Gelsenkirchen-Horst. Der Vorsitzende des Fördervereins Schloss Horst war dabei, als die Rolling Stones ihren ersten Auftritt auf Kuba zu einem historischen Ereignis machten.

Wenn alte, vom Leben und vom Drogenkonsum gezeichnete Männer zu Gitarre und Schlagzeug greifen und dabei laut singen, dann kann das als Ruhestörung empfunden werden. Wenn es aber die Rolling Stones tun und das auch noch auf Kuba, dann wird daraus ein historischer Moment. Wolf Hoffmann und seine Tochter Rachel haben ihn live miterlebt in Havanna.

Als der Karibik-Urlaub im Herbst vergangenen Jahres gebucht wurde, standen für Familie Hoffmann eine Inselrundreise und die anschließende Erholung am Strand auf dem Programm. „Damals war nur klar, dass der Papst kommt“, erzählt Wolf Hoffmann (58), der Vorsitzende des Fördervereins Schloss Horst, von den Reisevorbereitungen. Als sich vor Ort aber herausstellte, dass an Karfreitag die Stones auftreten und dass es für das kostenlose Konzert auch noch Karten gab, war die Entscheidung schnell getroffen.

Busfahrt kostete einen Monatslohn

Unkompliziert war es auch, im 140 Kilometer entfernten Varedero die Busreise zu organisieren. Wolf Hoffmann: „Etwa 35 Euro hat sie pro Person gekostet. Für uns ein angemessener Preis, für Kubaner mehr als ein Monatslohn.“

Nach zwei Stunden Busfahrt und einem zweieinhalb Kilometer langen Fußmarsch fanden sich Wolf und Rachel Hoffmann auf dem großen Platz in Havanna ein, wo schätzungsweise zwischen 450 000 und 500 000 Zuschauer den ersten Auftritt der Rocklegenden im sozialistisch geprägten Inselstaat verfolgten, entweder direkt vor der Bühne oder auf einem der fünf Großbildschirme. Wolf Hoffmann: „Alles lief diszipliniert und absolut friedlich ab.“ Dass es keinen Alkohol zu trinken gab, sollte sich in Bezug auf den Stoffwechsel als positiv erweisen. „Es gab auf dem ganzen Platz nur eine Toilette. Und die bestand aus einem umbauten Gully am Straßenrand. Da musste man nicht mehr.“, erinnert sich Hoffmann.

Mit jugendlicher Zurückhaltung

Was ihn erstaunt hat: Die körperlich so gelenkigen und rhythmisch so begabten Lateinamerikaner verfolgten den Auftritt von Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ron Wood mit auffallender Zurückhaltung. Was daran liegen mag, dass das junge Publikum die Stones nicht kennt und noch ungeübt ist im Umgang mit Rock-Größen. „Nach einer Stunde verließen schon die ersten den Platz“, so Hoffmann. Eine weitere Stunde plus „Satisfaction“ als Zugabe, da war der historische Moment auch schon passé. Verpasst hat ihn Hoffmanns Ehefrau Barbara. Sie blieb im Hotel zurück und erinnerte sich an den Auftritt der Stones in Gelsenkirchen, den sie als Notärztin im Parkstadion miterleben durfte.