeche Wilhelmine Victoria setzte neue Pächter ein...
Soweit der Blick zurück, der gleichzeitig ein Brückenschlag in die Neuzeit ist. Immerhin ist bei den alten Westermännern mit dem Ziegenmichel-Hof wieder Landwirtschaft eingekehrt.
Weitere Informationen via QR-Code
An die 250 Erinnerungstafeln gibt es inzwischen in der Stadt. Ursprünglich entstanden aus der Idee, die Geschichte des Nationalsozialismus sichtbar zu machen, haben Stefan Goch und sein Team inzwischen weitere Erinnerungskapitel an Gelsenkirchener Geschichte aufgeschlagen. Und der Schritt in die Moderne ist vollzogen: Die Tafeln tragen QR-Codes, die weitergehende Informationen aufs Smartphone bringen – oder Wege zu geschichtsträchtigen Orten weisen.