Gelsenkirchen-Heßler. . Die Unesco-Kommission hat den Hof von Dieter Lorenz ausgezeichnet. Er ist ein Paradebeispiel für außerschulischer Bildung.

Mit einer ganz besonderen Würdigung ihrer Arbeit kehrten Michael Lorenz und Stefanie Tietze in dieser Woche aus Berlin zurück: Der Ziegenmichel wurde von der deutschen Unesco-Kommission und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung als offizieller Lernort ausgezeichnet.

In der Jury-Begründung heißt es: „Die Lernorte des Ziegenmichels weisen eine besonders starke Integration der Nachhaltigkeitsprinzipien in Bildungsinhalte und -methoden sowie in die Bewirtschaftung der Lernorte auf. Sämtliche Lernangebote sind inhaltlich auf die Ziele von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) abgestimmt und werden stetig evaluiert und weiterentwickelt.“

Dependancen Kinderland und Kinderburg

Der Ziegenmichel-Hof an der Eggemannstraße, die „Keimzelle“ des neuen Lernortes mit seinen beiden Dependancen Kinderland (Nordsternpark) und Kinderburg (Revierpark Nienhausen), erfuhr somit knapp 30 Jahre nach seiner Gründung durch Michael Lorenz, Christian Weiß und Mark Stölting eine herausragende Wertschätzung. „Ich freue mich. Das Engagement des Ziegenmichels mit all seinen Facetten ist eine sehr bemerkenswerte Sache“, sagt Bildungsdezernentin Annette Berg.

„Global denken, lokal handeln“

Die Auszeichnung reihe sich ein in eine kleine Erfolgsgeschichte: „Gelsenkirchen ist nominiert für den Nachhaltigkeitspreis, ist in Stufe 2 des Programms Zukunftsstadt 2030+ und hat mit dem Ziegenmichel einen offiziellen Lernort.“ Lorenz gibt das Kompliment gerne zurück, weist auf die gute Zusammenarbeit mit der Stadt hin. „Was uns alle antreibt ist: global denken, lokal handeln. Wir haben hier schon vor 15 Jahren erkannt, dass Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist. Das ist die Message.“

Enorme Vernetzungspolitik

Die Vernetzungspolitik, die man in Gelsenkirchen betreibe, sei enorm. Lorenz lacht: „Wir waren mit so vielen Leuten in Berlin, dass die Hamburger staunten.“ Auf eigene Kosten übrigens, denn die Unesco-Auszeichnung sei nicht mit finanziellen Zuwendungen verbunden, „nur mit Ehre“.

Außerschulische Bildung ist längst Programm an den drei Ziegenmichel-Standorten. Erinnert sei etwa nur an die essbaren Gärten, das Generationenkochbuch, frühkindliche Angebote, interkulturelles Lernen, Einsatz im Bereich Gesundheit und Ernährung oder die Einrichtung des Demenz-Sinnesgartens, der Umgang mit Tieren oder Kompetenzförderung.

Bildung als Schlüssel für Zukunft

Nicht zu vergessen das arbeitsmarktpolitische und integrative Engagement: Neun der insgesamt 50 Ziegenmichel-Beschäftigten haben ein Handicap. Michael Lorenz bricht die Arbeit auf einen Nenner herunter: „Alles, was wir hier machen, ist letztlich Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wir müssen nur dafür sorgen, dass Bildung als Schlüssel für Zukunft immer greifbar ist, um Türen zu öffnen.“

Hier wachsen Potenziale heran

80 DIN-A-4-Seiten stark war das Bewerbungspaket, das Betriebsleiterin Stefanie Tietze im Mai auf den Weg brachte, das von Experten auf Herz und Nieren geprüft wurde. Die Arbeit hat sich gelohnt. Auch für die Stadt, die in der Außenwahrnehmung gern als am Boden liegend wahrgenommen werde, wie Lorenz bemerkt. Er glaubt fest daran, dass die Wirtschaft darauf aufmerksam wird, welche Potenziale hier heranwachsen. Das sei eine große Chance.

>>> Info: Auf Grundmauern aufgebaut

Als Michael Lorenz mit zwei Freunden die Arbeit auf dem Gelände in Heßler aufnahmen, standen von dem ursprünglichen Bauernhof noch die Grundmauern. Sukzessive entstand dort der heutige Ziegenmichel-Hof.

Das Kinderland im Nordsternpark wurde 2008 eröffnet, die Kinderburg im Revierpark in der Feldmark 2011.